Junger, Sebastian
Geräusch eines Mörserschusses ruhig. First Lieutenant Brad Winn führt
den l st Platoon an Phoenix und Aliabad vorbei, über den
Korengal-Fluss und dann über eine Anzahl von Terrassen bis ganz nach oben auf
den Gatigal-Gebirgsausläufer. Nördlich von ihnen liegt das hübsche kleine Tal,
in das sich Landigal schmiegt, und südlich erstreckt sich der Rest des Korengal
- wildes, unbekanntes Land, in dem sich so viele Kämpfer tummeln, dass es
eines ganzen Battalions bedürfte, um heil rein- und wieder rauszukommen. Winn
postiert seine Männer in Beobachterstellung entlang des Gatigal und sichert die
Männer des 2 nd Platoon, während sie auf der Suche nach Waffen die
Stadt durchkämmen. Kearney, Caldwell und der Rest der Company Headquarters
befinden sich nördlich, und die Männer in OP Restrepo halten vom Westen her
Ausschau.
Winn und
seine Männer verbringen einen langen Tag auf dem Kamm und behalten Landigal im
Auge, während Ostlund, ein Lieutenant Colonel der afghanischen Nationalarmee
und der Gouverneur von Kunar in einem Black Hawk einfliegen, um mit den
Ältesten zu sprechen. Es ist das erste Mal, dass überhaupt ein
Regierungsbeamter irgendeiner Regierungsstelle seinen Fuß ins
südliche Korengal setzt. Eines der Hauptziele besteht darin, die Waffen
zurückzubekommen, die am Tag zuvor verschleppt worden sind. Aber bei den
Gesprächen kommt man nicht sonderlich weit. Gegen 9 Uhr abends wird Winn gemeldet,
dass der 2 nd Platoon aus Landigal abgezogen ist und der l st Platoon sich ebenfalls zum Abrücken bereit macht. Den ganzen Tag hatte es
Funksprüche über einen Angriff auf die Amerikaner gegeben - ein Kommandant der
Taliban hatte sogar gesagt: >Wenn sie nicht im Hubschrauber abziehen,
kriegen sie Probleme< -, aber dem schenkt niemand sonderlich Beachtung.
Kearney hat so viel Luftunterstützung im Himmel über dem Tal -
Überwachungsdrohnen, zwei Apaches, B-1 -Bomber und sogar ein Spectre Gunship -,
dass ein Angriff des Feindes einem Selbstmordversuch gleichkäme.
Die
Soldaten gehen im Gänsemarsch auf dem Grat des Gebirgsausläufers, jeweils zehn
bis fünfzehn Meter voneinander entfernt, das Gelände fällt nach beiden Seiten
in Stechpalmenwälder und Schiefergeröll steil ab. Der Mond scheint so hell,
dass sie nicht einmal ihre Nachtsichtgeräte benutzen. Ohne dass Winn und seine
Männer es ahnen, haben sich drei feindliche Kämpfer jenseits des Kamms unter
ihnen mit ihren AK-47 aufgestellt. Parallel zum Pfad warten zehn weitere
Kämpfer, bewaffnet mit Maschinengewehren mit Gurtzuführung und RPGs. Beim
US-Militär wird das ein »L-förmiger Hinterhalt« genannt. Wenn er richtig
ausgeführt wird, kann eine Handvoll Männer einen ganzen Platoon auslöschen.
Voran geht Josh Brennan, ein Alpha Team Leader. Ihm folgt ein SAW-Schütze
namens Eckrode, dann Staff Sergeant Erick Gallardo, dann Specialist Sal Giunta,
Bravo Team Leader. Giunta stammt aus Idaho und ging zur Army, nachdem er bei
der Arbeit in einem Sandwichladen in seiner Heimatstadt im Radio einen Werbespot
des Militärs gehört hatte.
»Aus dem
Nichts - einfach so beim nächsten Schritt - reihenweise Tracer, RPGs, alles
aus heiterem Himmel, ohne dass du einen Scheißschimmer hast, wie das passieren
kann - aber es passierte«, berichtete mir Giunta. »Alles verlangsamte sich, und
ich hab getan, was ich meinte tun zu können, nicht mehr und nicht weniger.«
Die
Apache-Piloten sehen unter sich das Kampfgetümmel, sind aber machtlos und
können nicht eingreifen, weil die Kombattanten zu dicht beieinander sind. Am
Fuß des Bergs hört der 2 nd Platoon, dass ein heftiges Feuergefecht
ausgebrochen ist, aber auch sie halten sich zurück, feuern nicht und hoffen,
dass alles gut ausgeht. Anfangs macht allein das Ausmaß der auf Brennans Squad
gerichteten Feuerkraft jede erdenkliche taktische Gegenmaßnahme unmöglich. Ein
Dutzend Taliban-Kämpfer mit RPG-Raketen und Maschinengewehren schießen aus der
Deckung in einer Entfernung von fünfzehn bis zwanzig Metern; die Männer des l st Platoon werden zu Zielscheiben in einer Schießbude. Innerhalb von Sekunden hat
jeden aus der Lead Squad mindestens ein Geschoss getroffen. Brennan bricht
augenblicklich zusammen, an acht Stellen verwundet. Eckrode wird durch Oberschenkel
und Wade geschossen und lässt sich fallen, um mit seiner SAW
Unterstützungsfeuer zu geben. Gallardo wird in den Helm geschossen. Er fällt zu
Boden, steht aber gleich wieder auf. Doc Mendoza, der weiter hinten in der
Reihe steht, wird
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