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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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ruhig. »Und zwar seit dem bewussten Sommer mit Sophie.«
    Ich starrte sie perplex an. »Aber du schaust mich seitdemnicht einmal mehr an, wenn wir uns hier irgendwo über den Weg laufen. Und dieses Jahr am ersten Schultag, bei der Mauer   –«
    »Du hast meine Gefühle verletzt«, unterbrach sie mich. »Meine Güte, Annabel, du warst meine beste Freundin und hast mich eiskalt abserviert. Was denkst du denn, wie es mir dabei gegangen ist?«
    »Ich habe versucht, mit dir zu reden«, sagte ich. »An dem Tag danach, im Schwimmbad.«
    »Und das«, gab sie scharf zurück, zeigte mit dem Finger auf mich, »war das absolut
einzige Mal
. Klar war ich sauer. Es war ja gerade erst passiert! Aber du hast dich nie wieder blicken lassen, nicht
einmal
mehr angerufen. Du bist einfach untergetaucht.«
    Emilys unverhoffte Entschuldigung kam mir wieder in den Sinn: Genauso fühlte sich die jetzige Situation mit Clarke an, in der ich etwas erlebte, das meiner Sicht der Dinge diametral widersprach. Es war total irre. Und ich hatte echt Mühe mitzukommen, das Ganze zu verdauen.
    »Und warum heute?«, sagte ich. »Wieso redest du auf einmal doch wieder mit mir?«
    Sie seufzte leicht. »Okay«, erwiderte sie gedehnt, »ehrlich gesagt, hat es viel mit Rolly zu tun.«
    Rolly
, dachte ich. Erinnerte mich plötzlich an ihn an jenem Abend im
Bendo
, wie er die Wasserflaschen umklammert hielt.
Richtest du Owen bitte aus, er hatte recht. Mit allem
, hatte er total aufgeregt zu mir gesagt. »Du und Rolly?«, fragte ich.
    Sie biss sich wieder auf die Lippen und ich hätte schwören können, dass sie rot wurde. Aber nur eine Sekunde lang. »Wir reden ziemlich viel miteinander«, antwortete sie schließlich und zupfte dabei am Saum ihres
Truth Squad - Shirts
herum. Jetzt fiel mir auch auf, dass das T-Shirt für jemanden, der die Band anderthalb Monate zuvor überhaupt das erste Mal gesehen hatte, ziemlich abgetragen war. »Egal, an dem Abend jedenfalls, als Rolly dich im
Bendo
dazu gebracht hat, ihn mir vorzustellen, sagtest du zu mir, ich könne dich ja wohl nicht ausstehen. Worauf ich anfing, genauer darüber nachzudenken, was mit uns passiert ist, seit damals. Dann machte Owen auch noch ab und zu eine Bemerkung über dich   – jedenfalls bist du mir nicht mehr aus dem Sinn gegangen. Als ich dich heute Mittag gesehen habe und du so   –«
    »Moment mal: Owen redet über mich?!«
    »Konkret hat er nicht viel erzählt«, antwortete sie. »Nur, dass ihr beide befreundet wart, irgendetwas passiert ist und ihr jetzt keine Freunde mehr seid. Sei mir nicht böse, wenn ich das jetzt sage, aber das klang, ich weiß nicht   … irgendwie vertraut. Wenn du weißt, was ich meine.«
    Ich merkte, dass ich bei der Vorstellung, wie Clarke und Owen über mich und mein ausweichendes Verhalten diskutierten, rot wurde. Peinlich!
    »Aber denk jetzt nicht, wir würden lang und schmutzig über dich rumtratschen«, fügte sie hinzu, als ob ich meinen Gedanken von gerade laut ausgesprochen hätte. Noch etwas, das mir auf einmal wieder einfiel: Clarke hatte schon immer die Fähigkeit gehabt, meine Gedanken zu lesen, irgendwie.
    Clarke machte sich Sorgen um mich. Emily hatte sich bei mir entschuldigt. Was für ein verrückter Tag!
    »Also, was ist?«, fragte Clarke. In dem Moment kamen ein paar Mädchen herein. Sie hatten ihre Zigaretten schon in den Fingern und machten lange Gesichter, als sie uns bei den Waschbecken stehen sahen. Steckten missmutigdie Köpfe zusammen, tuschelten, gingen dann aber doch wieder hinaus. Vermutlich wollten sie warten, bis wir weg waren. »Ich meine, bist du okay?«
    Was sollte ich darauf antworten? Ich merkte plötzlich, dass ich in den letzten Wochen nicht nur Owen vermisst hatte, sondern auch den Teil meiner selbst, dem es gelungen war, so ehrlich zu ihm zu sein. Vielleicht kriegte ich das hier und jetzt nicht hin. Aber direkt zu lügen brauchte ich auch nicht. Deshalb entschied ich mich für das, was ich eigentlich immer anstrebte: die Mitte.
    »Weiß nicht genau«, sagte ich.
    Clarke betrachtete mich einen Moment lang forschend. »Möchtest du darüber reden?«
    Ich hatte so viele Gelegenheiten zum Reden bekommen. Clarke, Owen, Emily. Hatte auch lange Zeit angenommen, dass ich bloß jemanden brauchte, der mir endlich zuhörte, und alles würde gut. Doch das stimmte gar nicht. Ich selbst war das Problem. Ich verhielt mich eben so, wie ich mich verhielt. Tat, was ich tat, auch jetzt wieder: »Nein. Trotzdem, vielen Dank.«
    Clarke

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