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Junger, Sebastian

Junger, Sebastian

Titel: Junger, Sebastian Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: War
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Ende April geplant und
gibt Restrepo zwei Wochen, seine eigenen Patrouillen durchzuführen, bevor es in
das umfangreichere Räderwerk einer Operation auf Company-Ebene eingefügt wird.
Die Dorfbewohner in Loy Kalay haben sich über Taliban-Kämpfer beklagt, die nach
Einbruch der Dunkelheit in ihr Dorf kommen und sie schikanieren, und
Patterson entwirft den Plan, außerhalb von Karingal einen Hinterhalt zu legen
und die Störenfriede auf dem Rückweg zu überraschen. Das würde bedeuten,
nachts talwärts zu marschieren, sich außerhalb des Dorfes zu verstecken und
sich nicht zu rühren, bis es wieder dunkel wird. Der Platz für den Hinterhalt
wird eine niedrige Steinmauer auf der anderen Seite eines kleinen Tals
außerhalb von Karingal sein. Das Risiko ist groß: Wenn wir dort entdeckt
werden, können die Kämpfer im Ort uns hinter der Mauer in Schach halten,
während ihre Brüder in Darbart durch die Stechpalmenwälder des 1705 über uns
herfallen.
    Die
Mission soll kurz vor Mitternacht beginnen, und nach dem Abendessen sammle ich
meine Ausrüstung zusammen: ein CamelBak voller Wasser, eine MRE-Portion, einen
Regenponcho, eine Fleece-Jacke und eine Handvoll Kaffeekristalle, die ich in
mein Trinkwasser schütten kann, um mich wachzukriegen. Anderson kommt
herbeigeschlendert, schaut mir eine Weile zu, ohne etwas zu sagen, und fragt
mich schließlich, ob ich eine alte Uniform von ihm leihen möchte. Ich frage
ihn, warum.
    »Es wäre
sehr viel besser, wenn man uns nicht entdecken würde«, sagt er.
    Wenn
Soldaten zur Untertreibung greifen, ist normalerweise Obacht angebracht, aber
ich lehne seinen Vorschlag ab, weil das Tragen von Militärkleidung in meinen
Augen eine eklatante Unterminierung journalistischer Unabhängigkeit wäre. Ich
bezweifle, dass ich auffälliger bin als die Soldaten - ich bin in gedeckte
Farben gekleidet, die sich vor langer Zeit in Korengal-Grau verwandelt haben -,
aber während ich weiter packe, wird mir klar, dass es eigentlich um etwas
anderes geht. Wenn wir entdeckt werden, bin ich der Einzige in Zivilkleidung,
und angenommen, jemand wird getroffen? Angenommen, jemand wird getötet? Wie
jeder andere Reporter da draußen ernähre ich mich von Army-Verpflegung, fliege
mit Army-Helikoptern, schlafe in Army-Hütten, und befände ich mich allein im
Korengal, wäre ich wahrscheinlich innerhalb von vierundzwanzig Stunden tot.
Welche Grenzen zwischen mir und der Army sich auch verwischt haben mögen, mit
einem Uniformhemd hat es nicht begonnen.
    Ich packe
zu Ende und finde dann Anderson in seiner Koje. Ich sage ihm, dass ich die
Uniform doch nehme. Er wirft mir die Sachen zu, ohne mich anzusehen.
     
    -2-
     
    Ich liege hinter einer niedrigen Steinmauer auf dem Rücken. Drei
Meter links von mir liegt ein weiterer Mann, drei Meter rechts noch einer. Im
Schatten ist es so dunkel, dass ich keine Ahnung habe, wer sie sind.
Steineichen beugen sich über uns wie übelwollende alte Leute, und das
Mondlicht lässt die Berghänge schimmern wie Zinn. Es ist sehr kalt, und ich
hülle mich in einen Army-Poncho. Ich versuche, mich von diesem Berg an einen
schönen Ort wegzudenken. Noch verzichte ich darauf, meine Jacke anzuziehen,
denn die Kälte lässt sich besser ertragen, wenn man weiß, dass man noch ein
Kleidungsstück in Reserve hat. Nach ein paar Stunden sickert dünnes graues
Licht in die Welt und rückt um mich herum allmählich die Felsen und Bäume an
ihren Platz. Wir befinden uns an einem steilen Berg mit Blick auf Karingal.
Jeder stützt sich an seinen Rucksack, und weitere Männer befinden sich über mir
und hinter mir und unter mir. Die Claymores sind ausgelegt und niemand spricht.
Alle sehen gespannt zu, wie das Tal aus der nächtlichen Sicherheit erwacht und
dessen harrt, was auch immer als Nächstes geschehen wird.
    Karingal
ist einige Hundert Meter entfernt. Am Fuß unseres Bergs fließt ein Fluss, ein
paar Weizenterrassen klettern in die Höhe und dahinter drängen sich die ersten
Häuser der Stadt. Die Bewohner regen sich, sobald es hell genug ist, etwas zu
erkennen: Stimmen, Kindergeschrei, eine Axt, die krachend in Holz fährt. Jungen
scheuchen die Ziegen ihrer Familien zum Grasen über die trockenen steilen Hänge
westlich der Stadt auf höhere Weidegründe. Zwei Mädchen, kleine Farbflecken vor
dem Grün der Terrassen, finden den Weg zum Fluss unter uns und hocken sich zur
Morgenwäsche ans Wasser. Mehr als fünfzig Meter können sie nicht entfernt sein.
Eine alte Frau geht aufs Feld, um

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