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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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hat
zwar den Anschein, als seien sie allein auf dem Berg, aber das sind sie mit
ziemlicher Sicherheit nicht. Prophet hört Funkgespräche, in denen davon die
Rede ist, dass Aufständische einen afghanischen Soldaten gefangen genommen haben
und vorhaben, ihn zu köpfen. Die Amerikaner zählen in aller Hektik ihre
Soldaten und kommen zum Ergebnis, dass es sich nur um einen Akt psychologischer
Kriegsführung handelt, der sie irreführen soll. Kearney lässt schließlich
einen südlichen Grat - eine mutmaßliche Stellung - von Mörsern beschießen, aber
selbst das ruft keine Reaktion hervor. Irgendwann wandert ein Hirte mit seinen
Ziegen durch die Stellung; später hört Prophet Männer tuscheln. Die Aufständischen
haben noch nie an ihren Funkgeräten geflüstert, und niemand denkt sich etwas
dabei, bis viel später die Gründe dafür nur allzu klar werden.
    Die zweite
Nacht wird wieder in dichten Fichtenwäldern hoch oben auf einem Ausläufer des
Abas Ghar namens Sawtalo Sar verbracht. Der 2 nd Platoon orientiert
sich Richtung Norden, die ANA nach Süden, Headquarters nach Westen und Rougle
und seine Wildcat-Einheit nach Osten. Rice und sein Gun Team - Jackson,
Solowski und Vandenberge - sind ebenfalls mitWildcat da oben, auf einem Berg,
den man nach seiner Höhe in Metern 2435 genannt hat. Aus ihren Stellungen können
einige Männer die Überreste des Chinook sehen, der 2005 hier abgeschossen
worden ist. In dieser Nacht tauchen die Schattenmänner auf, wirre
Halluzinationen, die nach zu vielen Nächten ohne Schlaf auftreten. Die Männer
haben in den vergangenen hundert Stunden insgesamt nicht mehr als acht oder
zehn Stunden geschlafen, und ihr Urteilsvermögen dürfte nicht weniger
beeinträchtigt sein, als wenn sie sturzbetrunken wären. Bäume werden zu
Menschen, und Büsche bewegen sich auf den Kämmen, als sammelten sie sich zum
Angriff. Die Männer, die Wache schieben, müssen sich zusammenreißen, nicht das
Feuer zu eröffnen.
    Morgengrauen
am nächsten Tag: Ein harscher Wind fegt über die Bergrücken, und der Boden ist
hart gefroren wie Felsgestein. Auf einem Pfad oberhalb des Lagers nehmen die Männer
Aufstellung und essen ihre MREs, während sie auf den Befehl zum Abmarsch
warten. »Wir essen unsere Langeweile«, sagt Jones, der zusieht, wie Stichter
seinen Schokoladekraftriegel mit Käseaufstrich verfeinert. Vier-Tage-Bärte
zieren ihre Gesichter, die dunkel sind vor Dreck, und es ist so kalt, dass alle
unter ihren Helmen Skimützen tragen. Feindliche Kämpfer flüstern immer noch an
ihren Funkgeräten, aber sie haben seit Yaka Chine keinen Schuss mehr
abgefeuert, und die Männer glauben langsam, dass nichts mehr passieren wird.
Chosen Company wird Dörfer im Shuryak einnehmen, und der Job von Battle besteht
darin, Unterstützung zu leisten, indem sie dafür sorgt, dass keine Kämpfer den
Abas Ghar überqueren. Sie werden noch eine Nacht in diesem Gebiet verbringen
und wahrscheinlich am folgenden Tag langsam abrücken.
    Das
ungefähr ist es, woran die Männer denken, als sie die ersten Schüsse hören.
    Anfangs
weiß niemand, woher sie kommen, und dann rasieren Geschosse die Zweige über
den Köpfen der Männer und klatschen in die Baumstämme neben ihnen. Die Männer
springen vom Pfad in einen Fichtenwald am steilen Abhang, und Jones legt mit
seinem M240 los und Donoho feuert die ersten 203-Granaten über die Schlucht
südlich von ihnen. Sie müssen schweres und zielgenaues Feuer von einem
benachbarten Gebirgskamm hinnehmen. Es ist derart effektiv, dass viele Männer
des 2 nd Platoon Schwierigkeiten haben, ihre Gewehre überhaupt erst
in Anschlag zu bringen. Während dieser ersten Minuten der Verwirrung kommt Buno
mit einem eigentümlichen Gesichtsausdruck an der Reihe entlanggerannt. Hijar
stellt fest, dass er Buno bisher noch nie Angst angemerkt hat.
    »Eine
amerikanische Stellung wird überrannt«, verkündet Buno.
    Hijar
greift sich einen LAW-Raketenwerfer und rennt zusammen mit dem Rest des
Gefechtsteams die Reihe hinauf. Piosa steht im Funkverkehr mit Kearney,
Stichter rechnet Koordinaten für die Mörser aus und die Männer robben auf der
Suche nach Deckung zwischen den Bäumen. Pemble befindet sich hinter einem Baumstumpf
und sieht, wie die Äste vom Baum zu seiner Rechten im Kugelhagel zerfetzt
werden.
    »Scheiße,
die sind echt nahe«, denkt er. Die Geschosse kommen aus so vielen Richtungen,
dass nicht die geringste Chance besteht, überhaupt Deckung zu finden. Höher am Hang
in Richtung Wildcat

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