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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Siegerin aus der Aktion hervor: Sie gewann für ihren Kurzfilm nämlich den ersten Preis beim Uniwettbewerb. Ich hatte fest damit gerechnet, dass wir die frohe Botschaftdurch eins ihrer Endlostelefonate erfahren würden, bei denen sie unerbittlich und assoziativ von Hölzchen auf Stöckchen kam, was ja sehr unterhaltsam sein konnte. Doch Pustekuchen   – sie hinterließ lediglich eine Nachricht auf unserem Anrufbeantworter, berichtete knapp von ihrem Erfolg und wie sehr sie sich darüber freute. Das Ganze in unter zwei Minuten. Ein absoluter Rekord. Es war so ungewohnt, dass wir alle überzeugt waren, irgendetwas würde nicht stimmen. Doch als ich sie zurückrief, meinte sie bloß, es sei genau umgekehrt.
    »Bei mir läuft alles super«, sagte sie mir. »Absolut wunderbar.«
    »Ehrlich? Deine Nachricht war so furchtbar kurz.«
    »Wirklich?«
    »Im ersten Moment dachte ich, der Anrufbeantworter hätte dich aus der Leitung geschmissen.«
    Kirsten seufzte. »Kam mir zwar nicht so vor, aber letztlich wundert es mich nicht, dass du das Gefühl hattest. Ich habe echt hart an mir gearbeitet, was meine Außenwirkung angeht. Also wie ich rüberkomme, wenn ich was sage.«
    »Ach?«
    »Ja.« Sie seufzte erneut. Ein glücklicher Seufzer. »Es ist einfach der Hammer, was ich in diesem Semester alles gelernt habe. Ich meine, durchs Filmedrehen und das Seminar bei Brian kriege ich total viel über die wahre Bedeutung von Kommunikation mit. Hat mir echt die Augen geöffnet.«
    Ich rechnete fest damit, dass sie das genauer erklären würde. Besonders das mit Brian. Tat sie aber nicht. Meinte bloß noch, sie habe mich lieb, müsse sich jetzt leider beeilen und ich werde sie ja bald wiedersehen. Wir legten auf. Nach weniger als vier Minuten.
    Kirsten mochte die Kunst der Kommunikation für sich entdeckt   – und gemeistert   – haben. Ich hingegen scheiterte kläglich. Nicht nur bei Owen, sondern auch bei meiner Mutter. Denn aus irgendeinem bescheuerten Grund ließ ich mich in dem ganz alltäglichen Trubel breitschlagen, einen weiteren Werbespot fürs
Kaufhaus Kopf
zu drehen.
    Und zwar geschah das am Ende derselben Woche, in der ich erfuhr, dass Emily Will angezeigt hatte. Als ich an jenem Freitag von der Schule heimkam, erwartete mich meine Mutter bereits an der Haustür.
    »Rate mal, was passiert ist!« Ich war noch nicht einmal über die Schwelle getreten. »Lindy hat gerade angerufen. Die Leute vom
Kaufhaus Kopf
haben sie gestern Morgen kontaktiert. Sie wollen dich für ihre nächste Frühjahrswerbung engagieren.«
    »Was?«
    »Anscheinend waren sie sehr angetan vom Erfolg der Herbstkampagne. Obwohl ich sagen muss, die kurze Begegnung mit dem Mann aus der Marketingabteilung letzte Woche nach der Modenschau hat sicher auch nicht geschadet. Gedreht wird im Januar, aber sie wollen schon im Dezember einen Termin für eine erste Anprobe mit dir machen. Ist das nicht großartig?«
    Großartig
, dachte ich. In Wahrheit stellte es sich für mich so dar: Noch vor wenigen
Monaten
hätte ich das Angebot als total aufregend empfunden. Und noch vor wenigen
Wochen
möglicherweise die Kurve gekriegt abzulehnen. Doch jetzt, in der Gegenwart, stand ich einfach bloß da und schaffte es kaum, vage zu nicken.
    »Ich habe Lindy versprochen, ich würde sie anrufen, sobald ich dir Bescheid gesagt hätte.« Meine Mutter ging indie Küche, griff nach dem Telefonhörer. Während sie wählte, fügte sie hinzu: »Nach allem, was Lindy erzählt hat, ist die Anzeigenkampagne für die Herbstmode speziell bei jüngeren Mädchen wohl richtig gut angekommen. Und genau das hat auch die Leute vom
Kaufhaus Kopf
letztlich von dir als ihrem idealen Model überzeugt. Du bist ein
Vorbild
, Annabel! Ist das nicht toll?«
    Ich dachte an Mallorys Zimmer, tapeziert mit Computerausdrucken des »Mädchens, das alles hat«. An Mallorys Gesicht, wie sie in die Kamera blickte und die Federn ihrer Boa das Foto bis zu den Rändern ausfüllten.
    »Ich bin kein Vorbild.«
    »Natürlich bist du das«, erwiderte meine Mutter unbekümmert. Wandte sich zu mir um, lächelte mich erneut an, hielt den Hörer an ihr anderes Ohr. »Du kannst auf so vieles stolz sein, mein Schatz. Wirklich. Ich meine   …   – Lindy?   – Hi, ich bin’s, Grace. Ich habe schon mal versucht durchzuklingeln, ohne Erfolg. Ist deine Assistentin gerade weg?   – Immer noch? Wie lästig.   – Ja, ich habe es Annabel gerade erzählt. Sie ist begeistert   …«
    Begeistert
, dachte ich.
Nicht ganz.
Und

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