Just A Porn (German Edition)
nicht groß aufgefallen, woher weiß sie,
dass ich das bei Max war?“, fragte Patrick erstaunt.
Seine Großmutter lachte herzlich und erwiderte: „Hennak Klein
ist eine größere Tratsche, als alle Frauen im Dorf zusammen.
Er holt jeden Nachbarn an den Gartenzaun und erklärt erst
einmal, dass der große kahl geschorene Junge mein Enkel ist,
und dass man sich nicht vor dir fürchten braucht!“
Patrick stellte verblüfft die Tasse auf den Tisch und sah die
Frau ungläubig an.
„Ich fasse es nicht“, kommentierte er das Gehörte fassungslos.
Er starrte auf den schwarzen Trank, fragte sich besorgter denn
je, wie es hier mit ihm und Maximilian funktionieren sollte.
Nur am Scharren des Stuhls hörte er, dass Katharina Wolff
ebenso platz nahm.
„Ich hab mir gedacht, dass er genau dein Typ ist. Ist er doch,
oder?“, drang freundlich die Stimme der alten Dame an seine
Ohren.
Langsam krochen die gesprochenen Worte durch seine
Hirnwindungen und es dauerte einen Moment, bis er
realisierte, was seine Großmutter gesagt hatte.
Seine Finger schlossen sich fest um das Porzellan und er hob
den Kopf. Verwirrt suchte sein Blick den der Frau.
Diese grinste noch immer und amüsierte sich offensichtlich.
„Du … weißt … wieso?“, stammelte er unzusammenhängend.
Die Frau lachte belustigt auf und deren Augen funkelten ihn
an.
„Mein Junge, ich habe dich fast dreizehn Jahre aufgezogen.
Meinst du, mir wäre nicht aufgefallen, dass du damals als
Einziger nicht mal zeitweise eine Freundin hattest? Dein Blick
hing mehr an Fabian Steffens, als an irgendwas anderem. Die
Mädchen haben dich umschwärmt und es hat dich nicht
interessiert, du hast stattdessen den blonden Jungen aus der
Nachbarschaft angehimmelt, wenn du dich unbeobachtet
glaubtest.“
Patricks blick heftete sich wieder auf den Inhalt der Tasse. Die
Gedanken rasten durch den Kopf. Seine Großmutter wusste
seit je her, dass er schwul war?
„Ich dachte, wenn du darüber sprechen willst, wirst du
irgendwann auf mich zukommen. Dein Umzug nach Berlin hat
dafür gesorgt, dass das Thema nicht mehr so präsent war,
aber wenn ich mir das Funkeln in deinen und Maximilians
Augen ansehe … du brauchst mich nicht anschwindeln, wieso
du die Nacht nicht nach Hause kommst. Ich sehe doch, wie
verliebt ihr seid und es ist der schönste Anblick, den es gibt,
mein Junge, weil du glücklich bist.“
Patrick schluckte und spürte, wie ihm der größte Stein vom
Herzen fiel.
„Ich hab mir Sorgen gemacht, dass du damit nicht
zurechtkommen könntest“, erklärte er leicht verschämt.
„Jetzt weißt du es hoffentlich besser, Kleiner?“, fragte seine
Großmutter sanft.
Er nickte und lachte leise. Die Situation erschien ihm mehr als
nur absurd.
„Max kann auch gerne hier übernachten, nur, dass du das
weißt, Junge“, bot Katharina Wolff an.
„Mit Hennak auf der Türschwelle, Gran? Ich möchte nicht
wissen, was die Leute denken und dir vielleicht an den Kopf
werfen werden.“
Die alte Frau lachte.
„Entweder Hennak kommt damit zurecht, oder er soll bleiben,
wo der Pfeffer wächst. Ich bin 81 Jahre alt, mein Junge. Meinst
du, ich muss noch soviel wert darauf legen, was die Leute
denken? Du bist mir das Wichtigste.“
Patrick zog Maximilian fest in seine Arme und schaute sich
in ihrem neuen Zuhause um. Die Scheune war perfekt
geworden, auch, wenn es fast ein Dreivierteljahr und eine
ordentliche Stange Geld in Anspruch nahm.
Der blonde Mann seufzte leise, drehte sich um und barg das
Gesicht an seiner Brust.
Für ihn selbst waren die letzten Monate nur bedingt schwer
gewesen, Maximilian hingegen musste mit den Vorurteilen
dieser kleinen Stadt kämpfen.
Sie sprachen damals mit den Eltern des Arztes und auch diese
hatten darauf bestanden, kein Geheimnis daraus zu machen.
Er selbst bemerkte die Blicke, wenn er einkaufen ging, und
stellte fest, wie schnell sich das Mittwochstreffen seiner
Großmutter verkleinerte.
Diese schimpfte etwas von verlogenen Hühnern, hinterließ
allerdings den Eindruck zufrieden damit zu sein, dass sich nur
noch fünf Frauen bei ihr einfanden.
Die Tage, an denen Maximilian Sprechstunde in der Praxis
hatte, schien das Wartezimmer auf einmal wie leerer zu sein
als je zuvor. Viele forderten Hausbesuche von seinem Vater an.
Als bei einem Hausbesuch ein Patient fragte, ob er als Arzt
seine eigene Krankheit nicht heilen konnte, das gleiche
Geschlecht zu bevorzugen wäre schließlich eine, war
Maximilian kurz davor, der Praxis seines Vaters den Rücken zu
kehren.
Lieber
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