Justin Mallory 02 - Mallory und die Nacht der Toten
verletzt werden.« Sie schlug einen vertraulichen Ton an. »Es ist nicht allgemein bekannt, aber die meisten Lebensmittelgeschäfte verkaufen in dieser besonderen Nacht im Jahr Blut, da so viele Kreaturen unterwegs sind und feiern. Es ist nicht legal, aber die Polizei kümmert sich in der Regel nicht darum.«
»Danke«, sagte Mallory.
»Sie wissen es nicht von mir.«
»Meine Lippen sind versiegelt. Komm, Rupert.«
Er verließ die Blutbank in Begleitung des jungen Mannes, der die Abendluft einsaugte und tief seufzte. »Ah! Das ist schon besser!« Er wandte sich an Mallory. »Ich bin schon mein Leben lang gegen Knoblauch allergisch.«
»Dann lag es nicht daran, dass du dich in einen Vampir verwandelst?«
»Ich konnte das Zeug nie ausstehen. Mir tränen dabei die Augen.«
»In Ordnung«, sagte der Detektiv. »Ich denke, ich bringe dich in meiner Wohnung unter. Wozu das Geld an ein Hotel verschwenden? Falls Draconis nach dir sucht, wird er in meiner Wohnung auch nicht eher nachsehen als in einem Hotelzimmer. Er kann unmöglich von deiner Verbindung zu Winnifred wissen, und selbst wenn er es herausfände, wüsste er immer noch nicht, dass sie meine Partnerin ist.« Er zögerte. »Ein Lebensmittelmarkt liegt von meiner Wohnung aus gleich um die Ecke. Wir besorgen das Blut dort. Und sobald du erst mal in meiner Wohnung versteckt bist, setze ich mich mit Winnifred zusammen, und wir klamüsern unseren nächsten Schritt aus.«
»Ich bin Ihnen sehr dankbar, Mr Mallory«, sagte Rupert. »Ich habe Vampire von jeher gehasst. Jetzt sieht es danach aus, als könnte ich selbst zu einem werden.«
»Das ist auch etwas, worum wir uns kümmern müssen – mal sehen, wie man die verdammte Geschichte rückgängig macht und dich wieder in einen normalen jungen Mann verwandelt. Deine Tante ist viel besser in Recherche als ich. Ich denke, diese Aufgabe übertrage ich ihr, während ich nach Draconis suche.«
»Pssst!«
Mallory blieb stehen und sah einen grünhäutigen Goblin, der ihm zwischen zwei Mietshäusern hervor zuwinkte. »He, Mister – hübsche Goblinmädchen!«
»Ich heiße Mister Mallory«, sagte der Detektiv gelangweilt. »Mister Hübsche Goblinmädchen wohnt im nächsten Häuserblock.«
»Ein Spaßvogel!«, murrte der Goblin. Er wandte sich an Rupert. »Hübsche Goblinmädchen, spottbillig.«
»Kein Interesse«, sagte Rupert.
»Na ja, dann außergewöhnlich hässliche und unverschämt teure Goblinmädchen, wenn das mehr eurem Geschmack entspricht.«
»Nein danke.«
»Vielleicht Goblinjungs?«, fragte der Goblin.
»Verschwinde!«, verlangte Mallory.
»Goblins in den Achtzigern?«
Mallory und Rupert schritten schneller aus.
»Blinde taubstumme vierfach amputierte Goblins?«
»Hast du wirklich einen?«, fragte Mallory.
»Sicher«, sagte der Goblin. Er holte ein Beil und einen Vorschlaghammer unter seinem Mantel hervor. »Gib mir fünf Minuten.«
»Vergiss es«, sagte Mallory. »Ich war nur neugierig.«
»Neugier bringt die Katze um«, sagte der Goblin. Auf einmal schnippte er mit den Fingern. »Wie wäre es mit einer toten Katze?«
Mallory ging weiter.
»Na gut!«, schrie ihm der Goblin nach. »Aber sei nicht überrascht, wenn sich der Preis bis Mitternacht verdreifacht!«
»Ich wäre nur überrascht, wenn überhaupt jemand zahlt«, sagte Mallory, als sie außer Hörweite des Goblins waren. »Wie hältst du dich, Junge? Es ist nur noch einen Block weit.«
»Ich komme schon klar«, sagte Rupert.
»Da ist das Schild«, sagte Mallory, nachdem sie weitere dreißig Meter zurückgelegt hatten.
»Noodniks Markt«, las Rupert.
»Lass dich von ihm nicht aus der Fassung bringen«, sagte Mallory. »Er ist ein ganz netter Kerl, aber er liebt Herausforderungen.«
»Das verstehe ich nicht.«
»Das wirst du noch.«
Sie gingen weiter, vorbei am Alten Ehrwürdigen Altbuchladen, wo man nur antiquarische Bücher verkaufte; an Ming Toy Yinglemans Echten Griechischen Speisen; dem eleganten Kartell für Industriespionage, dessen abgedunkelte Fenster im Schutz verstärkter Titaniumgitter lagen; und Herbals T-Laden, der eine riesige Auswahl an T-Shirts verkaufte, entworfen vom berühmten Hollywooddesigner Morris K. Herbal.
Endlich erreichten sie den Lebensmittelmarkt und traten ein. Seymour Noodnik kam ihnen sogleich entgegen.
»Hallo, Mallory«, sagte er. »Wir haben All Hallows’ Eve. Ein Mordsabend, um einem Fall nachzugehen.«
»Das tue ich nicht.«
»Du bist nicht auf der Suche nach einem Serienmörder oder, noch
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