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Justice (German Edition)

Justice (German Edition)

Titel: Justice (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Fermer
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Ledersesseln bestückt. Geschäftsleute hatten sich um die Tische versammelt, ihre Papiere und Stifte verstreut auf den Glasplatten vor ihnen. Als der Junge mit der legeren Kleidung und den kurz geschorenen Haaren die Eingangshalle durchquerte, lehnten sie sich in ihren Sesseln zurück und schauten ihn fast spöttisch an. Der Neuankömmling war hier vollkommen fehl am Platz.
    Milan ignorierte ihre höhnischen Blicke. Mit dem Motorradhelm in der Hand ging er zur Rezeption. Der Tresen war mit mehreren Mitarbeitern besetzt. Milan nahm Blickkontakt mit einer jungen Frau auf und blieb vor ihr stehen.
    »Guten Abend, Sir!«, begrüßte sie den jungen Gast, ohne mit der Wimper zu zucken. »Was kann ich für Sie tun?«
    Milan räusperte sich und schaute sich noch einmal im Foyer um. Es gab keine Spur von Herrn Stein.
    »Ich suche meinen Vater«, griff Milan auf die bereits erprobte Lüge zurück. »Er ist vor zwei Minuten hier reingekommen.«
    Die hübsche Empfangsdame, die nicht viel älter war als Milan selbst, lächelte amüsiert. »Wie sieht denn Ihr Vater aus?«
    »Mittelgroß. Langer grauer Mantel. Komischer Hut. Brille.«
    Ein Kollege schaute der jungen Frau über die Schulter und meldete sich zu Wort: »Der Arzt. Er ist zu Zimmer 427 gegangen. Er hat einen Termin mit Herrn Kruger.«
    »Zimmer 427?«, wiederholte Milan und blickte sofort zum Fahrstuhlbereich. Das Hotel hatte insgesamt drei Aufzüge. Einer davon ging gerade auf. »Ich muss ihm etwas Wichtiges mitteilen«, fügte er hinzu und lief überstürzt zu den Fahrstühlen.
    Die Empfangsdame und ihr Kollege riefen ihm noch etwas hinterher, doch Milan ignorierte sie. Er sprintete durch das Foyer, sprang in den Aufzug und drückte auf den Knopf. Als sich die Türen wieder schlossen, sah er die überraschten Blicke, die von der Rezeption auf ihn gerichtet waren. Doch ein Gast mit seiner Familie lenkte die beiden Mitarbeiter mit neuen Anliegen ab.
    Im vierten Stock stieg Milan aus und schaute sich um. Auf der rechten Seite fingen die Zimmernummern bei 401 an. Auf der linken bei 460. Milan lief nach rechts und eilte den kargen Flur entlang. Als er um die Ecke bog, prallte er mit einem Reinigungswagen zusammen. Das Zimmermädchen schrie vor Schreck auf und wich zurück.
    »Oh, Verzeihung!«, entschuldigte sich Milan. Ein pochender Schmerz am Knie schoss durch seinen ganzen Körper. »Ich habe nicht aufgepasst.«
    »Nein, es ist meine Schuld«, beteuerte das Zimmermädchen, das den Wagen sofort zur Seite zog. »Haben Sie sich wehgetan?«
    »Nein, kein Problem«, log Milan. Er beugte sich nach unten, um die Toilettenpapierrollen wieder aufzuheben, die beim Zusammenstoß zu Boden gefallen waren. Dabei schaute er an der Frau vorbei und sah einen Mann mit einem langen grauen Mantel und einem schwarzen Filzhut, der langsam den Flur entlangging. Herr Stein. Mit dem Rücken zu Milan las er die Nummern an den Zimmertüren ab. Milan fiel auf, dass er jetzt schwarze Handschuhe trug.
    »Sind Sie sicher, dass Sie sich nicht wehgetan haben?«, wiederholte das Zimmermädchen besorgt.
    »Nein, wirklich nicht«, sagte Milan und schaute wieder zum anderen Ende des Flurs. »Es ist nichts passiert.«
    Herr Stein blieb vor Zimmer 427 stehen. Er stellte die Ledertasche auf dem Boden ab, steckte eine Hand in seine Manteltasche und klopfte an die Tür. Gleichzeitig zog er die Pistole aus der Tasche. Sogar aus der Entfernung konnte Milan sehen, dass sie mit einem Schalldämpfer ausgestattet war.
    Die Tür von Zimmer 427 ging einen kleinen Spaltbreit auf. Ein schmaler Sonnenstrahl fiel Herrn Stein senkrecht über das Gesicht. Er öffnete den Mund, doch bevor er etwas sagen konnte, schallte ein ohrenbetäubender Knall durch den ganzen Flur. Milan ließ sich instinktiv zu Boden fallen. Hinter ihm schrie das Zimmermädchen panisch auf und suchte Deckung hinter dem Reinigungswagen.
    Stein ließ seinen Revolver fallen. Er fasste sich an die Seite, stolperte zurück und sackte keuchend zu Boden. Erst dann wurde Milan bewusst, dass es gar nicht Stein war, der abgedrückt hatte.
    Die Tür zu Zimmer 427 öffnete sich. Ein Mann trat auf den Flur hinaus. Milan sah sofort die Waffe in seiner Hand. Er richtete sie jetzt auf den verwundeten Lehrer.
    »Herr Stein!«, schrie Milan, so laut er nur konnte. Mit rasendem Herzen sprang er auf und rannte den Flur entlang. Stein schaute mit glasigem Blick in seine Richtung. Auch der Angreifer – ein Weißer mit einem schwarzen Ziegenbart und schneeweißen Haaren, in

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