Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
Rah hätte, können Sie sich denken, wer noch in dieser Minute daran hängen würde?«
»Erzählen Sie mir einfach, was ich wissen möchte, und ich lasse Sie gleich wieder in Ruhe«, entgegnete Mallory.
»Aber ich nicht«, sagte eine weiche, kultivierte Stimme.
Sie alle drehten sich um und erblickten einen sehr gut gekleideten Mann, der gerade das obere Ende des Landungsstegs erreichte. Sein Anzug war maßgeschneidert und europäisch; die Krawattennadel prunkte mit einem riesigen Diamanten, und die Schuhe waren handgefertigte Produkte aus Italien.
»Sie wieder?«, tobte Blight.
»Ich wieder«, sagte der Mann, völlig ungerührt durch Kapitän Blights Streitlust.
Blight drehte sich zu Mallory um. »Ich hatte recht! Sie sind nur sein Strohmann!«
»Ich habe ihn noch nie im Leben gesehen«, wandte Mallory ein.
»Dann verfolgen Sie nicht oft genug die Fernsehnachrichten«, sagte der Mann. »Clarence Drummond zu Ihren Diensten.« Er reichte Mallory eine geprägte Visitenkarte.
»Sie sind von der gottverdammten ACFO, das sind Sie«, brummte Kapitän Blight.
»Guter Mann«, sagte Drummond, »solange Sie die Ladung an Bord behalten, werde ich auch weiterhin Eingaben vor Gericht machen, um Sie zur Herausgabe zu zwingen.«
»Worum zum Teufel geht es hier?«, wollte Mallory wissen.
»Es geht um siebentausend Zigarettenschachteln im Laderaum der Untergehenden Seekuh«, erklärte Drummond.
»Was ist damit?«
»Kapitän Blight weigert sich, sie zu entladen.«
»Sie wurden von ein paar Mannschaftsmitgliedern geschmuggelt, die inzwischen ihren gerechten Lohn im Seemannsgrab erhalten haben«, sagte Blight. »Damit gehören die Zigaretten mir, und ich erziele in Patagonien einen höheren Preis. Warum kann mich die ACFO nicht in Ruhe lassen?«
»Weil amerikanische Bürger jedes Recht haben, diese Zigaretten zu rauchen«, antwortete Drummond.
»Vielleicht tut ihnen der Kapitän ja einen Gefallen«, gab Mallory zu bedenken. »Da liegt eine Menge Krebs im Laderaum des Schiffs.«
»Die ACFO vertritt die Auffassung, dass Amerikaner das verfassungsmäßige Recht haben, Krebs zu bekommen, und Kapitän Blight steht ihnen bei der Ausübung dieses Rechts im Weg«, sagte Drummond. »Ich würde ja gern länger bleiben und unsere Haltung im Detail erläutern, aber ich bin nur auf einen Moment vorbeigekommen, um mal zu sehen, ob er es sich anders überlegt hat.« Er warf einen Blick auf seine diamantenbesetzte Rolex. »Ich muss mich wirklich sputen. Ich werde in zwanzig Minuten im Gericht erwartet.«
»Ein weiterer Zigarettenfall?«, fragte Mallory.
»Nein«, antwortete der Anwalt. »Es geht um einen Zwangsesser am College, der in einer einzigen Sitzung vierunddreißig Cheeseburger verschlungen und zwölf Schokoladen-Milchshakes in sich hineingeschüttet hat.«
»Ihm muss fürchterlich schlecht geworden sein«, sagte Mallory.
»Das ist unerheblich«, wandte Drummond ein. »Es war sein Recht, diese Mahlzeit zu bestellen.«
»Worum geht es dann vor Gericht?«
»Die Amerikanische Organisation für Bürgerliche Freiheitsrechte hat den Koch verklagt, der die Bestellung ausgeführt und so zugelassen hat, dass dem Gast dermaßen schlecht geworden ist. Wo immer Leid entsteht, muss es einen Schuldigen geben.«
»Klingt ganz so, als hätte Ihre Organisation mehr Arbeit, als sie bewältigen kann.«
»Wohl wahr«, pflichtete ihm Drummond bei. »Morgen verteidigen wir zwei unschuldige Seelen, die man daran gehindert hat, im Tempel Aller Heiligen die Freiheit auszuüben, sich selbst auszudrücken.«
»Sie durften nicht reden?«
»Ich habe nichts von der Redefreiheit gesagt. Ich sprach von der Freiheit, sich selbst auszudrücken.«
»Worin besteht der Unterschied?«, fragte Mallory.
»Sie waren Selbstmordbomber.«
»Na ja, es ist auf jeden Fall tröstlich zu wissen, dass Sie da draußen sind und uns vor unseren schlimmsten Neigungen schützen.«
»Es ist ein schmutziger Job, sich für die Armen und Benachteiligten einzusetzen, ob sie nun möchten oder nicht, aber jemand muss es ja tun«, sagte Drummond. Er wandte sich an Blight. »Ich komme wieder. Sie können die Öffentlichkeit nicht für immer daran hindern, ihre Rechte auszuüben.«
Er drehte sich auf den Fersen um, ging zum Landungssteg und verließ das Schiff.
»Also arbeiten Sie wirklich nicht für ihn?«, fragte Blight.
»Das tue ich wirklich nicht«, antwortete Mallory. »Und wenn Sie mir erzählen, was ich wissen möchte, verrate ich Ihnen, wie Sie ihn daran hindern
Weitere Kostenlose Bücher