Juwel meines Herzens
Entschlossenheit zur Standhaftigkeit in nichts aufgelöst hatte! Es widerte ihn an. Natürlich hatte sie sich mehr als willig gezeigt, hatte ihn bis zum Verderben gereizt. Er hätte es sich sogar verzeihen können, wenn sie nicht so verletzlich, so völlig verängstigt und allein gewesen wäre. Er dagegen hatte sich wie ein Tier, ein brünstiges Tier aufgeführt. Er hatte sich geschworen, er sei verdammt, wenn er sich nicht zurückhalten konnte und die Situation ausnutzte, und verdammt war er nun. Eine Frau zu haben, nach der es ihn verlangte, aber die ihn hasste, war genau das, was er verdiente.
Es stand außer Frage, dass er Jewel heiraten musste. Falls er je Zweifel gehabt hatte, dass sie noch eine Jungfrau gewesen war, hatten ihn die blutigen Flecken an ihren Schenkeln, als er sie erneut genommen hatte, eines Besseren belehrt. Er krümmte sich, als er an seine brennende Lust beim zweiten Mal dachte. Sie hatte geschlafen, verdammt noch mal!
Er war erwacht, nachdem er sich wie ein Betrunkener im Schlaf erholt hatte, ein Betrunkener, berauscht von wahnsinniger Lust. Als er sich umdrehte und sie neben sich fand, überfiel ihn wieder das Begehren – wie unglaublich eng sie war. Er hatte all ihre Begrenzungen beiseiteschieben müssen, um in sie einzudringen. Kein bisschen Scham oder Bedauern regte sich wegen seiner animalischen Gelüste. Sein unbändiger Hunger hatte die Herrschaft über die Vernunft übernommen, ehe sein schläfriges Gehirn noch Protest einlegen konnte. Er leckte an den glatten Rundungen ihres Ohrs, bis sie ihn mit von Schlaf erfüllten Augen anblickte, mit dem vertrautesten Blick, dem er je begegnet war. Dann schlang sie ihre Arme um ihn und öffnete sich für ihn. Er rollte sich auf sie und war schon in ihr, bevor er überhaupt realisierte, was er tat.
Warum hatte er nicht Tyrell an seiner Stelle geschickt? Noch ehe er gestern Nacht die Kajüte betreten hatte, hatte ihn schon eine schmerzhafte Erektion gequält. Da ein Teil von ihm wusste, dass es nicht dazu kommen sollte – der Teil von seiner Hüfte aufwärts –, war er überzeugt gewesen, Herr seiner niederen Instinkte zu sein. Wenn Jewel nur nicht so willig gewesen wäre, ihre Ehre und seine wären vielleicht noch zu retten gewesen. Wie sie ihn berührt hatte … Hätte sie auch Tyrell so angefasst?
Nolan beugte seinen Arm und zog sie damit unwillkürlich an sich. Der Gedanke war ihm unerträglich. Keinen Augenblick lang wollte er glauben, dass Jewel jetzt in Tyrells Armen läge, wäre der Leutnant an seiner Stelle zu ihr gekommen. Jewel hatte ihm ihre romantische Seite offenbart. Sie glaubte sogar, dass sie ihn liebte, und das gefiel ihm, zum Teufel noch mal. Doch er hatte ihre unangemessene Hingabe missbraucht, schlimmer, als es Bellamy je getan hatte, und dafür würde er mit Sicherheit büßen müssen.
Aber er konnte seine Tat sühnen. Er konnte für Jewel das Richtige tun und seinem hedonistischen Weg für sein weiteres Leben abschwören. Jetzt, da er vom Weg der Selbstkontrolle und der Ehre abgewichen war, hatte er noch immer die Möglichkeit, es zu bereuen und sich wieder zu fangen, bevor es zu spät wäre. Wenn er Jewel heiratete, würde es nicht nur die Tatsache wiedergutmachen, dass er ihr ihre Jungfräulichkeit genommen hatte, vielleicht würde es ihm auch ein wenig von der Schuld nehmen, die wegen ihres Vaters auf seinen Schultern lastete. Er würde Jewel ein besseres Leben bieten können, als es Bellamy jemals vermocht hätte.
Seine Gedanken und Entscheidungen ließen ihn so weit entspannen, dass er bereits wieder das Gefühl genießen konnte, wie Jewel sich an ihn kuschelte. Dann fiel ihm ein, dass sie noch immer nicht wusste, welche Rolle er beim Tod ihres Vaters gespielt hatte. Es ihr nicht zu sagen, wäre eine Lüge, mit der er unmöglich leben konnte. Es wäre ein genauso großer Verrat, sie mit einem solchen Geheimnis zu heiraten, wie es überhaupt nicht zu tun. Natürlich musste er erst sichergehen, dass sie ihn tatsächlich heiraten würde, also würde er mit dem Geständnis besser bis nach der Hochzeit warten. Dann würde seine Strafe beginnen. Würde sie ihn aus ihrem Bett verbannen? Höchstwahrscheinlich, aber das war genau das, was er verdiente.
Nolan ließ seine Hand über Jewels Hüfte wandern, seine Finger fuhren die Kurve ihrer Taille nach, dann umfasste er ihre Brust. Lust. Begierde. Egoismus. Er hatte viel schneller sein wahres Gesicht gezeigt, als er sich es je vorgestellt hatte. Für sich selbst
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