Junger, Sebastian
Steilhangs. Ein Leichnam fiel von der Skedko-Rettungstrage, als er in
den Helikopter gehievt werden sollte, und eine schnelle Eingreiftruppe, die von
der Battle Company eingeflogen worden war, musste ihn fast die ganze Nacht über
suchen.
Kalenits
erinnerte sich dann nur noch, von Ärzten der Basis in Asadabad mit Nadeln
traktiert worden zu sein; und als Nächstes fand er sich in Deutschland wieder.
Als seine Mutter nach Hause kam, wartete dort die Nachricht, sie solle sich
unverzüglich mit dem Militär in Verbindung setzen. Als sie das tat, riet man
ihr, lieber so schnell wie möglich nach Deutschland zu fliegen, wenn sie ihren
Sohn noch lebend zu Gesicht bekommen wollte. Er lebte noch, als sie eintraf,
und erholte sich schließlich so weit, dass er in die USA zurückkehren konnte.
O'Byrne
hat fast die gesamte Zeit geschwiegen. »Hat jemand das Thema Nachtmarsch
erwähnt«, sagte er schließlich. »Als es losging, hat jemand darauf
hingewiesen?«
Ich
weiß, warum er fragt: Dem 2 nd Platoon wurde einmal befohlen,
tagsüber eine Hügelkuppe zu räumen, und dabei geriet er außerhalb der Stadt
Aliabad in einen schlimmen Hinterhalt. Einen Schützen namens Steiner traf ein
Geschoss in den Helm, aber er kam mit dem Leben davon.
»Nein
- der Lieutenant hat befohlen: >Wir brechen jetzt auf<«, antwortet
Kalenits. »Was würdest du ihm sagen?«
»Fuck
off?«, schlägt O'Byrne vor.
Kalenits
schmunzelt, aber es ist doch keine Idee, die jemand weiterverfolgen wollte.
-1-
KORENGAL-TAL,
AFGHANISTAN - Frühling 2007
O'Byrne und die Männer der Battle Company trafen in der
letzten Maiwoche ein, als die Flüsse Hochwasser führten und die Berggipfel
noch schneebedeckt waren. Von Apache-Kampfhubschraubern eskortierte Chinooks
umrundeten einen mächtigen düsteren Berg, der Abas Ghar hieß, dröhnten ins Tal
und setzten inmitten von Staubwolken auf dem winzigen Landeplatz auf. Die
Männer schnappten sich ihre Ausrüstung, entfernten sich im Gänsemarsch von den
Vögeln und gerieten augenblicklich unter Mörserbeschuss. Der Feind wusste,
dass eine neue Einheit ins Tal kam, und das war sein Willkommensgruß; vierzehn
Monate später würde er sich auf dieselbe Weise verabschieden. Die Männer
suchten Deckung im Reparaturschuppen, schulterten anschließend ihre Ausrüstung
und kletterten dann hinauf zu ihren Zelten oberhalb der Basis. Sie brauchten
nicht mehr als hundert Meter aufzusteigen, aber die Anstrengung kostete fast
alle die letzte Kraft. Um sie herum schwangen sich die Berge in alle Richtungen
hinauf. Die Männer wussten, dass sie wohl noch vor Jahresfrist auf allem würden
herumklettern müssen, was sie jetzt vor Augen hatten.
Die Basis
hieß Korengal Outpost - der »KOP« - und galt als einer der gefährlichsten
Posten in Afghanistan. Er bestand aus einer Ansammlung trostloser Bunker,
Natodraht und Bretterbuden, bee huts genannt,
die sich auf einem steilen Berghang über mehrere Hundert Meter bis zu einer
Gruppe von Gewehrfeuer zerfetzter Stechpalmen erstreckte. Es gab einen Sperrholzschuppen,
der als Hauptquartier diente, ein paar gemauerte Schutzbauten, in denen die
Männer schliefen, und kleine Sandsackbunker zum Schutz vor Mörserangriffen. Die
Männer bekamen nur eine warme Mahlzeit am Tag, die sie in einem grünen
Armeezelt zu sich nahmen, und duschten einmal die Woche mit Wasser, das aus
einem örtlichen Wasserlauf heraufgepumpt wurde. Hier und da hatte man
PVC-Rohre schräg in den Boden eingegraben, damit die Männer hineinurinieren
konnten. Da keine Frauen auf der Basis waren, geschah das in aller
Ungezwungenheit. Jenseits des Lazarettzelts und des Wassertanks hatte man vier
nach vorn offene Latrinen gemauert, die Aussicht auf die großartige Bergwelt
im Norden boten. Sie wurden burn-shitters genannt,
und unter jedem von ihnen befand sich ein Metallgefäß, das von afghanischen
Tagelöhnern einmal täglich hervorgezogen wurde, um den Inhalt mit Dieselkraftstoff
zu verbrennen. Weiter bergaufwärts am Hang befand sich ein Bunker der
Afghanischen Nationalarmee, von dem ein Pfad zum Outpost 1 ausging, der
ungefähr dreihundert Meter höher gelegen war als der KOP. Der Anstieg war so
steil, dass die vorherige Einheit an besonders schlimmen Abschnitten Seile
gespannt hatte. Die Amerikaner schafften den Aufstieg mit reinem Kampfgepäck in
45 Minuten, die Afghanen brauchten nur die Hälfte der Zeit.
Einige
Tage nach ihrer Ankunft ging O'Byrnes Platoon zusammen mit Männern der 10 th Mountain Division,
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