Justifiers - Hard to Kill: Justifiers-Roman 8 (German Edition)
einer Mission oder einem Fremdplaneten zurückziehen müssen. Falls es in einem solchen Fall nicht möglich sein sollte, sich mit Ihrem zuständigen Vorgesetzten zu besprechen, treffen Sie die Entscheidung stets unter dem Gesichtspunkt, dass StellarExplorations im Falle ungünstig verlaufender Missionen von Ihnen erwartet, die entstehenden Kosten in Grenzen zu halten.
26
Datum: 27. Juli 3042
System: unbekannt
Planet: unbekannt
Ort: Anlage
»Nee«, sagte Wolf ungläubig, als Morbus eine Datei auswählte und feine Lichtstrahlen in Sekundenschnelle das dreidimensionale Abbild der Anlage auf dem Kartentisch erbauten. Auf einmal war es hell im Besprechungsraum, in dem sie das riesige Ding aufgebaut hatten, mitten zwischen den Feldbetten; nur in den Ecken ballten sich noch Schatten wie zusammengefegter Dreck. Er beugte sich vor, das Holo spiegelte sich in seinen Augen. »Hab’s ja nicht zu hoffen gewagt, dass da wirklich noch was drauf gespeichert ist!«
Morbus lächelte kurz und tippte auf dem Bedienfeld herum. Plötzlich flammten in dem blassblauen Gebilde dunkelrote Linien auf – die Stromleitungen. Als das Bild kurz flackerte, versetzte Wolf dem Tisch einen ungeduldigen Stoß, und es stabilisierte sich wieder … die Energiezelle der Transportdrohne, die sie angeschlossen hatten, schien über ihre Zweckentfremdung nicht sonderlich erfreut zu sein, und sie hatten die Anschlüsse nur festgeklebt, nicht gelötet, damit es beim Wiedereinbau in die Drohne keine Probleme gab.
»Die führen aus der Anlage raus«, bemerkte Morbus und runzelte die Stirn.
Feine Sensoren erfassten die Position seiner Hände, als er in das Holo hineingriff, winzige Pfeile markierten verschiedene Optionen, und er schob das Lichtgebäude beiseite, als könnte er es anfassen. An der Seite, wo es vom Tisch rutschte, löste es sich auf, und eine schlichte, stilisierte Darstellung der Ebene kam ins Blickfeld. Wenige Zentimeter unter der Oberfläche verlief die rote Linie der Leitung.
»Externe Stromversorgung«, murmelte Wolf. »Na großartig.«
»Sehr extern«, stimmte Morbus zu. »Das sind jetzt schon fast zwei Kilometer. Ah!« Endlich kam etwas anderes in Sicht, und ein kurzes Flackern signalisierte, dass automatisch eine andere Datei geladen wurde. Er schaute auf die Anzeige: Station I-Nord. Ihre Zuflucht hieß offiziell Station IV-Nord.
»Gut«, sagte Wolf, »okay. Keine Ahnung, warum sie das Ding so weit rausbauen, aber – ah. Da, noch mehr Leitungen. Wie viele Stationen Irgendwas-Nord gibt es denn?«
»Vier.« Morbus schaltete Station II ein und erkannte zu seinem Erstaunen die Höhlen, in denen Nox den Regen verschlafen hatte. Station III war ähnlich klein und ganz in der Nähe, sie bestand im Wesentlichen aus einem sehr tiefen Schacht, der sich zu einer Höhle verbreiterte, riesig und mit vielen Ausläufern. Sie erinnerte ihn an einen mutierten Tintenfisch oder die schematische Darstellung eines Neurons. Ihre Station und die Höhlen waren mit Station I verbunden, der Tintenfisch brauchte entweder keinen Strom oder bezog ihn von woanders.
»Station I bitte noch mal«, sagte Wolf.
Gemeinsam betrachteten sie das Holo.
»Bewohnt«, sagte Morbus. »Da sind Quartiere.«
»Theoretisch bewohnt. Wer weiß, ob da noch jemand ist?«
»In Station II jedenfalls nicht mehr.«
Fragend schaute Wolf ihn an.
»Da waren wir. Da ist nichts außer den Schächten, Staub, Käfern und toten Lucies.«
»Tot?«
»Sie waren noch in den Kokons.«
»Wie lange wisst ihr eigentlich schon von den Dingern?«, erkundigte sich Wolf mit einem raschen Seitenblick zu den leeren Kisten, denen sie die Einzelteile des Tischs entnommen hatten … dort drüben saß der Junge und beobachtete sie stumm.
»Vom ersten Tag an, aber wir wussten nicht, wie problematisch sie sein würden«, antwortete Morbus ausweichend.
Beiden Männern kam es pietätlos vor, in Gegenwart des Jungen von den Wesen zu sprechen, von denen eins seinen Vater auseinandergenommen hatte, aber rauswerfen wollten sie ihn auch nicht. Zumal nicht sicher war, ob er überhaupt reagiert hätte.
»Ihr wusstet nicht … entschuldige, ich bin kein Experte, aber das sieht man doch auf den ersten Blick, oder?«
»Wir wussten nicht, wie viele es sind«, präzisierte Morbus. »Und ich habe es zwar für möglich gehalten, dass sie aufwachen, dachte aber eigentlich, wir hätten noch mehr Zeit.«
»So.« Wolf wandte sich vom Kartentisch ab und betrachtete ihn. »Was ist eigentlich dein
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