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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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schreit jemand nach einem Sanitäter, und Pemble gibt den
Ruf weiter, die Reihe hinunter, und als keine Reaktion kommt, laufen er und
Cortez los. Sie sprinten durch schweres Feuer, halten sich an die Baumgrenze,
solange sie können, und preschen über eine Lichtung direkt unter der Stellung
von Wildcat. Der erste Mann, den sie sehen, ist Vandenberge, der auf dem Boden
sitzt und sich den Arm hält. Blut quillt ihm zwischen den Fingern hervor. »Ich
verblute, ihr müsst mich retten«, sagt er. »Ich sterbe.«
    Seine
Arterie ist getroffen worden, und ohne medizinische Hilfe wird er in wenigen
Minuten tot sein. Pemble kniet sich hin und öffnet sein Erste-Hilfe-Pack. Dabei
fragt erVandenberge, wo sich der Feind befindet.
    »Der
letzte Kerl, den ich gesehen hab, war höchstens sechs, sieben Meter weg«,
sagtVandenberge.
    Pemble
füllt die Wunde mit Kerlix aus, bis er knöcheltief in Vandenberges massigen Arm
steckt. Vandenberge ist von den Stiefeln bis zum Hals blutdurchtränkt, und bald
geht es Pemble nicht anders. Als er nämlich den Ärmel von Vandenberges Uniform
abschneidet, ergießt sich ein weiterer Schwall Blut aus der Wunde. »Man las es
in seinem Gesicht, dass er langsam starb«, sagte Pemble. »Er sah aus wie ein
Gespenst. Seine Augen traten tief in die Höhlen zurück, und die Ränder unter
ihnen wurden braun. Er sagte immer wieder: >Mir ist so schwindlig. Ich
möchte schlafen.< Das ist ziemliche Scheiße, wenn du es von einem deiner
besten Freunde hören musst und ihn direkt vor deinen Augen sterben siehst.
Verdammte Scheiße. Ich hab dann nur noch alles ausgeblendet, was er sagte, bis
auf das, was ich hören musste, wie zum Beispiel, wo die Taliban waren, und ich
hab noch nach anderen Wunden gesucht.«
    Nur mit
seinem Gewehr in der Hand taucht Jackson auf - kein Helm, keine Weste. Er war
von der Bergkuppe vertrieben worden, zusammen mit Solowski, der ein ganzes
Magazin auf den Feind geleert hatte und anschließend unter Sperrfeuer zurückgefallen
war. Inzwischen hat Cortez es zu Rice geschafft, der irgendwo im Buschwerk
sitzt und sich den Unterleib hält. Ihn hat ein Geschoss hinten in der Schulter
getroffen, ist auf bizarre Weise in seinem Körper ins Trudeln geraten und direkt
unter der ballistischen Platte aus seinem Unterleib ausgetreten. In seiner
letzten Erinnerung zielt ein Taliban-Kämpfer aus vierzig Meter Entfernung mit
einer RPG auf ihn. Er hatte Zeit, sich auszumalen, dass er etwas anderes im
Leben nicht mehr zu Gesicht bekommen würde, aber jetzt kniet Cortez vor ihm und
fragt ihn, wo er verwundet ist. Er hat bereits eine erste Eigendiagnose
gestellt - in der er mehr oder weniger schlüssig konstatiert, wenn er noch
nicht gestorben ist, wird wahrscheinlich damit zu rechnen sein, dass er auch
nicht sterben wird -, und er weiß, dass der Feind eben eine Anhöhe von
entscheidender Bedeutung mitten in der amerikanischen Linie überrannt hatte.
Wenn sie sich da einnisten, können sie alle Amerikaner, die zur Unterstützung
anrücken, in Fetzen schießen.
    »Holt euch
den Hügel zurück«, sagt er.
    Cortez,
Jackson und Walker starten einen Sturmangriff auf die Anhöhe, aber der Feind
hat sich bereits zurückgezogen und da ist niemand, gegen den zu kämpfen oder
der zu töten wäre. Cortez lässt sich in Deckung auf ein Knie sinken, das Gewehr
im Anschlag. Als er nach rechts sieht, sieht er einen menschlichen Körper, der
auf dem Bauch liegt - ein Amerikaner. Walker rennt hinüber zu ihm und
schüttelt ihn, um festzustellen, ob er okay ist. Schließlich rollt er ihn auf
die Seite. Es ist Staff Sergeant Rougle, in die Stirn geschossen, das Gesicht
dunkelrot angelaufen vom Trauma. »Ich wollte weinen, aber konnte nicht - so
groß war der Schock«, sagte Cortez. »Ich wollte einfach nur noch alles töten,
was mir vor die Augen kam und nicht amerikanisch war. Mir war es echt egal, wer
da auftauchte - Mann, Frau, Kind, ich hätte es getan.«
    Hijar,
Hoyt und Donoho kommen dazu. Jemand hat eine Steppdecke über Rougle gebreitet,
aber die Stiefel, die darunter herausragen, verraten, dass dort ein
amerikanischer Soldat liegt. Rougle war wiederholt seitlich getroffen worden,
und Kearney kam zu dem Schluss, dass er mitten im Lauf erwischt worden war und
sich umgedreht hatte, um sich einer plötzlichen Bedrohung von hinten zu
stellen. Cortez befürchtete, dass Rougle vielleicht noch gelebt hatte, als der Feind
die Stellung überrannte, und dass man ihn dort, wo er lag, exekutiert hatte,
aber dafür ließen sich

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