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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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Schulschluss und Abfahrt zum Flughafen damit zugebracht, mir die letzten Tracks auf Owens CD mit dem Titel KLASSISCHER PUNK/SKA anzuhören. Der letzte Genremix aus dem Stapel, den er mir gegeben hatte. Jetzt blieb tatsächlich nur noch JUST LISTEN übrig, was mich richtig traurig stimmte, denn ich hatte mich so daran gewöhnt, mir jeden Tag   – oder in der Nacht   – mal hier, mal da ein paar Stücke anzuhören. Es hatte sich zu einem auf seltsame Weise beruhigenden, tröstlichen Ritual entwickelt. Auch wenn die Musik oft alles andere als beruhigend war.
    Meistens lag ich beim Zuhören mit geschlossenen Augen auf meinem Bett und versuchte, wirklich einzutauchen. Aber als heute die wummernden Bässe eines Reggaes aus dem Lautsprecher meiner Anlage drangen, legte ich meine Schultasche aufs Bett, holte Clarkes Zettel mit der Handynummer sowie die Visitenkarte heraus, die Emily mir gegeben hatte, breitete beides vor mir auf der Bettdecke aus. Das Stück lief weiter und ich betrachtete sowohlKarte als auch Zettel eingehend, als müsste ich mir jedes Detail genau einprägen: die fetten Buchstaben   – ANDREA THOMLINSON, STAATSANWALTSCHAFT   –, die Druckerschwärze so dick, dass sie leicht über die Papieroberfläche hinausragten; die Mittelstriche der beiden Ziffern Sieben in Clarkes Telefonnummer. Auch wenn ich nichts davon je brauchen würde. Gezwungen war ich auf jeden Fall zu gar nichts, sagte ich mir selbst. Es waren nur Möglichkeiten. Eventuelle Chancen. Zwei Botschaften, zwei Aussagen. Wie Owens beide Ringe. Und es war definitiv von Vorteil, sich der eigenen Möglichkeiten zumindest bewusst zu sein.
    Als wir heimkamen, war es bereits dunkel, aber das Haus hell erleuchtet, sodass wir Whitney, die in der Küche am Herd stand und etwas umrührte, deutlich sehen konnten. Während mein Vater im Leerlauf die Einfahrt hinunterrollte, drückte Kirsten erneut meine Hand. War sie vielleicht nervös? Sie sagte jedenfalls nichts in der Richtung.
    Im Haus war es schön warm; ich merkte plötzlich, dass ich richtig Hunger hatte. Kirsten sog tief die Luft ein, schloss die Augen. »Wahnsinn«, sagte sie, als sie hinter unserem Vater durch die Haustür trat. »Irgendetwas riecht hier einfach super.«
    »Whitney macht Wokgemüse«, erklärte meine Mutter.
    »Whitney kocht?«, entfuhr es Kirsten.
    Ich blickte nach vorne, sah, dass Whitney im Moment vor der Küchentheke stand, ein Geschirrspültuch in der Hand. »Ja, Whitney kocht«, wiederholte sie trocken. »Das Essen ist in ungefähr fünf Minuten fertig.«
    »Du kannst dich wirklich auf etwas freuen, Kirsten«, sagte meine Mutter mit etwas zu lauter Stimme. »Whitney ist als Köchin ein Naturtalent.«
    »Wow«, meinte Kirsten. Wieder entstand eine Pause, bis sie, an Whitney gewandt, fortfuhr: »Du siehst übrigens gut aus.«
    »Danke«, erwiderte Whitney. »Dito.«
    So weit, so gut. Meine Mutter neben mir lächelte.
    »Ich stelle dein Gepäck nach oben«, sagte mein Vater zu Kirsten. Sie nickte dankend.
    »Ich mache noch schnell den Salat«, beschloss meine Mutter. »Und dann setzen wir uns zusammen um den Tisch und erzählen, was es Neues gibt. In der Zwischenzeit könnt ihr Mädchen doch alle nach oben gehen und euch etwas frisch machen. Was meint ihr?«
    »Okay«, sagte Kirsten. Blickte wieder Whitney an. Mein Vater ging mit ihrem Koffer Richtung Treppe. »Klingt gut.«
    Oben, in meinem Zimmer, saß ich dann einfach bloß da und lauschte den Geräuschen um mich herum. Kirstens Zimmer hatte in ihrer Abwesenheit so gut wie nie jemand betreten, deshalb war es irgendwie seltsam, auf einmal wieder Leben auf der anderen Seite der Wand zwischen unseren beiden Zimmern zu vernehmen: Schubladen wurden geöffnet und geschlossen, Möbel gerückt   … Von der anderen Seite dagegen hörte ich die Whitney-Geräusche, an die ich gewöhnt war: das Quietschen des Bettes, das leise Summen des Radios. Als meine Mutter die Treppe hinaufrief, jetzt sei alles fürs Essen fertig, trafen wir drei uns im Flur, um gemeinsam hinunterzugehen.
    Kirsten hatte eine frische Bluse an und trug ihre Haare nun offen. Sie blickte über die Schulter erst mich, dann Whitney an, die hinter mir stand und sich soeben einen Pullover über den Kopf zog. »Seid ihr bereit?«, fragte Kirsten. Als läge ein weiterer Weg als der zum Esszimmer vor uns. Ich nickte. Sie marschierte los, auf die Treppe zu.
    Als wir im Esszimmer ankamen, stand das Essen bereits auf dem Tisch. Das Wokgemüse war auf einer großen Platte

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