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Just Listen - Roman

Just Listen - Roman

Titel: Just Listen - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Dessen
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gerade energisch um Ruhe. Sie wollte endlich loslegen. Trotzdem blieb ich noch einen Moment, wo ich war. Sah zu, wie Mrs Armstrong aufstand und zusammen mit Mallory zum Ausgang ging. Mallory wirkte nicht eben glücklich, aber als ihre Mutter nach ein paar Schritten ihre Hand nehmen wollte, zog sie sie nicht weg. Im Gegenteil: Sie schlang ihre Hand förmlich um die ihrer Mutter, wie eine Umarmung. Im Gleichtakt beschleunigten sie ihre Schritte, verschwanden schließlich gemeinsam durch die Tür nach draußen.
     
    Als ich am späten Nachmittag heimkam, saß Whitney auf den Stufen vor dem Haus und hatte vier kleine Blumentöpfe vor sich aufgereiht; ein Sack Blumenerde lag ebenfalls da. Sie hielt eine kleine Gartenschaufel in der Hand und wirkte reichlich genervt.
    »Hi«, meinte ich schon im Näherkommen. »Was treibst du da?«
    Zunächst antwortete sie mir nicht, sondern riss stattdessen stumm den Beutel mit der Erde auf, steckte die Schaufel hinein. Doch als ich   – was hätte ich auch sonst tun sollen?   – stumm um sie herum zur Haustür gehen wollte, sagte sie plötzlich: »Ich wurde dazu verdonnert, Kräuter zu pflanzen.«
    Ich blieb stehen. »Kräuter?«
    »Ja.« Sie schaufelte einen dicken Brocken Erde aus dem Sack und beförderte ihn geräuschvoll in einen der kleinen Töpfe, der prompt überquoll. »Für meine bescheuerte Therapiegruppe.«
    »Wieso Kräuter?«
    »Was weiß denn ich?« Auch den nächsten Topf füllte sie nun nachlässig, mehr schlecht als recht mit Erde. Fuhr sich dann mit dem Arm übers Gesicht. »Ist es zu fassen? Mama und Papa zahlen dieser Moira Bell sage und schreibe hundertfünfzig Mäuse die Stunde dafür, dass sie von mir verlangt, einen dämlichen Rosmarin zu pflanzen.« Whitney griff nach einem Stapel mit Samenpäckchen, der neben ihren Füßen lag, und sah sie durch. »Und Basilikum. Und Oregano. Und Thymian. Gut angelegtes Geld, was?«
    »Hört sich echt ein bisschen schräg an«, meinte ich.
    »Weil es schräg
ist
«, erwiderte sie und schaufelte Erde für den dritten Topf aus dem Sack. »Total bekloppt, totale Zeitverschwendung und funktionieren wird es auch nicht. Es wird demnächst Winter. Im Winter kann man nichts anpflanzen.«
    »Hast du mit ihr darüber geredet?«
    »Ich habe es versucht. Aber es hat sie nicht interessiert. Die Tante interessiert sowieso überhaupt nichts, außer dafür zu sorgen, dass man sich fühlt wie der letzte Schwachkopf.« Whitney stopfte den vierten und letzten Topf so ruppig mit Erde voll, dass er ins Schwanken geriet. Aber er fiel nicht um. »›Du kannst sie im Haus hochziehen‹, erklärte die Dame mir scheißfreundlich. ›Stell sie einfach an ein sonniges Fenster.‹ Ja logo. Super. Das Zeug ist in null Komma nichts eingegangen. Und selbst wenn nicht: Was soll ich mit einem Haufen Kräuter anfangen?«
    Ich schaute zu, wie sie das Basilikum-Päckchen nahm, aufriss und einige Samenkörner in ihre Hand gleiten ließ. »Na ja«, meinte ich. »Man kann sie zum Kochen nehmen oder so.«
    Whitney war gerade dabei gewesen, die Samen in die Erde zu stecken, doch jetzt blickte sie mit einem matten, schwer zu deutenden Gesichtsausdruck zu mir hoch. »Kochen. Ach ja, richtig. Wäre ich nie draufgekommen.«
    Ich merkte, dass ich rot wurde. Wieder einmal hatte ich es geschafft, etwas Falsches zu sagen. Dabei hatte ich eigentlich gar nichts Bedeutendes von mir geben, nur so eine Art Nullbemerkung machen wollen. Glücklicherweise klingelte in diesem Augenblick das Telefon. Ich spurtete los, um den Anruf noch zu erwischen. Doch vor allem war ich froh über diese legitime Möglichkeit, Abstand und eine geschlossene Tür zwischen uns bringen zu können.
    Als ich in der Küche ankam, hatte sich bereits der Anrufbeantworter eingeschaltet. Nach dem Pieps meldete sich Kirsten.
    »Hallo.« Ihre Stimme klang wie immer, munter und laut. »Keiner zu Hause? Ich bin’s. Wenn jemand da ist, geht mal ran   … He, wo seid ihr denn alle? Und dabei habe ich richtig tolle Neuigkeiten   –«
    Ich griff nach dem Hörer. »Was denn für Neuigkeiten?«
    »Annabel, hi.« Ihre Stimme rutschte vor lauter Begeisterung sofort um ein paar Oktaven höher. Was für ein himmelweiter Unterschied zu Whitneys monotonem, ausdrucklosem Tonfall. Ich setzte mich, machte es mir bequem. Schon Kirstens Nachrichten waren lang. Sie persönlich am Telefon zu haben, konnte einem den ganzen Nachmittag vertreiben. »Mann, bin ich froh, dass du zu Hause bist. Wie geht es dir?«
    »Okay.« Ich schob

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