Junger, Sebastian
die amerikanische Präsenz gehört habe, sind
alle wirtschaftlich begründet«, sagte er mir. »Das hört sich gut an, denn
wirtschaftliche Argumente sind Argumente, die uns zum Sieg verhelfen.«
Kearney
ist überzeugt, dass sich der Kampf im Frühling nach Norden verschieben wird,
aus dem Korengal hinaus und ins Pech. Das würde ihm ermöglichen, der
einrückenden Einheit ein bisschen Zeit zum Luftholen zu verschaffen. Soweit er
weiß, wird es die Viper Company der l st Infantry Division sein, eine
mechanisierte Einheit, und die Neulinge werden wahrscheinlich schlecht in Form
und daran gewöhnt sein, mitTrucks durch die Gegend gefahren zu werden. Ihnen
stehen Fußpatrouillen auf Teilstücken des steilsten Terrains des ganzen Krieges
bevor, und Kearney will sicherstellen, dass sich zumindest die nördliche Hälfte
des Tals mit der Idee der Regierungskontrolle angefreundet hat. Er wird einen
weiteren Outpost bauen, der Dallas heißen soll und sich ungefähr dort befinden
wird, wo Murphee letzten Monat seine Beine verloren hat. Dadurch wird die
amerikanische Feuerkraft tief in das zentralen Korengal ausgedehnt und
verhindert, dass der Feind an einem äußerst wichtigen Straßenabschnitt Bomben
eingräbt. Er wird den 3 rd Platoon nach Dallas umquartieren und
Phoenix der Afghanischen Nationalarmee übergeben, die mit zwei vollständigen
Kompanien ins Tal kommt - dreihundert Mann. Dahinter steht der Gedanke, dass
die ANA ihre eigenen Patrouillen in den sichereren Dörfern wie Babiyal und Aliabad
einsetzt und die Amerikaner genug Freiraum gewinnen, um weiter talabwärts
vorzustoßen.
»Wir
werden leider weiterhin Verluste hinnehmen müssen«, sagt Kearney. »Wir werden
wahrscheinlich noch einen Soldaten verlieren, wenn nicht mehr, aber ich glaube,
die kinetische Energie wird weniger werden. Die Menschen im Tal werden
hoffentlich allmählich einige Veränderungen sehen, und wir werden es
hoffentlich schaffen, eine Verteilungsstelle für Nahrungsmittel einzurichten.
Auf die Weise kann ich die Dorfbewohner erreichen und ihnen größere
Befugnisse geben und nicht den Ältesten, die mit den Taliban zusammenarbeiten.«
Kearney
möchte Ausweise ausgeben, damit die Einheimischen zum KOP kommen können, um
dort Nahrungsmittel und sonstige humanitäre Hilfe in Empfang zu nehmen. Bis
jetzt sind diese Vorräte durch die Dorfältesten verteilt worden, die riesige
Gewinne machen, indem sie den größten Teil für sich behalten. Diese Ausweise
werden es dem S-2, dem Intelligence Officer, ermöglichen, im Tal eine
rudimentäre Volkszählung vorzunehmen, und bei der Nahrungsmittelverteilung
ergibt sich für die Einheimischen die Gelegenheit, den Amerikanern Hinweise
auf bevorstehende Angriffe zu geben, ohne dass die Taliban davon erfahren.
Kearney will auch drei oder vier »Jingle«-Trucks kaufen, auf der Ladefläche
Bänke aufstellen und einen Busdienst in beide Richtungen des Tals einrichten.
Im Moment kostet es bis zu hundert Dollar an Treibstoff, einen Truck von
Babiyal im Zentrum des Tals zur nächsten Marktstadt und zurück zu fahren. Ein
Busdienst würde den Handel ins Tal und aus dem Tal heraus freier fließen
lassen. Die Kontrolle über ihn würde den Dorfältesten aus der Hand genommen
und der normalen Bevölkerung übergeben.
»Die
Dorfbewohner sind beinahe wie Schuldknechte«, sagt Kearney. »Ich muss diese
Leute anleiten, damit sie nicht mehr von den Ältesten abhängig sind, sondern
über sich und ihre Familien selbst bestimmen können. Jetzt sind es allein die
Ältesten, die nach Asadabad fahren können, denn ihnen gehören Tankstellen an
der Abad-Jbad-Straße. Sie lassen die Leute nicht raus, weil sie sonst ihre
billigen Arbeitskräfte verlieren würden.«
Da
Restrepo die am meisten exponierte Basis im Korengal ist, nimmt man dort die
sozialen Veränderungen im Tal besonders sensibel wahr. Wenn der Weizenpreis
wegen einer Missernte steigt, wird weniger gekämpft, denn die Kämpfer haben
weniger Geld für Munition. Der 2 nd Platoon ist seit Wochen nicht
mehr beschossen worden, die Männer können problemlos nach Loy Kalay
hineingehen, und alte Männer halten Patrouillen an, um sie über Bewegungen der
Taliban zu informieren. Alles verlagert sich. Eines Abends finde ich O'Byrne
auf einer der niedrigen Kojen, umrahmt von blinkender Weihnachtsbeleuchtung.
Er zupft gemächlich »Paint It Black« auf seiner Gitarre. Er sagt, dass er sich
Restrepo als eine Art Skihotel mit Wellnessbad vorzustellen versucht. Die
Einheimischen
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