Junge Liebe 050 - Bye,bye, Mauerblümchen
war mir erstmal egal.
Was die Jungs da ablieferten, jagte mir eine heiße Gänsehaut über den Rücken.
Diese vier italienischen Kerle sangen mit tiefen, ruhigen Stimmen, und ich starrte mit offenem Mund zur Bühne.
In meinem Kopf schwirrten die Gedanken hin und her. Ich konnte mich einfach nicht bewegen, ich lauschte nur dieser Musik, schluckte immer wieder.
„Gefallen sie dir?“, fragte Madeleine plötzlich dicht an meinem Ohr. Bevor diese vier Wahnsinns-Musiker aufgetaucht waren, wäre ich vermutlich durch die Nähe wieder tiefrot geworden, doch jetzt nickte ich nur weggetreten. Himmel, hatte Musik mich je so gefesselt?
Ich spürte Madeleines Hand an meinem Arm. Mit verklärtem Blick sah ich sie an, lächelte leicht. Und auch sie schaute mir in die Augen.
Die Situation machte mir Angst, denn ihre Signale waren deutlich. Sie wollte küssen. Aber ich dachte nur an diese tollen Stimmen. Ich wollte jetzt nicht küssen. Ich könnte etwas verpassen.
Um sie nicht gänzlich von mir zu stoßen, legte ich meine Hand auf ihre, streichelte leicht darüber, wunderte mich nicht mal, warum das alles so schnell ging. Es fühlte sich so normal an. Und solange ich in Ruhe den Jungs da vorn zuschauen konnte, war mir alles recht.
Drei geschlagene Lieder lang rührte ich mich nicht, sah nur nach vorn. Der Leadsänger hatte es mir wirklich angetan. Die meiste Zeit hatte er die Augen geschlossen, ging mit seinen Texten, die ich nicht verstand, regelrecht mit und ließ mich immer wieder innerlich seufzen.
„Möchtest du tanzen?“, fragte mich Madeleine plötzlich.
Oh verdammt, ich hatte sie vollkommen vergessen. „Was? Oh … ja, gern.“ Blinzelnd stand ich auf, schlängelte mich mit ihr an der Hand durch die Tische hindurch zur Tanzfläche. Und da ich keinen Augenblick auf der Bühne verpassen wollte, nahm ich hier und da sogar etwas Tischdecke mit, dass sogar ein, glücklicherweise leeres, Glas umkippte, merkte ich zu spät.
Madeleine legte ihre Arme um meinen Hals, den Kopf an meine Brust und gemeinsam bewegten wir uns zu dieser umwerfenden Musik. Meine Arme schlossen sich um den zierlichen Körper und immer wieder sah ich auf, schaute zu dem Leadsänger, dem ich nun viel näher war. Mich verwirrte der Gedanke, dass ich ihn immer wieder anstarrte, doch die samtweiche Stimme schien mich komplett einzunebeln.
Vermutlich war das ein extrem romantisches Date und ich nahm mir vor, meiner Mutter zu danken. Hätte sie mich nicht in den Kosmetiksalon geschleppt, hätte ich Madeleine nicht kennengelernt und wäre nicht hier gelandet, sondern in dem Club darüber, wo Billard gespielt wurde und laute Musik durch den Raum jagte. Wo es nicht so schön war wie hier. Ob es nun an den Maikäfern lag oder an Madeleine oder vielleicht an dem Gesamtkonzept des Dates wusste ich nicht, aber es fühlte sich perfekt an.
Nach mehreren Liedern machten die Jungs eine Pause.
„Ich bin gleich wieder da. Ich muss mal … naja …“ Ich lächelte sie an und verdrückte mich aufs Klo. Im Gegensatz zum Grim wusste hier anscheinend jemand ziemlich genau, wie ein Wischlappen funktionierte. Alles war sauber, also begab ich mich in eine der Kabinen, als plötzlich die Tür zum Klo aufging und italienische Wortfetzen zu mir drangen. Oh nein, die Musiker waren mit mir zusammen auf dem Klo! So leise wie möglich, versuchte ich zu pinkeln, doch umso leiser ich es versuchte, umso lauter wurde es in meinen Ohren. Peinlich. Schnell zog ich mich an und trat aus der Kabine. Es waren der Leadsänger und der Kerl von rechts außen, die an den Urinalen standen.
Ich trat an die Waschbecken, wusch mir übertrieben gründlich und lange die Hände, fuhr mir danach damit durch mein Haar.
„Hallo.“
Ich schaute nach rechts, lächelte verlegen. „Hi…“
„Gefällt dir … unsere Musica?“, fragte der Leadsänger mit starkem Akzent.
„Sie ist … ja, sie ist … toll …“, stammelte ich, leckte mir über die trockenen Lippen.
„Questo è bello. Sehr schön. Sono Diego.“ Er streckte mir die Hand hin, die ich schüttelte.
„Ich … ich bin Jake.“ Wieder schluckte ich. Hallo? Komm mal zu dir, sagte ich mir immer wieder. „Spielt ihr … nochmal in unserer Stadt?“
Diego schaute seinen Bandkollegen an.
„Domani notte … im Caesars Garden“, grinste der und verließ dann sichtlich amüsiert das Klo.
Worüber freute der sich jetzt so? Ich sah ihm stirnrunzelnd nach. Und verstanden hatte ich auch nichts. Fragend schaute ich Diego
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