Juwelen der Liebe
würde ihm das überhaupt nicht weh tun, daran bestand kein Zweifel. Aber das hier ...
Ob er die Witwe liebte?
Es war möglich, wenn auch nicht sehr wahrscheinlich. Kimberly bezweifelte, dass er zu diesem Gefühl überhaupt fähig war. Vielleicht glaubte er, es wäre Liebe, was er für jene andere Frau all die Jahre empfunden hatte, doch sie vermutete, dass es sich eher um eine fixe Idee handelte.
Nein, es war wohl wahrscheinlicher, dass er sich wiederverheiraten wollte, weil er eine Frau im Haus brauchte. Auf Kimberly konnte er dabei nicht bauen, da sie seinen Bedürfnissen gleichgültig gegenüberstand und nicht bereit war, die Rolle noch lange auszufüllen. Die Witwe Marston hatte er womöglich nur deshalb gewählt, weil sie gesellschaftsfähig und in ihrem kleinen Kreis recht beliebt war.
Ob es ihm nahegehen würde, wenn man Winnifred verhaftete und unter Anklage stellte? Oder sähe er den Skandal nur als Rückschlag an und würde sich umgehend eine andere Frau suchen, die ihren Platz einnehmen konnte? Kimberly hätte es nicht sagen können. Andererseits hatte er der Witwe lange Zeit den Hof gemacht. Er war häufig zu ihr ins Haus gegangen, auf Dinnerpartys und andere Geselligkeiten. In seinem Haus war sie ebenfalls eingeladen gewesen.
Zudem wusste alle Welt, dass sie verlobt waren. Wenn sie jetzt nicht heirateten, würde der Earl die Gründe erklären müssen, und da sie ihn kannte, konnte sie sich gut vorstellen, wie peinlich ihm dies wäre. Statt dessen würde er wahrscheinlich mit einer guten Entschuldigung aufwarten, die weit entfernt von der Wahrheit lag - wenn der Skandal dadurch eingedämmt werden konnte.
Fragen über Fragen. Kimberly war nicht sicher, ob sie das Thema überhaupt ansprechen sollte. Als seine Tochter kam ihr dieses Recht zu. Lachlan hätte sicher nichts dagegen. Was Winnifred betraf, nun, es bestand kein Zweifel, was sie dazu sagen würde.
Kimberly erhielt die Möglichkeit dazu unmittelbar, denn nicht Lachlan, sondern der Earl stand vor ihrer Tür und sah sie drohend an. Ganz offensichtlich hatte er sich in einen neuen Wutanfall gesteigert.
»Ich komme nun zum vierten Mal hier vorbei, um dich zu sprechen«, beschwerte er sich sofort. »Ich hätte dich wohl besser in deinem verdammten Zimmer einsperren sollen ...«
»Wollten Sie etwas von mir, Vater?«
»Ja, ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass du deine Siebensachen packen sollst. Wir reisen heute ab.«
»Das glaube ich nicht.«
»Wie bitte?«
»Sie können natürlich fahren, aber ich bleibe, zumindest bis ich geheiratet habe.«
»Du hast so schnell einen anderen gefunden, der dich nimmt? Das glaube ich nicht. Wer ist es denn?«
»Niemand anderen. Ich heirate den Highlander, so wie es beschlossen war.«
»Ich verbiete es dir!«
»Ja, das weiß ich. Aber ich heirate ihn trotzdem«, entgegnete sie ruhig.
»Das ist eine völlige Mi ss achtung meiner Wünsche! Keine Tochter von mir ...«
»Ich bin Ihre einzige Tochter ...«
»Nicht mehr, bei Gott! Du bist enterbt. Enterbt, hast du gehört!«
»Ja, das weiß ich ebenfalls. Und nachdem auch diese Sache geklärt ist...«
Kimberly unterbrach sich, da er sich mit wutentstelltem rotem Gesicht abwandte. Für ihn war sie bereits gestorben. Sie existierte nicht länger und verdiente deshalb nicht einmal ein Lebewohl. Er würde einfach gehen ...
Sie gab nun völlig die Zurückhaltung auf. »Bleiben Sie auf der Stelle stehen! Ich weiß nicht, warum ich mich überhaupt darum kümmere. Mir ist es gleich, ob Sie Winnifred heiraten oder ...«
Das ließ ihn abrupt herumfahren. »Du hast verdammt recht. Es geht dich nichts an - nicht mehr.«
»Es ging mich nie etwas an, oder bemerken Sie gar nicht, dass ich kein Interesse an Ihrem Leben habe? Was ich mit Ihnen besprechen wollte, betrifft die ernstlichen Schwierigkeiten, in denen sich die Witwe befindet. Sie läuft Gefahr ...«
»Wovon zum Teufel redest du?«
»Wenn Sie mich nicht unterbrechen würden, könnte ich alles erklären. Sie müssen wissen, dass sie vor ein paar Jahren eine Menge Geld von ihrem Stiefsohn gestohlen hat, mehr als hunderttausend Pfund, sowie ein Vermögen an Schmuck. Sie hatte auf beides kein Anrecht. Dennoch ist sie damit durchgebrannt. Da Sie sie hierhergebracht haben, konnte er sie schließlich finden. Er wird Ihnen vielleicht dafür danken wollen, obwohl ich das bezweifle, denn ich spreche von Lachlan MacGregor.«
Sein Blick zeigte, dass sie ihn verblüfft hatte, doch nur für eine kurze Sekunde. Er
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