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Just Kids

Titel: Just Kids Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patti Smith
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Groupies. Janis war am Boden zerstört. »Das passiert mir immer, man. Wieder eine Nacht allein«, schluchzte sie in Bobbys Schulter.
    Bobby bat mich, sie zum Chelsea zu bringen und ein Auge auf sie zu haben. Ich brachte Janis in ihr Zimmer und leistete ihr Gesellschaft, während sie über ihr Schicksal klagte. Bevor ich ging, sagte ich, dass ich ein kleines Stück für sie geschrieben hätte, und sang es ihr vor.
    I was working real hard
To show the world what I could do
Oh I guess I never dreamed
I’d have to
World spins some photographs
How I love to laugh when the crowd laughs
While love slips through
A theatre that is full
But oh baby
When the crowd goes home
And I turn in and I realize I’m alone
I can’t believe
I had to sacrifice you
    Sie sagte: »Das bin ich , man. Das ist mein Song.« Als ich gehen wollte, schaute sie in den Spiegel und richtete ihre Federboas. »Wie seh ich aus, man?«
    »Wie eine Perle«, antwortete ich. »Eine Perle von einem Mädchen.«
    Jim und ich verbrachten viel Zeit in Chinatown. Jeder Ausflug mit ihm war ein abenteuerliches Dahindriften, ein Ritt auf den hohen Wolken des Sommers. Ich beobachtete gerne, wie er mit Fremden umging. Oft gingen wir zu Hongkong Fat, denn es war billig und die WanTans waren gut, und er unterhielt sich dort mit den alten Männern. Man aß, was sie einem auf den Tisch stellten, oder zeigte auf irgendjemandes Teller, denn die Speisekarte war auf Chinesisch. Um die Tische sauber zu machen, kippten sie heißen Tee darauf und wischten mit einem Lumpen drüber. Der ganze Laden duftete nach Oolong. Manchmal griff Jim irgendeinen abstrusen Gesprächsfaden einer dieser altehrwürdig aussehenden Männer auf, die uns daran durch das Labyrinth ihres Lebens führten, von den Opiumkriegen bis zu den Opiumhöhlen von San Francisco. Anschließend wanderten wir von Mott zur Mulberry zur Twenty-third Street, zurück in unsere Zeit, als wären wir nie fort gewesen.
    Zu seinem Geburtstag schenkte ich Jim eine Autoharp, eine Art Zither, und schrieb ihm während meiner Mittagspause bei Scribner lange Gedichte. Ich hoffte, wir würden ein Paar werden, aber das war, wie sich herausstellte, eine unrealistische Erwartung. Ich würde zwar nie seine Muse werden, aber durch die Versuche, mein Gefühlsdrama in Worte zu fassen, wurde ich produktiver und ich glaube, auch eine bessere Schreiberin.
    Jim und ich verlebten wirklich eine wunderbare Zeit. Wir haben sicher auch unsere Tiefpunkte gehabt, aber meine Erinnerungen stecken allesamt voller Nostalgie und Humor. Es war ein Lotterleben, Tag und Nacht, so weltfern-idealistisch wie Keats und sounfein wie die Läuse, die wir uns einfingen. Beide waren wir fest davon überzeugt, dass wir sie jeweils vom anderen hatten, wir besetzten jedes freie Bad im Chelsea, um uns mit Kwell-Läuse-Shampoo zu waschen.
    Er war unzuverlässig, ausweichend und manchmal so zugeknallt, dass er kein Wort rausbekam, aber er war auch liebenswürdig, genial und ein wahrer Poet. Ich wusste, dass er mich nicht liebte, aber ich himmelte ihn trotzdem an. Irgendwann war er einfach nicht mehr da, zurück blieb nur eine lange Strähne von seinem rotgoldenen Haar.
    Robert und ich besuchten Harry. Er und ein Freund überlegten hin und her, wer der neue Besitzer eines grauen Lamms auf Rädern werden sollte, eine Art Schaukelpferd für Kinder, das an einer langen roten Kordel gezogen wurde: das Blake’sche Lamm von Allen Ginsbergs Gefährten Peter Orlovsky. Als sie es mir schenkten, dachte ich, Robert würde sauer sein, weil ich ihm versprochen hatte, keinen trostlosen Plunder oder kaputte Spielzeuge mehr zu horten. »Du musst es nehmen«, sagte er, als er mir die Kordel in die Hand gab. »Das ist ein echter Smith-Klassiker.«
    Ein paar Abende später erschien plötzlich Matthew mit einem Karton voller Singles. Er war geradezu besessen von Phil Spector; es kam mir vor, als hätte er jede Single dabei, die Phil je produziert hatte. Sein Blick schweifte nervös durchs Zimmer. »Hast du Singles?«, fragte er besorgt.
    Ich stand auf, kramte im Wäscheberg und fand meinen Singlekoffer – cremefarben und mit Noten verziert. Er zählte sofort, wie viele wir zusammen hatten. »Ich hatte recht«, sagte er. »Wir haben gerade so viele, wie wir brauchen.«
    »Wofür brauchen?«
    »Für eine Nacht der hundert Platten.«
    Das leuchtete mir ein. Wir spielten sie eine nach der anderen und fingen mit I Sold My Heart To The Junkman an. Die Songs wurden immer besser. Ich sprang auf und

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