Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
Bullen verhaften sie, billige Rechtsverdreher bringen sie zurück auf die Straße, ehe die Bullen Gelegenheit fanden, ihre Berichte zu tippen, und die Richter schieben Verurteilungen hinaus, wenn man ihnen mal eben einen Zwanziger rüberschiebt. Wir haben allerdings keine wiederbelebten Dinosaurier.«
»Wie steht es um das Trollproblem?«
»Nicht schlimmer als hier«, antwortete Mallory.
»Wie viele Drachenarten leben in deinem früheren Manhattan?«
»Ich habe nie nachgezählt«, sagte Mallory.
»Habt ihr dort irgendjemanden, der so böse ist wie der Grundy?«
»Manche würden sagen ja, andere würden sagen absolut«, antwortete Mallory. »Meistens kandidieren sie für öffentliche Ämter.« Er wandte sich wieder nach Norden. »Wieso zum Teufel gehe ich eigentlich voraus? McGuire, du bist schließlich derjenige, der weiß, wo man den Belfried findet.«
Der kleine Vampir schritt schneller aus, und innerhalb von zehn Minuten erreichten sie den Central Park. Auf einmal blieb McGuire stehen und sah sich verwirrt um.
»Wo liegt das Problem?«, wollte Mallory wissen.
»Ich habe etwas falsch gemacht«, antwortete McGuire. »Wir sind hier an der Ecke Fifth Avenue und 59. Straße.«
»Ich weiß.«
»Na ja, das dürfte nicht sein. Wir müssen denselben Weg zurückgehen.«
Er ging einen Häuserblock weit nach Süden, dann ebenso weit nach Westen, dann nach Norden und schließlich nach Osten. Irgendwie war Mallory gar nicht überrascht, als die Straßenschilder ihm erklärten, dass sie sich jetzt an der Ecke Grusel und Unheimlich befanden.
Sie hörten Flügelschlag über sich, blickten auf und sahen eine Harpyie über sich vorbeifliegen.
Felina sprang hoch und versuchte sie mit den Krallen zu fangen, aber die Harpyie flog zu hoch.
»Nimmermehr!«, gackerte die Harpyie, ging in Querlage und nahm Kurs auf die Siebzigernummern der Upper West Side, wo Ökologen und Umweltschützer Nahrung und Decken auf allen Balkonen ausbreiteten und in einer so natürlichen Beziehung mit den Harpyien, Banshees und anderen geflügelten Nachtgestalten lebten, wie es in der Großstadt überhaupt möglich war. (Und wann immer die geflügelten Nachtgestalten sich auf den Balkonen und in den Dachbecken erleichterten, trommelten die Bewohner die Fanatiker des freien Waffenbesitzes in den West Side Neunzigernummern herbei, und ein leicht abgewandelter natürlicher Zustand wurde schnell und geräuschvoll hergestellt.)
»Seht ihr irgendwelche Hinweise auf Winnifred und ihre Trolle?«, wandte sich Mallory an seine Begleiter.
»Ich weiß ja nicht mal, wie sie aussieht«, gab der Drache zu bedenken.
»Nein«, antwortete McGuire. »Aber Fledermäuse sehen nicht besonders gut. Warte eine Sekunde.« Er streckte zwei Finger in den Mund und stieß einen schrillen Pfiff aus, der überall in der Umgebung Echos zu werfen schien. »Nö. Entweder hat sie schon den Belfried erreicht, oder sie ist noch gar nicht hier.«
»In Ordnung«, sagte Mallory. »Gehen wir in den Belfried und sehen dort nach.«
»Du hast mich gar nicht gefragt, ob ich einen Hinweis auf Winnifred gesehen habe«, schniefte Felina.
»Würdest du es mir denn sagen?«
»Ja, John Justin«, antwortete sie. Dann: »Wahrscheinlich.« Dann: »Nein.« Dann: »Vielleicht.« Und schließlich: »Möglicherweise.«
»Tröstlich zu wissen, dass du so hilfreich bist wie eh und je«, fand der Detektiv.
»Ich wusste, dass es dich glücklich machen wird, John Justin«, sagte Felina.
Eine Banshee zog weit über ihnen ihre Kreise und kreischte etwas, was sie nicht ganz verstehen konnten. Zwei Harpyien schrien eine Antwort; eine Eule tutete, und bald stürmte eine Kakofonie von Lauten auf sie ein.
»Bats, geh voraus«, sagte Mallory. »Mich erstaunt, dass sie nicht auch noch ihren eigenen Trommler mitgebracht haben.«
Der kleine Vampir führte die Gefährten bis auf halbe Höhe der Unheimlichstraße, überquerte dort die Fahrbahn und ging zurück zur Ecke der Gruselstraße.
»Da sind wir«, gab er bekannt.
»Ich hätte geschworen, dass dieses Haus eben noch gar nicht hier war«, sagte Mallory.
»Es ist schüchtern«, erklärte McGuire. »Man muss halt wissen, wie man sich ihm nähert.«
Mallory betrachtete das Bauwerk, das an eine kleine gotische Burg erinnerte. »Es ist niemand zu Hause, Bats. Nirgendwo brennt Licht.«
»Das gilt nicht für alle«, wandte McGuire ein. »Den Club findet man im Keller.«
»Man sollte eigentlich ein Schild an der Fassade erwarten.«
»Wieso? Jeder, der ihn
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