Junger, Sebastian
der Kuh ist ein armer Mann, ein armer Bursche«, sagte Abdul. »Also,
was denken Sie sich wegen der Kuh? Was wollen Sie tun? Sagen Sie es ihnen.«
»Und, was
kostet denn so eine Kuh?«, sagte Patterson.
»So
ungefähr fünfhundert Mäuse.«
»Fünfhundert
Mäuse? Afghanische oder amerikanische?«
»Natürlich
amerikanische.«
Patterson
sagt, das müsse er zuerst mit seinem Commander absprechen, und geht in die
Funkhütte. Er bekommt eine Verbindung mit Kearney, und als Erstes will Kearney
wissen, ob seine Männer die Kuh getötet haben oder nicht.
»Sie hatte
sich im Draht verfangen und war so gut wie tot«, antwortet Patterson. »Two-Four
hat sie schließlich zerteilt. Over.«
Kearney
sagt, solange seine Soldaten die Kuh nicht wirklich getötet haben, schuldet er
niemandem Geld, aber die Besitzer dürfen so viel an HA beanspruchen -
»humanitarian aid« -, wie sie möchten: Reis, Bohnen, Mehl, Bratöl, Decken.
Patterson geht zurück zu den Ältesten und verkündet die Entscheidung. Aber
sie wollen Geld. Patterson sagt, es gibt HA oder gar nichts, und sie fragen,
wie viel sie bekommen würden.
»So viel,
wie die Kuh gewogen hat, gibt es an HA«, sagt Patterson.
Das ist
vom alttestamentarischen Rechtsempfinden inspiriert, und einer der
afghanischen Soldaten lacht, als er es hört. Sogar die Ältesten schmunzeln.
Nach einer Weile stehen sie auf, schütteln Hände und klimmen die Steilhänge des
Vorpostens hinauf zum Südtor. Es bleibt unklar, was sie tun werden, aber ich
bin ziemlich sicher, dass zur Kuh noch nicht das letzte Wort gesprochen ist.
Später erwähne ich O'Byrne gegenüber, dass unbestreitbar sie die Kuh
getötet haben.
»Na ja,
sie hatte sich ja ziemlich schlimm im Draht verfangen«, sagt er.
»Sie hatte
sich im Draht verfangen, weil ihr sie da reingescheucht habt.«
»Okay«,
sagt er. »Ist 'ne Grauzone.«
Ein paar
Tage später verlassen wir nach Mitternacht die Bergkuppe und schleichen uns bei
so wenig Licht nach Karingal, dass sogar die Soldaten mit ihren Nachtsichtgeräten
Schwierigkeiten haben, etwas zu erkennen. Auf der Straße stehen Pfützen, in
denen sich die Sterne widerspiegeln, sodass wir den Eindruck haben, Bruchstücke
des Himmels zu durchqueren. Im Tal bellt ein Hund, ein zweiter schließt sich
an, und als wir in Karingal ankommen, ist die Stadt verlassen bis auf einen
Halbwüchsigen, der so unmissverständlich trotzig und ausweichend reagiert,
dass man ihn auch ohne eine gemeinsame Sprache versteht. Auf dem Weg aus der
Stadt werden wir erwartungsgemäß angegriffen - »Wieder einmal eine so gut getimte
Patrouille, dass wir die Hucke voll kriegen«, wie Moreno einmal sagte - und wir
hetzen durch ein hübsches Bachbett zurück. Die Mörsergranaten heulen über
unseren Köpfen, und zu unserem Schutz hämmern Restrepos .50 cal ihre Geschosse
hinaus. Einmal feuert jemand, der sich hinter einer Steinmauer befindet, zwei
oder drei Feuerstöße ab, und Alcantara will wissen, worauf der Mann schießt.
»Ich weiß
nicht, aber ich denke, einer von uns
sollte zum Teufel noch mal das Feuer erwidern«, kommt die Antwort.
Eine
Stunde später haben wir es zur Basis geschafft. Das letzte Stück dort, wo Kim
vor Wochen festgesessen hatte, sind wir gesprintet, und als wir durchs Südtor
torkeln, sind wir so nass, als seien wir eben in einen Tümpel gesprungen. Die
Schüsse sind verstummt, aber eine halbe Stunde später geht es von Neuem los.
Dem wird jedoch von zwei Apaches ein Ende gesetzt, die wie wütende Hornissen
über das Korengal herfallen. Die Männer sitzen ohne Hemd da, rauchen
Zigaretten und beobachten, wie die Apaches an den Flanken des 1705 ihren Job
erledigen. »Hast wohl heute Morgen gedacht, die Scheiße ist lustig, hä?«, ruft
jemand, nachdem zu hören war, wie sich eine Salve von 30-mm-Geschossen aus der
Maschinenkanone eines Apache in den Berghang gebohrt hatte. »Schieß doch noch
mal auf uns,Wichser!«
Prophet
hat jede Menge Gerede abgehört, das sich darum dreht, Waffen und Munition
durchs Tal zu bewegen. Und der Feind spricht immer wieder über »das Ding« und
»die große Maschine«. Die Männer vermuten, dass es sich um ein Duschka aus
sowjetischen Beständen handelt. Kearney plant, den 3 rd Platoon aus
der Luft auf den Sawtalo-Sar-Gebirgskamm bringen zu lassen, um zu versuchen,
das schwere Maschinengewehr zu finden. Die Aufgabe des 2 nd Platoon
wird sein, Phoenix und einige der anderen Stellungen der 3 rd zu
besetzen, während sie auf dem Berg sind. Das ist für
Weitere Kostenlose Bücher