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Juwel meines Herzens

Juwel meines Herzens

Titel: Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cheryl Howe
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Hände.
    »Jewel, nein! Das wird nicht nötig sein!«
    Schnell knüpfte sie ihr Hemd wieder zu und drehte sich um. »Hier. Die Karte. Du fragtest danach, als du die Tür geschlossen hast.« Sie reichte ihm das Papier.
    Nolan starrte es an, als hielte sie einen lebendigen Frosch in den Händen. »Du hast die Karte hervorgeholt? Das war es, was du getan hast?« Als er sie ansah, hätte sie schwören können, dass sich ein roter Schleier über seine Wangen legte. Er nahm die Karte an sich, ohne ihre Finger zu berühren.
    »Das ist alles, was ich habe, um mit dir zu verhandeln. Hast du etwas anderes erwartet?« Sie wusste, dass sie mit ihrer Vermutung recht hatte. Sein Verlangen nach ihr hatte ihn aus der Fassung gebracht. Doch als sie jetzt zitternd und atemlos vor ihm stand, konnte sie mit dem neuen Wissen nichts anfangen: Würde es ihr helfen, oder würde es sie ins totale Chaos stürzen? Es schien unmöglich, Nolans Verteidigungsstrategien zu umgehen, ohne ihre eigenen aufzugeben.
    Er beugte über seinen Tisch, auf dem er mit seinen sonnengebräunten Fingern die Karte glättete. Jewel stellte sich hinter ihn, um ihm über die Schultern zu sehen. Sie konnte nicht umhin, die Sanftheit zu bewundern, mit der seine großen Hände über das zerknitterte Papier strichen. Wie würde er wohl eine Frau anfassen? Sie fürchtete und sehnte sich gleichermaßen danach, es herauszufinden.
    Er schaute sie forschend an. »Warum hast du sie mir einfach so ausgehändigt? Ohne dass es zu einer Verhandlung gekommen ist? Dir ist bewusst, dass ich sie jetzt einfach an mich nehmen und dich über Bord werfen kann?«
    »Du hast mir gerade versichert, dass du zu deinen Versprechen stehst.« Jewel blinzelte. Sie hatte den plötzlichen Stimmungswechsel nicht erwartet. Was auch immer zwischen ihnen in diesen wenigen Minuten stattgefunden haben mochte, es war genauso schnell wieder verschwunden wie zuvor seine Wut. Sie atmete tief ein. Sie würde ihre Gefühle nie halb so gut verbergen können wie er. Sie schürzte die feuchten Lippen. Waren sie etwa die ganze Zeit geöffnet gewesen?
    »Trotzdem, Jewel, ich habe mein Versprechen nicht klar formuliert, und du solltest weder mir noch sonst jemandem trauen. Bitte sag mir – wer hat die Karte noch gesehen?«
    »Niemand. Ich habe sie niemandem gezeigt. Wie ich zuvor schon zu erklären versuchte, bin ich nicht töricht.« Außer in Situationen, in denen es darum ging, den anderen auszuspielen, wie es schien.
    Nolan lächelte, bevor er sich wieder der Karte zuwandte. »Das sehe ich.« Vorsichtig ließ er seinen Finger über die erste Zeile des Textes gleiten. »Sie ist in Latein geschrieben, sie hätte dir also sowieso nichts genützt.«
    Was Jewel betraf, so hätte sie gut und gern in Arabisch verfasst sein können. Nie zuvor hatte sie sich darüber Gedanken gemacht – es gab nur wenige Frauen, die lesen konnten. Aber die Vorstellung, ihre Unfähigkeit Nolan gegenüber zuzugeben, schnürte ihr vor Scham die Kehle zu. Sie wollte ihm ebenbürtig sein.
    Er konzentrierte sich auf die Karte, dann schüttelte er den Kopf, als ob ihm nicht gefiel, was er sah.
    »Was hast du entdeckt?«
    Er deutete auf den Umriss einer Insel. »Ich hatte gehofft, mein Lateinunterricht würde mir dabei nützlich sein, etwas zu erschließen, das mir zuvor entgangen war, aber die Karte weist noch immer auf Gardiners Island. Bellamy, ich und die halbe Kolonie von New York haben dort schon nach dem Schatz gegraben.«
    »Dann musst du etwas übersehen haben.« Jewel selbst hatte in den letzten Jahren so viele Karten studiert, wie nur irgend möglich, um den Umriss zu vergleichen, und war zu folgendem Schluss gekommen: Der kleine Fleck von Gardiners Island vor der Küste von New York glich nicht dem Bild auf der Karte.
    »Vielleicht, oder …« Er hielt inne, als wollte er noch mehr sagen, entschied sich dann aber um. »Oder wir haben am falschen Ort gegraben. Vielleicht wird es mir diesmal gelingen, die Stelle präziser zu bestimmen.«
    »Jede Nacht, seit mein Vater sie mir übergeben hat, habe ich mir die Karte angesehen, sie mir eingeprägt. Wir werden den Schatz finden.« Obwohl sie die Worte nicht entziffern konnte, hatte Jewel die Karte so viele Male bis ins kleinste Detail studiert, dass sie überzeugt war, den Ort, an dem der Schatz zu finden war, erkennen zu können. Sie hob die Hand, um sie in einer vertraulichen Berührung auf Nolans Schulter zu legen, ließ sie dann aber wieder sinken. Vielleicht war eine simple,

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