Justifiers - Autopilot: Justifiers-Roman 7 (German Edition)
Bruno nickte beeindruckt. »Also gut. Zum Thema Stachelschweinbetas, die …«
»Abgehakt«, verhinderte Pollock erneut, dass sein Partner einen Satz zu Ende brachte. »Gibt es wirklich und sind scheißgefährlich. Nächstes Thema: der Heavy, mit dem Slim zu tun hatte.«
»Uh.« Bruno zog den Nacken ein. »Zu dem habe ich was, aber es wird dir nicht gefallen.«
»Wieso?«
»Er ist ein ehemaliger Kollege von dir.«
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30.09.3042 A.D., 09:54
System: Sol
Planet: Erde
Ort: Lantis Island, Wohnbereich von Thorium Makutsi
Wenn Pollock Personen eine imposante Erscheinung zusprach, hing diese Einschätzung in aller Regel direkt mit der Körpergröße zusammen. Das galt auch für Thorium-Makutsi, wenn auch unter umgekehrten Vorzeichen: Der Heavy reichte Pollock gerade mal bis zur Brust. Dafür waren seine Schultern mindestens doppelt so breit wie die Pollocks. Makutsis Vorfahren waren offenkundig vor langer Zeit aus Afrika auf einen Planeten ausgewandert, für dessen höhere Schwerkraft ihre Gene so angepasst worden waren, dass sich daraus der charakteristische Zwergenwuchs aller Heavys ergab. Das kurze Haar und der Knebelbart bildeten mit ihrem Schlohweiß einen angenehmen Kontrast zu Makutsis dunkler Haut, die die Farbe von fruchtbarer Erde nach einem ausgiebigen Regenschauer besaß.
So ungewöhnlich wie Makutsis äußere Erscheinung war auch die Art, wie er sich seine Plattform an der Nabe eingerichtet hatte: Sie bestand aus einer einzigen, gewaltigen Halle, in der Reihen um Reihen von turmhohen Servern blinkten und summten. Überall war man von Bildschirmen und Monitoren umringt. Auf manchen flossen unentwegt die abstrakten Symbole endloser Datenströme vorüber, doch auf den meisten liefen die Programme unzähliger Nachrichtensender aus der ganzen Galaxis: Dort loderten die Wracks zweier beim Start kollidierter Raumgleiter auf Charkhi Dadri Gamma, hier kommentierte eine knapp bekleidete, vollbusige Wirtschaftsexpertin die Entwicklung der Hirsepreise in New Indiana. Von einem Monitor blickten einem die angespannten Gesichter der Vorstände eines Minikons entgegen, die vor der entscheidenden Abstimmung zur Abwehr einer feindlichen Übernahme standen, von einem anderen strahlten einen begeisterte Demonstranten an, die die Aufhebung eines Todesurteils gegen einen Demokratieaktivisten feierten. Einige Aufnahmen – wie die vom laufenden Rap-Opera-Battle auf Tupac IV – waren knallig bunt, während ein kurzer Spot über die Karriere eines Hardballprofis, der in einem Spitzenspiel eine tödliche Schädelverletzung erlitten hatte, in pietätvollem Schwarz-weiß gehalten war.
Pollock war unendlich dankbar, dass sein Gastgeber alles auf stumm geschaltet hatte.
»Ich brauche Ihnen wahrscheinlich nicht viel über mich zu erzählen, Pollock«, sagte Makutsi.
»Nein.« Wir sprechen uns gleich beim Vornamen an? Meinetwegen. »Sie sind eine Berühmtheit, Thorium, und außerdem war mein Partner hier so freundlich, meine Erinnerung aufzufrischen.«
Bruno wuchs ob des unerwarteten Lobs um mindestens drei Zentimeter.
Wegen der erhöhten Schwerkraft, die Makutsi in seinem Habitat an die seiner fernen Heimat angeglichen hatte, bereitete Pollock es einige Mühe, die Beine locker übereinanderzuschlagen. Die Polster der kreisrunden Sofalandschaft im Zentrum der Halle waren zwar weich, doch das führte nur dazu, dass Pollock mehr und mehr den Eindruck bekam, in einem zähen Morast zu versinken. »Sie sind der bekannteste Privatermittler, der je auf Freelance-Basis gearbeitet hat. Ihre Spezialgebiete waren Industriespionage und die Aufdeckung fragwürdiger Operationen durch Konzernarmeen. Sie haben unter anderem die Beweise dafür gefunden, dass das Massaker an den ahumanen Ureinwohnern auf Namib Prime auf die Kappe von B’Hazard ging, und Sie haben Anna Derewko enttarnt, bevor sie die Baupläne für die TYGER Mark VII an ihre Kontakte bei Anti-Kon übermitteln konnte. Sie, Sir, sind eine Legende.«
»Ein großes Wort.« Makutsi nickte bescheiden.
»Für einen großen Mann«, merkte Bruno ohne jeden Sinn für Ironie an.
»Was mir mein Partner nicht verraten konnte, ist, was Sie so treiben, seit Sie Ihre aktive Karriere beendet haben«, sagte Pollock.
»Nichts, worüber sich eine packende Cubeserie lohnen würde.« Makutsi verfolgte über Pollocks Kopf hinweg irgendeine Meldung auf irgendeinem der Bildschirme. »Karrieren … ich dachte schon, Ihre wäre auch vorbei, Pollock. Wo haben Sie denn eigentlich die letzten zwanzig
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