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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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könnten Skilehrer sein - das wäre besser bezahlt als der Kampf
mit den Amerikanern. Hijar und Underwood würden das Fitnessstudio leiten. Sie
würden von Zeit zu Zeit Platzpatronen über den Outpost schießen, damit die
Gäste ein Feeling davon bekamen, wie es zu Kriegszeiten gewesen war. Nach
Phoenix hinunter könnte man es auf dem Snowboard in ungefähr sechzig Sekunden
schaffen und dann mit dem Skilift wieder hinauffahren.
    Ich frage
O'Byrne, ob es ihm im kommenden Frühling ohne Kampf vielleicht langweilig
würde. Er hört zu spielen auf und hebt den Kopf. Er scheint nach den richtigen
Wörtern zu suchen. »Okay, sagen wir mal so«, antwortet er schließlich. »Der
Gedankengang in meinem Kopf, der geht so: Wenn wir nie wieder beschossen
würden, hätte ich nichts dagegen. Aber wenn wir beschossen würden.« Er wirft
mir einen Blick zu. »Hätte ... ich ... nichts ...
dagegen. Ha-ha-ha!«
     
    Es ist
frühmorgens, und ich bin mit Anderson und dem Rest der 3 rd Squad
unten in Phoenix. Die Operation Dark City ist endlich angelaufen, aber ich
habe auf die Chance verzichtet, mit hinauszugehen. (Ein Nachtmarsch mit dem 3 rd Platoon und kaum eine Chance auf Feindberührung - sogar Männer vom 2 nd Platoon sagten mir, das sei den Verzicht auf Nachtruhe nicht wert.) Im
Sonnenschein ist es warm, und ich stehe oben am Wachposten und suche mit dem
Fernglas die Bergkämme ab. Nach einer Weile finde ich den 3 rd Platoon auf Honcho Hill und eine Squad des 2 nd Platoon auf dem Table
Rock. In meiner Nähe vertreiben sich Anderson und der Sanitäter LeFave den
Morgen mit Gerede. Sie haben zwei Stunden Wache und können danach wieder
schlafen gehen. Anderson will wissen, ob ihm LeFave einen abgeschossenen Finger
wieder annähen würde. LeFave sieht nicht einmal auf.
    »Man kann
einen Finger nicht so einfach wieder annähen. Man muss die ganzen Nerven
verbinden und all den Scheiß.«
    »Na ja,
wenn mir ein Finger abgeschossen wird, möchte ich jedenfalls, dass du
versuchst, ihn zu retten«, sagt Anderson. Er ist Saxofonspieler, und daher
klingt sein Wunsch einleuchtend.
    »Wenn dein
Finger abgeschossen wird, finde ich ihn und stecke ihn in deine
Transporttasche.«
    »Angenommen,
ich möchte ihn nicht in meiner Transporttasche?«
    »Ich
verstaue ihn, wo immer du willst.«
    Fünf oder
zehn Minuten Schweigen. »Wär vielleicht cool, Detective beim Morddezernat zu
sein«, sagt Anderson schließlich.
    »Wieso?«
    »Keiner
kann sagen, dass wir hier draußen nicht genügend Leichen gesehen hätten.«
    »Ja, aber
man muss ganz schön abartig sein und so 'n Scheiß«, antwortet LeFave. »Man muss
wie ein Mörder denken können.«
    »Na ja«,
sagte Anderson. »Das dürfte doch wohl unsere leichteste Übung sein.«
    Das
Tageslicht dauert nur sechs oder sieben Stunden an, aber es gibt in Restrepo so
wenig zu tun, dass einem selbst das endlos vorkommt. Die Männer tun ihr
Bestes, die Zeit irgendwie zu nutzen. Eines Morgens hält Gillespie einen
Vortrag über die »Gesetze des Krieges«, in dem er darüber referiert, was bezogen
auf das Töten von Menschen als legal oder nicht legal anzusehen ist. (»Sosehr
man die Taliban und al-Qaida auch hassen mag, es handelt sich immer noch um
Menschen. Napalm? Wenn man es schaffen kann, ohne Napalm auszukommen, umso
besser.«) Es gibt immer wieder Raufereien unter den Mitgliedern der Squad, und
ein Mann räumt seine Hütte sekundenschnell leer, indem er eine Handgranate
hervorzieht und in der Luft schwenkt. Steiner, Lambert und Donoho legen »Touch
Me« von Gunther and the Sunshine Girls auf und verwandeln die Hütte der l st Squad in eine Schwulendisco. Nach besonders heftigem Schneefall rodelt Mace auf
einer flexiblen Skedco-Trage durch die Stellung. O'Byrne erhält ein willkürlich
adressiertes Care-Paket von einem Highschool-Mädchen, in dem sich zweihundert
Zahnbürsten befinden - mehr als genug für die ganze Company. Außerdem hat sie
rosa Seifenschalen aus Plastik geschickt. (»Ist das dein Ernst? Wir machen uns
hier doch schon genug übereinander lustig.«) Eines Morgens geht O'Byrne an mir
vorbei und knurrt »perverses Schwein«. Er meint einen Kameraden aus dem
Platoon, den er zufällig bei einem intimen Akt in seiner Koje überrascht hat.
Jones wandert durch die Stellung, auf dem Kopf einen künstlichen Afro, in dem
hinten eine lila Haarnadel aus Plastik steckt. Er sagt, er will so auf
Patrouille gehen und dabei den Helm auf all dem Haar balancieren. O'Byrne macht
ihn darauf aufmerksam, dass

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