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Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)

Titel: Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maike Hallmann
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hieße, die Lucies sind noch nicht beschrieben worden. Unsere Entdeckung also. Gibt immerhin einen kleinen Bonus.«
    Einen kleinen Bonus. Der hatte Sorgen. Geringschätzig verzog Eddie das Gesicht. »Wenn wir mit allem anderen fertig sind, noch leben und irgendwie die Zeit totschlagen müssen, dann kriegst du dein Labor.«
    »Ich kann den Antrag auch schriftlich einreichen, falls es dir lieber ist«, spottete Morbus und schob mit seiner Drohne ab.
    Bis auf die gelegentlichen Geräusche aus dem Lager, wo Argon und Scar Kisten sortierten und versuchten, sie nicht auf den Jungen fallen zu lassen, breitete sich köstliche Stille aus.
    Eine Weile darauf verspürte Eddie ein leises Kribbeln im Nacken, sah von seiner Liste auf und begegnete dem Blick der Jump. Sie war blass und sah aus wie die Wachsnachbildung einer reanimierten Leiche, ihr wirres Haar und die Kleidung waren hier und da noch mit Blutspritzern besudelt, und die grauen Augen wirkten fremdartig. Sie sah ihn unverwandt an, und kurz war ihm, als unterziehe die Anlage selbst ihn durch diese Augen einer Musterung. Mühsam schüttelte er das alberne Gefühl ab. »Hast du gehört, was wir gesagt haben?«, fragte er.
    »Jedes Wort.«
    »Und wie sieht es mit dem Strom aus?«
    Sie blinzelte, und der seltsame Schimmer ihrer Augen verlor sich – es sah noch immer seltsam aus, dieses einheitliche Grau ohne Augenweiß, aber es erinnerte ihn nicht mehr ganz so sehr an die glatte Oberfläche eines optischen Sensors. »Es ist, als ob ich mich durch die Adern eines Toten kämpfe.« Sie verzog das Gesicht.
    Ganz so jung, wie er zuerst gedacht hatte, war sie gar nicht mehr. Er korrigierte seine Schätzung von Anfang auf Ende zwanzig.
    »Überall gestocktes Blut«, sagte sie langsam, »und so viel Stille, dass ich mich darin verliere.«
    Er hob nur die Brauen. Noch so ein dramatisches Naturell.
    Sie deutete es richtig als Kritik. »Ist aber so«, verteidigte sie sich. »Ich bräuchte Strom, um die Leitungen richtig nachzuvollziehen, um das System zu verstehen. So komme ich nicht ran. Es verschließt sich vor mir wie … wie jemand im Koma. Es ist so weit weg, dass es mich nicht hört.«
    »Du brauchst also Strom, damit du dafür sorgen kannst, dass wir Strom haben.«
    Jetzt sah sie verunsichert aus. Zögernd nickte sie.
    »Gut. Dann würde ich sagen, wir schauen mal, ob wir zumindest die Schotts dicht bekommen. Wenn wir sie an die Energiezelle des Exos anschließen …«
    »Das könnte klappen«, stimmte sie zu. »Dann sind sie nicht richtig verriegelt, wenn wir die Zelle wieder fortnehmen, aber immerhin geschlossen. Das ist besser als nichts. Ich schau noch mal kurz …«
    Was genau sie schaute, verriet sie ihm nicht, sondern versenkte sich wieder tief in das tote System. Verzeihung: das komatöse System.
    Er betrachtete sie und stellte fest, dass Morbus recht hatte, sie war ganz niedlich, wenn man sie sich ausgeschlafen, geduscht und mit gebürsteten Haaren vorstellte. Er dachte daran, wie sie den Frosch gesteuert hatte, und fand, dass es eine seltsame Verbindung war – dieser zarte Körper und diese erstaunliche Kraft darin. Nicht ganz unbegreiflich, er wusste ja, wie es war, elektronische Einheiten mit dem Verstand zu kontrollieren, und was bei ihm ein kleiner implantierter Hochleistungscomputer im Hirn tat, tat bei ihr eben das Hirn selbst, nur in viel größerem Umfang – Hirnströme in Impulse übersetzen und sie gezielt an die Steuereinheiten von Maschinen weiterleiten. Aber erstaunlich war und blieb es, und er hätte gern gewusst, wie es sich anfühlte. Es in diesem Ausmaß zu können. Und es ganz von allein zu können, ohne dass einem irgendein Gerät dabei half.
    Nox regte sich unruhig im Schlaf. Ihn plagten Träume. Das kam nicht oft vor – weder schlief er oft, noch träumte er besonders lebhaft. Meist stürzte er vom wachen Zustand direkt in die reglose Dunkelheit des Tiefschlafs, und sobald das Ende der Schlafphase ihn wieder an die Oberfläche steigen ließ, riss er die Augen auf, noch bevor er recht wach war. Er legte keinen Wert auf Träume. Jetzt aber, tief erschöpft, wie er war, konnte er sich nicht aus der Umarmung des Schlafs befreien, als die Träume kamen, ihn mit weichen, aber unnachgiebigen Armen umschlossen, ihn einhüllten in Bilder, die halb Erinnerung und halb schieres Grauen waren.
    Er hatte Blut verloren. Viel Blut. Er war mitten zwischen ihnen gewesen – zwischen den bleichen Gestalten, die aus der Dunkelheit unter dem Erdboden einer fremden

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