Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
Frühstück, dann die Arbeit. Ich schlenderte in mein Zimmer zurück, zog mir Shirt und Trainingshose an und begab mich in die Küche.
„Dein Frühstück steht noch auf dem Tisch“, informierte Großmutter mich.
Erstaunt hob ich die Augenbrauen. „Oh … Danke.“ Das hätte ich jetzt nicht gedacht, wo es doch hieß, dass ich früher aufstehen musste, wenn ich noch was essen wollte. Doch in der Tat, auf dem Esstisch stand noch alles, was ich brauchen würde. Zwei Brötchen, mein Ei – fürsorglich in einem Eiwärmer – Butter und Marmelade.
Erstaunt nahm ich Platz, winkte Großvater zu, der im Wintergarten saß und in einem dicken Bildband blätterte, als sich meine Mum plötzlich in mein Blickfeld schob.
„Na, wie geht es dir?“ Sie setzte sich mir gegenüber.
„Gut. Ich will heute Abend raus, also muss ich … naja, noch ein bisschen was machen“, erklärte ich, während mein Messer das Brötchen bearbeitete.
„Mhm … ja, rasieren und so, nicht?“
Ohne den Kopf zu heben, hob ich allerdings meinen Blick, hielt mit dem Messer inne und sah sie prüfend an. „Möglich …“ Ausweichend, nicht zustimmend. Hatte ich Lust, Mum wieder Rede und Antwort zu stehen, warum ich meine Schamhaare im Klo runterspülte? Oder besser im Abfluss?
Mehr noch als die Tatsache, dass sie mich überhaupt gefragt hatte, erschreckte mich jetzt dieses freudige Aufblitzen in ihren Augen. Und bei der nächsten Frage fiel das Messer erst aus meiner Hand, klirrend auf den Teller, wo es von da über die blütendweiße Tischdecke rutschte, auf meinen Schoß fiel und auf dem Boden landete. Liebevoll eine dunkelrote Sauerkirschmarmeladenspur hinter sich herziehend.
„Wollen wir das nicht zusammen machen?“
Wir schauten beide dem Messer nach und ich spürte, wie mir das Blut in die Wangen schoss, als ich es aufhob. „Äh … was?“
„Naja, dein Vater und ich haben gestern lange geredet und … es hat uns erschrocken, dass du gedacht hast, wir würden uns nicht mehr lieben.“
„Und deswegen willst du dir jetzt die Beine rasieren? Damit ich mir bewusst mache, dass ihr euch noch liebt?“ Ich war verwirrt.
„Quatsch. Nein, dein Vater hat mich zum Essen eingeladen und danach gehen wir tanzen. Wie alte Leute das eben so machen. Ganz gediegen.“
Verdammt, ich hätte nicht so viel vom Erwachsen werden sprechen sollen. Machte Mum jetzt eine Metamorphose durch? Von der Hausfrau zurück in die spätpupertäre Teenyphase? Das konnte nur nach hinten losgehen.
„Oh … freut mich“, presste ich raus und hob endlich mein Messer auf.
„Ja, und da du dich damit bereits auskennst … Jake, ich will nicht an dir herumkritisieren. Ich möchte, dass wir etwas haben, was uns verbindet.“
„Schamhaare?“ Ich unterdrückte ein Lachen. „Uns verbinden … Schamhaare?“
„Naja … Ich möchte mich heute schön machen für deinen Vater.“ Sie knibbelte an einer Serviette herum. „Und ich hatte … gehofft, dass wir … naja, etwas zusammen machen können.“
Gut, das zum Thema ‚leckere Brötchen beim Frühstück’, denn ich legte meins nun weg. Mums Schamhaare auf meinem Brötchen, wenn auch nur im übertragenen Sinn, das ging gar nicht.
Als ich jedoch aufsah, schluckte ich eine unpassende Antwort hinunter. Sie schaute mich so herzzerreißend bettelnd an, dass ich seufzte.
„Ich bin aber nicht dabei, wenn du dich … da rasierst! Und du bei mir auch nicht! Dass das gleich klar ist! Nur Beine und Achseln, alles klar?“
„Natürlich. Oh, ich hatte gehofft, dass du zustimmst. Ich habe nämlich schon einen Termin gemacht und für später noch einen Zweiten. Los, zieh dich an.“ Sie strahlte und sprang auf.
„Was? Mum, was für einen Termin? Mum!“
„Na ich kann doch nicht mit solch einer Frisur zu einer Verabredung mit deinem Vater gehen.“
„Verabredung? Ihr wohnt unter einem Dach. Holt er dich aus dem Schlafzimmer ab?“
„Mal sehen. Also los.“
„Ich geh nicht zu euren Friseuren!“ Stur musterte ich sie mit verschränkten Armen.
„Jake, das weiß ich. Los, zieh dich an.“
Mir lag ein lautes ‚Warum’ auf der Zunge, doch ich fügte mich. Verdammt, ich war einfach zu neugierig. Was hatte sie nur mit mir vor? Schnell warf ich mich in Hose, Shirt und Schuhe und trat zur Haustür, wo sie schon ungeduldig wartete.
Unterwegs schoss es mir durch den Kopf, dass ich meinen Mp3 – Player hätte mitnehmen sollen, da sie mir in einer Tour die Ohren vollfaselte, wie schön es doch sei, das wir etwas zusammen
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