Juwelen der Liebe
gleichen Augen, das gleiche Haar, der gleiche Mund - das gleiche Lächeln. Ich hasse dieses Lächeln an dir, verstehst du. Es erinnert mich an ihn. Deine Mutter sah auch die Ähnlichkeit und war stolz darauf, bei Gott. Aber ich habe dich als mein Kind anerkannt. Etwas anderes wäre mir auch nicht übriggeblieben. Mir war es außerdem gleichgültig. Ich hatte nicht erwartet, einen Erben von ihr zu bekommen, da ich sie ohnehin nicht anrühren wollte, wenn ich wusste , dass sie Ian liebte. Von ihr scheiden lassen konnte ich mich nicht, auch wenn ich es später gern getan hätte. Der Skandal, verstehst du? Ich saß mit ihr in der Falle - und mit dir.«
Kimberly schüttelte langsam den Kopf und war so schockiert, dass sie kaum weitersprechen konnte. »Das kann nicht die Wahrheit sein. Mutter hätte mir davon erzählt.«
Cecil schnaubte. »Auch nachdem sie mir schwören musste , es nicht zu tun? Sei nicht dumm, Mädchen. Ihr Versprechen war ihre einzige Garantie, dass ich euch beide nicht hinausgeworfen habe und alle Welt von ihrer Schande erfuhr.«
Er war nicht ihr Vater. Nein, er war es nicht... Sie musste es sich immer wieder sagen, bis sie langsam begriff und der Gedanke Wirklichkeit wurde, dass dieser kaltherzige Tyrann nicht mit ihr verwandt war. Plötzlich löste sich dieses kleine, nagende Gefühl der Schuld auf, dass sie ihn nicht richtig hatte lieben können, das sie so lange mit sich herumgetragen hatte. Oft hatte sie sogar Ha ss auf ihn empfunden. Ihr wurde mit einem Mal leicht. Sie lächelte beinahe. Dann stieg in ihr der Impuls auf, in Lachen auszubrechen.
Er war nicht ihr Vater, und sie war so ... beglückt.
Er hatte es nie jemandem gesagt - bis heute. Aber wie sie ihn kannte, bezweifelte sie sehr, ob er tatsächlich wegen des Versprechens ihrer Mutter geschwiegen hatte. Viel wahrscheinlicher war, dass er nicht öffentlich Hörner hatte tragen wollen, dachte sie bitter.
»Lebt er noch?«
»Wer?«
Er hatte den Kopf nach vorn sinken lassen und hielt die Augen geschlossen. Der Alkohol tat seine Wirkung. Doch sie wollte eine Antwort.
»Ian MacFearson. Lebt er noch?«
Er kämpfte mit sich, um die Augen wieder zu öffnen. Dann blinzelte er sie an. »Das hoffe ich nicht. Ich wünsche nichts mehr, als dass er schon in der Hölle verfault.«
»Aber sicher wissen Sie das nicht?«
»Willst du nach ihm suchen?« Er grinste. »Er wird es dir nicht danken, wenn er erfährt, dass er eine erwachsene uneheliche Tochter hat. Er hat deine Mutter nicht geliebt, du Närrin. Er hat sie nur verführt, weil er mich damit treffen wollte. Weshalb sollte er sich also für dich interessieren?«
Damit hatte er zweifellos recht. Doch wenn der Mann noch am Leben war, könnte sie seinen Aufenthaltsort ausfindig machen und zumindest mit ihm sprechen. Es war nicht nötig, ihm zu sagen, dass er ihr Vater war. Dieses Geheimnis würde sie bewahren. Doch wenigstens wü ss te sie dann, wie er aussah und was für ein Mensch er war. Und würde sie sich ewig grämen, wenn er sich als nett und anständig herausstellte? Als jemand, der in allem anders war als Cecil Richards? Würde ihr klarwerden, was ihr in all den Jahren entgangen war und dass sie einen richtigen Vater besaß, der sie mit Liebe hätte umgeben können?
Sie seufzte. Nein, vielleicht war es besser, nichts darüber zu wissen. Es genügte ihr, dass Cecil Richards nicht ihr Vater war.
Kimberly wandte sich zur Tür, blieb noch einmal stehen und sah kopfschüttelnd zu ihm zurück. »Sie sollten zu Bett gehen und Ihren Rausch ausschlafen. Wahrscheinlich werden Sie die Entscheidung morgen erfahren und ...« Sie schwieg und erinnerte sich, warum sie überhaupt hergekommen war. »Warum haben Sie geweint?«
»Geweint?« Er fuhr jäh auf. Sein Gesicht lief dunkel an, und er brummte: »Nein, ich habe vielmehr gelacht bei der Vorstellung, wie ich diesem Lumpen nach der Hochzeit mitteilen werde, dass er einen Bastard geheiratet hat.« Er log. Wahrscheinlich mochte er etwas so Normales wie Weinen nicht zugeben. Sie nahm an, dass der Alkohol ihn melancholisch gestimmt und die Erinnerung an seine alte Liebe zurückgebracht hatte. Aber sicher würde sie das nie wissen - und es interessierte sie auch nicht sonderlich.
Was seine Drohung anging, lächelte sie nur. »Wie wäre es, wenn ich Ihnen die Mühe erspare? Wahrscheinlich wird Lachlan sogar glücklich sein, wenn er erfährt, dass schottisches Blut in meinen Adern rinnt.«
44
»Sie hat schon wieder geschrieben«, sagte Ranald
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