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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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tragen zu lassen. Stichter und ein
Sanitäter haben die intravenöse Infusion bei Vandenberge gerade noch zur
rechten Zeit angelegt. Ein paar Minuten später wäre er tot gewesen, doch jetzt
stolpert er mit aschfahlem Gesicht den Berg hinunter, links und rechts auf
Soldaten gestützt. Rice geht ohne Hilfe, die Hemdbrust blutdurchtränkt und
gegen die Schmerzen einen Fentanyl-Lutscher im Mund.
    Sie
schleppen sich eine halbe Meile durch eine verwüstete Landschaft verkohlter
Baumstümpfe und pulverigen Staubs zum Landeplatz, wo Kearney sie bereits
erwartet. Er berichtet ihnen von Rougle, und dann kommt der MEDEVAC, den sie
sofort besteigen. »Es wurde immer noch gekämpft - in allen unseren Stellungen
waren die Männer in Kämpfe verwickelt«, erzählte mir Rice später. »Irgendwas in
dir will den Kampf gar nicht aufgeben, aber dann überkam mich und Specialist
Vandenberge diese überwältigende Freude, weil, naja, er war doch in ziemlich
üblem Zustand, aber wir wussten jetzt irgendwie, dass wir okay waren. Ich
erinnere mich, wie ich da auf dem Rücken lag und der Bordsanitäter fragte mich
etwas, und ich weiß noch, dass ich den Arm ausgestreckt habe und Vandenberge
und ich uns die Hand gaben. Wir haben das Schlimmste hinter uns, wir kriegen
Hilfe, und wir kommen lebend da raus.«
    Kearney
klettert vom Landeplatz zu der Stelle, an der Rougle gefallen ist, und kommt so
erschüttert wieder, dass er kaum sprechen kann. Von dort kann man übers Tal zum
OP Restrepo blicken - auf diese Entfernung nur einer von vielen namenlosen
Gebirgskämmen in dem Gewimmel von Bergen, die zum Westen hin abfallen. Kearney
stützt sich auf sein M4 und trinkt mit großen Schlucken Wasser aus einer
Plastikflasche, während Piosa ihn ins Bild setzt. Er zeigt auf, von woher sie
unter Beschuss genommen wurden und wie der Feind aus einer Befestigung weiter
unten am Berg hervorgestoßen kam und sie aus einer unerwarteten Richtung
ausmanövriert hat. »Okay, wo ist diese beschissene Befestigung, die wir in Trümmer
legen werden?«, will Kearney von Stichter wissen. Er spuckt aus und wartet
nicht auf die Antwort. »Stichter - auf der Stelle zerstören.«
    Als Fire
Support Officer ist Stichter dafür verantwortlich, die Artillerie zu rufen und
Luftangriffe einzuleiten. Also eilt er davon, um einen Bombenangriff auf die
Befestigung zu dirigieren. Das schlimmste Problem war jedoch, dass die Feinde
nicht nur Rice' Stellung überrannt, sondern im Anschluss daran auch noch
amerikanische Waffen und Ausrüstung in ihren Besitz gebracht hatten. Sie waren
mitVandenberges M240 verschwunden, mit zwei Sturmrucksäcken, Rice'
M14-Scharfschützengewehr, Rougles schallgedämpfter M4 und zwei Sets Nachtsichtgeräten.
Außerdem hatten sie Munition für alle Waffen mitgenommen. Diese Ausrüstung
macht sie nicht nur gefährlicher, sie lässt sich auch hervorragend als
Propaganda einsetzen. Sie könnten ein erobertes M4 oder einen Sturmrucksack
mit dem Namensschild eines toten Amerikaners zur Schau stellen und behaupten,
in Kunar würden die Amerikaner niedergemetzelt. Operation Rock Avalanche
verwandelt sich von einem Moment zum anderen von einer Vernichtungsmission in
den verbissenen Versuch, die Ausrüstung zurückzubekommen.
    »Battle
Base, hier ist Battle Six, break«, schreit Kearney in sein Funkgerät. Er muss
schreien, denn über ihm lärmt ein Apache, der langsam hin und her fliegt, um
Feindbewegungen auszukundschaften. »Feind ist, schätz ich, im Moment in die
Nähe von Kilo Echo 2236 und 2237 abgerückt. Möchte, dass Gunmetal eingreift
oder Platz macht, damit ich 120er da runterschmeißen kann, um zu verhindern,
dass die Kerle ins Dorf Landigal zurückkommen können, break. Ich überleg mir was,
damit ich nach Landigal komme, den Ort sichere und die Waffen und
Nachtsichtgeräte finde, break. Wir werden unsere Truppen auf dem
Sawtalo-Sar-Ausläufer konsolidieren und die Einsätze auf Landigal
konzentrieren.«
    Gunmetal
ist das Funkrufzeichen für Apache-Hubschrauber. Kearney will, dass die Apaches
entweder die Berge über Landigal abklappern, um den Feind einzupferchen, oder
verschwinden, damit seine eigenen Mörser es tun können. Das Terrain dort ist
extrem steil, und wenn man Mörsergranaten auf die bekannten Wege regnen lässt,
die vom Berg hinunterführen, könnte man dadurch den Feind vielleicht lange
genug aufhalten, um ihn in die Falle zu locken und zu töten. Wenn die Kämpfer
es jedoch bis nach Landigal schaffen, könnten sie dort die Waffen

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