Jungen und Maedchen - wie sie lernen
gespritzt“ hatte, verhalten sich später wie Männchen , die andere Weibchen „besteigen“ wollen, und umgekehrt. Dies ist möglich, da sich die Architektur des Gehirns in den ersten Tagen nach der Geburt herausbildet. Beim Menschen beginnt diese Entwicklung ab der 6. Schwangerschaftswoche, also lange vor der Geburt (s. „A“). 9)
Selbstwertgefühl von SchülerInnen
Selbstwertgefühl läuft bei den Mädchen über Leistung, weil sie sich ja als Individuen sehen; bei Jungen hingegen läuft es nicht über die Leistung. Jungen identifizieren sich mit bestimmten Leuten in der Klasse, z. B. mit den Schlecht-Lesern (wir, die Schlecht-Lese-Gruppe, Lesen ist Weiberkram). Weshalb Sie das Problem nicht mit Nachhilfeunterricht zu Hause lösen können, denn der Junge braucht die Anerkennung der „Schlecht-LeseMänner“. Und aus der Gruppe will er ja gar nicht herausfallen. Wenn er nun aber plötzlich anfangen würde, besser zu lesen, dann sagen die: Du spinnst wohl, das ist Weiberkram. Das heißt, Sie müssen die ganze Gruppe verbessern (vgl. Seite 51).
TURNER-Syndrom
Betroffene Menschen sind, wenn wir es ganz genau nehmen, weder „richtig“ männlich noch „richtig“ weiblich, denn es fehlt ihnen ein Chromosom. Sie kommen nicht mit XX oder XY auf die Welt, sondern haben nur ein einziges X . Da das Y (welches die männliche Entwicklung ermöglicht) fehlt, müssen sie sich weiblich entwickeln (s. Default-Wert , Seite 95 f.). Daher auch die Bezeichnung: „X-Frauen“. Zwar verläuft die äußerliche Entwicklung (inkl. der Gehirn-Architektur) weiblich, aber um innere Organe, die zur Mutterschaft befähigen, entwickeln zu können, sind immer zwei X-Chromosomen nötig. Daher entwickeln diese Frauen sich äußerlich extrem weiblich (viele sind Top-Models), trotzdem können sie niemals Mütter werden. (Drei weitere „variable“ Entwicklungen, s. „W“, Seite 120 ff.)
Ungleich oder gleich?
Die unselige Diskussion über falsch verstandene Gleichheit (s. Gender-Mainstreaming , Seite 97 ff.) stammt aus der Verwechslung von GLEICHHEIT mit GLEICHE CHANCEN. Ich bin 100 % für gleiche Chancen, aber genauso 100 % gegen die alles einebnende GLEICHMACHEREI , die lediglich MITTELMASS für alle schafft. Es dürfte doch nachdenklich stimmen, daß Deutschland in einem Punkt im PISA-Test (2000) gesiegt hat: in „sozio-ökonomischer Distanz“. Im Klartext: Wiewohl wir krampfhaft versucht haben, dafür zu sorgen, daß Jungen und Mädchen möglichst GLEICH behandelt werden (weil sie ja angeblich gleich sind), bieten wir unseren Kindern AM WENIGSTEN CHANCEN-GLEICHHEIT von allen. 10)
Mit „sozio-ökonomischer Distanz“ ist gemeint: Wer aus bildungsfernen und/oder armen Verhältnissen kommt, hat in unserem Bildungs-System so gut wie KEINE CHANCEN. Also lieber zugeben, daß wir anders sind, damit jedes Kind gemäß seinen Gaben optimal gefördert werden kann. Und wenn Jungen (vor der Pubertät) sportlich so viel besser sind als Mädchen – was soll's? Wenn Mädchen (vor der Pubertät) so viel schöner schreiben können – was soll's? Optimale Entwicklung, wie ich sie in diesem Buch „predige“, bedeutet, daß die CHANCEN-Gleichheit größer wird. Merke: Gleiche Chancen werden umso wichtiger, je mehr wir anerkennen, daß es individuelle Unterschiede gibt: Zum einen, weil Kinder neuronal unterschiedlich sind (s. PERKINS Seite 99), zum anderen, weil Menschen unterschiedliche Begabungen aufweisen. Und zum dritten, weil Jungen und Mädchen sich stark voneinander unterscheiden. Wir tun ihnen keinen Gefallen, wenn wir diese Unterscheide weiterhin leugnen!
Vorgeburtliche Entwicklung
Ab der 6. Schwangerschaftswoche beeinflussen Hormone die Entwicklung der sogenannten ARCHITEKTUR DES GEHIRNS. Ein genetisch männliches Wesen muß im Mutterleib quasi in männlichen Hormonen „baden“, während dieselben Hormone ein genetisch weibliches Wesen „männlich machen“ können. Leider kann dies auch durch den Einfluß von Medikamenten passieren. So wurden tausende von ungeborenen Babys durch Medikamente mit hormonähnlicher Wirkung in ihrer Entwicklung „umgepolt“. Diese Mittel gab man Schwangeren in den späten 1950-er Jahren (bis in die späten 1970-er Jahre) – ohne zu ahnen, was man da anrichtete. Das ist die Gefahr, wenn man Studien von 2 bis 3 Jahren als „Langzeit-Studien“ deklariert! Als diese Kinder heranwuchsen und diverse „Probleme“ entwickelten, die man zunächst für Einzelfälle hielt, begann man langsam zu
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