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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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aufmerksam und konzentriert zuhörte, dort im Dunkeln.
    Das alles hatte ich Owen auf der Fahrt zur
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erzählt und außerdem versucht, ihm zu erklären, warum ich seitdem überzeugt davon war, dass sich in einer Waschanlage jede Art von Musik gut anhörte. Er wirkte trotzdem ziemlich skeptisch, als er nun ein paar Münzen in den Bezahlautomaten warf. Weswegen ich mich plötzlich fragte, ob meine Theorie gleich ad absurdum geführt werden würde.
    »Und jetzt?«, fragte er, nachdem das Gerät die Quittung ausgespuckt und das rote Licht neben der Schranke auf Grün gewechselt hatte. »Fahren wir einfach rein?«
    »Hast du das echt noch nie gemacht?«
    »Autos aus ästhetischen Gründen zu pflegen, finde ich mehr als überflüssig. Außerdem fürchte ich, dass ich ein Loch im Dach habe.«
    Ich signalisierte ihm, ein Stück vorzufahren. Was er auch prompt tat. Ließ den Wagen über den kleinen Hubbel auf der Fahrbahn bis zur gelben Haltelinie rollen, die von der Feuchtigkeit ganz verblasst war. Stellte den Motor ab. »Okay. Ich bin bereit, mich beeindrucken zu lassen.«
    Ich warf ihm einen Blick zu und meinte: »Es ist dein erstes Mal. Wenn du den vollen Effekt erleben willst, musst du dich anlehnen.«
    »Anlehnen?«
    »Gehört zum Experiment. Vertrau mir.«
    Wir schoben unsere Sitze zurück, so weit es ging, und machten es uns bequem. Sein Arm lag direkt neben meinem. Ich musste an den Abend neulich bei ihm daheim denken. Wie wir uns zweimal so nahe gekommen waren und beinahe geküsst hatten. Also richtig geküsst. DieWaschanlage begann zu surren. Ich streckte die Hand aus, stellte den C D-Player an. »Na dann, auf geht’s.« Die Düsen befanden sich genau über uns.
    Zuerst prasselte das Wasser hämmernd auf uns ein, rann anschließend in einer einzigen Flutwelle vor uns die Windschutzscheibe herunter. Über Owens Kopf formte sich ein Tropfen an der Decke. Landete auf seinem T-Shirt . Er rutschte in seinem Sitz ein wenig zur Seite. »Na toll. Ich
habe
ein Loch im Dach.«
    Doch als das nächste Stück auf der CD anfing, gab er keinen Mucks mehr von sich. Es begann mit einem sanften, murmelnden Geräusch. Als Nächstes wurden Geigensaiten gezupft. Auch eine Art Brummen war zu vernehmen, das sich aber aufzulösen und hinter uns zu verklingen schien, während gleichzeitig das Innere des Wagens unter den Wassermassen, die über uns hinwegflossen, immer mehr zu schrumpfen schien. Und fast kam es einem so vor, als würde sich beides wechselseitig bedingen. Ich hörte, wie das Summen der Bürsten immer näher kam und sich mit der traurigen Abwärtschromatik einer Geigenmelodie vermischte. Und wieder einmal spürte ich sie, die Verlangsamung der Zeit. Alles schien für diesen einen Moment stehen zu bleiben, anzuhalten. Jetzt, hier.
    Ich wandte den Kopf, um einen Blick auf Owen zu werfen. Er lag entspannt in seinem Sitz und beobachtete aufmerksam, wie die Bürsten große Seifenkreise auf die Windschutzscheibe malten. Lauschte. Ich schloss die Augen und versuchte ebenfalls, mich auf die Musik zu konzentrieren. Doch konnte ich die Gedanken nicht abschalten, vielmehr
einen
Gedanken: dass ich das Gefühl hatte, mein ganzes Leben wäre in den paar Wochen, die ich Owen nun näher kannte, einmal mehr komplett umgekrempelt worden. Dashätte ich ihm gern gesagt, und zwar nicht zum ersten Mal. Aber jetzt wollte ich unbedingt die richtigen Worte dafür finden und sie in die optimale Formulierung einbetten, weil ich
wusste
: Es gab keinen besseren Ort dafür als diesen hier, um Worte zum Klingen zu bringen.
    Während dieser Gedanke mir noch durch den Kopf ging, öffnete ich die Augen. Wandte mich ihm wieder zu. Er schaute mir direkt ins Gesicht.
    »Du hattest recht«, meinte er mit gedämpfter Stimme. »Es ist super. Ehrlich.«
    »Ja. Ist es.«
    Er rutschte ein Stück näher an mich heran. Ich fühlte seinen Arm an meinem, den leichten Druck der Berührung, seine warme Haut. Dann küsste er mich. Richtig. Und ich hörte gar nichts mehr. Nicht das Wasser, nicht die Musik, nicht einmal mein eigenes Herz, das garantiert ultralaut pochte. Stattdessen war da nur Stille. Perfekte Stille, die ewig dauerte. Oder nur diesen einen Augenblick. Und dann war es vorbei.
    Plötzlich war die Waschanlage ruhig, die Musik aus. Unmittelbar über unseren Köpfen bemerkte ich einen dicken, fetten Wassertropfen. Ich behielt ihn im Auge, bis er sich ablöste und mit einem
Plopp!
auf meinem Arm landete. Gleichzeitig ertönte hinter uns energisches

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