Justifiers - Sabotage - Koch, B: Justifiers - Sabotage
fragte Pavel, als der letzte Ton verklungen war. Nach dem gemeinsamen Singen klang es viel weniger zweifelnd. »Je schneller wir das herausfinden, umso besser.«
»Allem Anschein nach ist er ein Spion der Rosetti-Familie«, sagte Howard.
Giselle erbleichte, die Betas, deren animalische Gesichter zu einer solchen Reaktion nicht fähig waren, starrten ihren Leutnant einfach nur verstört an. Für zwei Sekunden herrschte fassungsloses Schweigen.
»Dann können wir nur hoffen, dass seine Nachricht nie den Adressaten erreicht«, murmelte Pavel. Alle nickten, selbst Aleksej.
»Können wir nicht einfach von hier verschwinden und erst kurz vor Schmidts Ankunft zurückkehren?«, schlug Giselle vor. »Wenn wir den Planeten doch eh nicht erkunden? Die wenigen Ausflüge ohne schweres Gerät haben keine großen Erkenntnisse gebracht.«
»Schlägst du gerade eine feige Flucht vor, oder was?«, knurrte Howard.
»Nein«, versicherte sie schnell. »Hier ist doch nichts, vor dem wir fliehen müssen. Ich schlage eine Verlegung des Basisstützpunkts vor.«
»Unsere Befehle lauten anders. Wir sollen hier die Stellung halten.«
»Außerdem wäre ein weiterer Sprung nicht gut für Hoffmann«, sagte Tanja. »Der letzte hat ihr schon stärker zu schaffen gemacht als üblich. Sie scheint extrem anfällig für das Interim-Syndrom zu sein.«
»Sie ist eine, und sie ist schon wahnsinnig. Aber wir alle sind anfällig für die Waffen der Rosettis«, murmelte Giselle.
»Elender Feigling!«, stieß Gennaro hervor. »Sitzt hinter deinen Zahlen und machst dir ins Hemdchen! Ich hab keine Angst, ich nicht. Ich puste die alle weg! Und dann helfe ich, deine vollgekackte Windel zu wechseln.«
Sergej lachte.
»Genau das ist die richtige Einstellung.« Howard deutete nachdrücklich auf die beiden Nashornbetas. »Ein Romanow kämpft, er verweigert nicht Befehle!«
Giselle zuckte zusammen und schielte kurz zu ihrem Monitor hinüber, entgegnete jedoch nichts. Schweigend nahm Aleksej einen weiteren Schluck Kaffee, eine Alibihandlung, um nichts sagen zu müssen. Die anderen taten es ihm gleich. Die Stimmung war seltsam unentschlossen.
»Nachdem wir den mutmaßlichen Verräter nun geschnappt haben, können wir zur Tagesordnung übergehen«, sagte Howard und klatschte energisch in die Hände. »Was war das mit dieser Hoffmann, Tanja?«
»Nun ja, sie erscheint mir verrückter, als es beim ersten Auftreten des Interim-Syndroms sein müsste. Sie hört Stimmen und ordnet diese verschiedenen Göttern von Ares bis Wotan zu, die angeblich alle in alphabetischer Reihenfolge zu ihr sprechen, weil die Ordnung göttlich ist und das Chaos menschlich.«
»Was sagt sie zu uns Betas?«
»Äh, nichts.«
»Hm.« Angestrengt starrte Howard an die Decke als würde er nachdenken. »Und sie ist wirklich besonders weit neben der Spur?«
»Ja. Die Stimmen scheinen nicht in Schüben zu kommen, sondern sind wohl immer da. Auch wenn sie begreift, dass sie am Interim-Syndrom leidet, so kann sie diese Stimmen nicht der Krankheit zuordnen. Sie hält sie für ebenso echt wie ihre Erkrankung und erkennt nicht, dass nach aller Logik nur eines von beidem zutreffen kann. Das ist schizophren.«
»Und du hast keine Erklärung dafür?«
»Nein.«
»Vielleicht habe ich eine«, sagte Giselle leise. Sie wirkte unsicher und nervös. »Ich habe eine Erkenntnis meiner Untersuchungen zu lange zurückgehalten, und das tut mir sehr leid. Ich wollte nichts Falsches sagen und wusste nicht, wie ich es interpretieren sollte, außerdem fehlt noch mindestens ein Kontrolllauf, doch alles deutet darauf hin: In der Luft um uns herum finden sich bestimmte pflanzliche Sporen, deren Zusammensetzung möglicherweise Reaktionen hervorruft, die denen nach der Einnahme von starken Opiaten oder diversen Psychopharmaka ähnelt. Möglicherweise könnten sie auch bestimmte Geisteskrankheiten verstärken und …«
»Ich dachte, die Atmosphäre ist bedenkenlos?«, herrschte sie Howard an.
»Ja, das dachte ich auch. Genau genommen ist die Atmosphäre es ja auch, es geht nur um die überall verbreiteten unsichtbaren Sporen, die wir täglich einatmen.« Giselle wirkte fahrig, nervös drehte sie die Tasse in ihren Händen. »Die Sporen sind überall. Der Planet lässt uns alle wahnsinnig werden.«
»Mich nicht«, erklärte Howard bestimmt. »Ich habe keine Halluzinationen, im Gegenteil, mir geht es prächtig, prächtiger als je zuvor. Ich bin eins mit mir und meinen Aufgaben als euer Leutnant.«
Gennaro stierte
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