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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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sich schlafen legen und morgen sähe die Welt schon wieder anders aus. Es gab keine Diskussion über diese Abmachung oder darüber, wie sie überhaupt zustande gekommen war. So war es beschlossen, so wurde es gemacht.
    Meine Mutter   – natürlich, was sonst?   – forderte mich auf, nach oben zu gehen. Daher bekam ich weder mit, ob Whitney tatsächlich etwas aß, noch ob es irgendwelchen weiteren Streit deswegen gab. Doch als es später ruhig im Haus war und ich wusste, alle schliefen, schlich ich ins untere Stockwerk. Von den drei Tellern, die ich mit Folie bedeckt hatte, stand nur noch einer da. Anscheinend hatte durchaus jemand im Essen herumgestochert. Trotzdem, leer war er deswegen noch lange nicht.
    Ich nahm mir einen Snack, ging ins Fernsehzimmer, schaute mir die Wiederholung einer Reality-Makeover-Show sowie die Lokalnachrichten an. Als ich wieder nach oben gehen wollte, war es mitten in der Nacht; der Mond strahlte fast übernatürlich hell durch die Fenster und leuchtete alles wie mit Scheinwerfern aus. Ich hatte es schon immer als sehr eigentümlich empfunden, wenn so viel Mondlicht durch die Zimmer flutete, und schirmte meine Augen ab, während ich durch das Licht lief.
    Sowohl der Gang, der zu meinem Zimmer führte, als auch der zu Whitneys Zimmer lagen hell im Mondschein. Nur in der Mitte, im Schatten des Kamins, war es dunkel. Als ich in die unvermittelte Finsternis trat, roch ich den Dampf. Nein, ich fühlte ihn. Nahm wahr, wie sich die Luft um mich herum auf einmal veränderte, schwerer wurde,feuchter. Ich stand einen Moment lang nur da, atmete, schnupperte. Das Badezimmer lag am entgegengesetzten Ende des Flurs. Unter der Tür drang kein Licht hervor. Doch während ich instinktiv darauf zulief, wurde der Dampf dicker. Ich bemerkte einen stechenden Geruch, hörte das Geräusch von plätscherndem Wasser. Es ergab keinen Sinn. Ich hätte verstehen können, wenn jemand vergessen hatte, den Wasserhahn abzudrehen. Aber die Dusche? Andererseits hatte Whitney sich seit ihrer Ankunft bei uns in vielem hyperseltsam benommen. Undenkbar war also gar nichts. Schließlich erreichte ich die halb geöffnete Türe und stieß sie auf.
    Doch sie prallte gegen etwas, schlug zurück, in meine Richtung. Ich öffnete sie erneut, dieses Mal langsamer, vorsichtiger. Der Dampf legte sich nun dicht auf mein Gesicht, fühlte sich ganz feucht an auf meiner Haut. Ich konnte nichts sehen, und alles, was ich hörte, war das Rauschen des Wassers. Wie eine Blinde tappte ich nach rechts, meine Hand tastete an der Wand entlang, bis ich den Lichtschalter fand.
    Whitney lag auf dem Boden, vor meinen Füßen. Ihre Schulter war der Widerstand gewesen, gegen den die Tür beim ersten Öffnen gestoßen war. Sie lag zusammengerollt da, ein Handtuch um sich geschlungen, eine Wange auf das Linoleum gepresst. Wie ich vermutet hatte, war die Dusche voll aufgedreht. Das Wasser stand bereits ziemlich hoch im Abflussbecken   – der Strom war zu gewaltig.
    »Whitney?« Ich hockte mich neben sie. Keine Ahnung, was sie hier im Dunkeln machte, allein, mitten in der Nacht. »Bist du   –«
    Da fiel mein Blick auf die Toilette. Der Deckel standoffen. Drinnen war eine gelbliche, mit Rot durchsetzte Mischung. Ich wusste auf den ersten Blick: Blut.
    »Whitney!« Ich berührte vorsichtig ihr Gesicht. Die Haut war heiß, feucht, ihre Augenlider flatterten. Ich beugte mich vor, rüttelte an ihrer Schulter. »Whitney, wach auf.«
    Sie wachte nicht auf. Aber sie bewegte sich. Jedenfalls gerade so viel, dass sich das Handtuch löste. Und da sah ich, was meine Schwester sich angetan hatte.
    Sie bestand nur noch aus Knochen. Das war das Erste, was mir in den Sinn kam: Haut und Knoten, Knubbel, Knochen. Jeder einzelne Wirbel ragte hervor, ihre Beckenknochen standen in rechtem Winkel voneinander ab, ihre Knie waren mager und bleich. Es schien fast unmöglich, dass sie so dünn war und trotzdem noch am Leben. Und noch unmöglicher, dass sie es geschafft hatte, diesen Zustand geheim zu halten. Sie bewegte sich erneut und ich werde ihn niemals vergessen, diesen Anblick, wie die Kanten ihrer Schulterblätter sich überdeutlich unter ihrer Haut abzeichneten. Sie sahen aus wie die Flügel des kleinen, toten Vogels, den ich einmal bei uns im Garten gefunden hatte. Ohne Federn, kaum auf der Welt, doch bereits tot.
    »Papa!« Ich schrie. Meine Stimme erfüllte den kleinen Raum. Laut.
»Papa!«
    An den Rest der Nacht erinnere ich mich nur bruchstückhaft. An meinen

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