Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
ist kein Problem«, erklärte Mallory. »Wir erwarten im Grunde auch nicht, ihn dort zu finden.«
»Klingt sinnvoll«, sagte Bubba und nickte weise. »Würde ich nach einem gefährlichen Mörder aus der alten Heimat suchen, dann auch nur an Stellen, wo ich ihn nicht erwarte.«
»Warum schließen Sie sich uns nicht an?«, fragte Mallory. »Wir könnten einen großen Schläger wie Sie auf unserer Seite brauchen – besonders einen, der schon tot ist und deshalb nicht mehr umgebracht werden kann.«
»Das ist ein wirklich verlockendes Angebot – meinen Hals für einen Mann zu riskieren, dem ich nur einmal für vielleicht drei Minuten begegnet bin, und zu versuchen, eine Kreatur meiner eigenen Art gefangen zu nehmen oder zu töten, die mir nie irgendetwas getan hat.« Bubba lächelte erheitert und schüttelte den Kopf. »Ich möchte Sie nicht kränken, aber ich denke, ich verzichte.«
»Zweifellos unser Verlust«, fand Mallory und setzte seinen Weg zu den Docks fort. Die Gefährten folgten ihm. Er beschleunigte das Tempo, und innerhalb von zehn Minuten erreichten sie ihr Ziel, ungeachtet der Neigung Felinas, in jedes Schaufenster zu blicken und zu verkünden, welche fünf oder sechs Waren Mallory ihr kaufen oder für sie stehlen sollte.
Als sie die Dockszone erreichten, steckte Mallory dem Nachtwache haltenden Ding einen Geldschein zu und erfuhr, dass die Unsinkbarlinie nur drei Schiffe besaß, von denen eines, die Untergehende Seekuh, hier im Hafen lag.
»Welches ist es?«, erkundigte sich der Detektiv.
»Sie können sie nicht übersehen«, antwortete das Wächterding. »Sie ist als einziges Schiff ziemlich rostfarben.«
»Ulkige Farbe für ein Schiff«, fand Mallory.
»Ist ja nich’ so, als gäbe es Rost in vielen bunten Farben«, wandte der Wachmann ein. »Er ist so ziemlich das Einzige, was die Seekuh noch zusammenhält.«
»Ich denke, ich erkenne sie«, sagte Mallory, der am Pier entlangblickte. »Jemand an Bord?«
»Das wird eine Rumpfbesatzung sein.«
»Danke für die Informationen«, sagte Mallory. »Ich schätze, ich statte ihr mal einen Besuch ab.«
»Nur zu«, sagte das Wächterding. »Ich heule laut, falls jemand kommt und nach Ihnen sucht.«
»Wer zum Beispiel?«, fragte der Detektiv.
»Woher soll ich das wissen?«, hielt ihm das Wächterding entgegen. »Gangster. Inkassoleute. Steuerfahnder. Mesopotamische Spione. Süße junge Dinger, die die Höhenflüge Ihrer poetischen Fantasie im guten Glauben als Heiratsanträge verstanden haben.«
»Aber keine Vampire?«
»Hier? Sie halten nicht viel vom Wasser.«
Mallory folgte dem Pier, vorbei an einem eindrucksvollen Kreuzfahrtschiff nach dem anderen. Als er dasjenige erreichte, das keinen irdischen Grund mehr zu haben schien, nicht unterzugehen, wusste er, dass er die Seekuh gefunden hatte.
Ein klappriger Landungssteg führte zum Hauptdeck, und Mallory machte sich auf den Weg an Bord, gefolgt von den anderen. Als er beinahe schon oben war, tauchte unvermittelt ein sehr seltsam aussehender Mann mit Schuppenhaut und nicht ganz versteckten Kiemen am Hals auf.
»Wer ist da?«, wollte dieser Mann wissen.
»Ich heiße Mallory«, antwortete der Detektiv, »und das sind meine Mitarbeiter. Wir möchten mit jemandem reden, der hier etwas zu sagen hat.«
»Das wäre dann der Kapitän.«
»Dann ist er es, mit dem wir reden möchten.«
»Verstößt gegen das Protokoll. Du kannst nicht einfach hier heraufspazieren und verlangen, den Kapitän zu sehen. Dem steht massenweise Bürokratie entgegen. Ich brauche deine Geburtsurkunde, den Nachweis der Staatsbürgerschaft, die Gewerkschaftskarte, falls vorhanden, eine Bibliothekskarte, falls vorhanden, die Blutzucker- und Cholesterinwerte, den Totenschein, falls du ein Untoter sein solltest, die Registrierungskarte als Wähler und den Führerschein – und das Gleiche von all deinen Freunden.«
»Oder vielleicht stecke ich dir einfach fünf Dollar zu?«
»Das würde uns beiden eine Menge Zeit und Ärger ersparen«, pflichtete ihm der Mann bei, streckte die Hand aus und krallte sich den Schein, den Mallory ihm reichte. »Willkommen an Bord der Untergehenden Seekuh, des Flaggschiffs der Unsinkbar-Kreuzfahrtgesellschaft.«
Mallory sah sich auf dem heruntergekommenen Hauptdeck um. »Warum ist das euer Flaggschiff?«
»Weil es als Einziges noch schwimmt«, antwortete der Mann.
Mallory nickte. »Ja klar, das ist so ziemlich die einzige Antwort, die Sinn ergibt. Wo steckt euer Kapitän?«
»Auf dem Achterdeck,
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