Juwelen der Liebe
neuen Menschen begegnen, nachdem sie ihr bisheriges Leben nur im vertrauten Kreis der Familie und mit Freunden verbracht hatte. Sie musste einen Ehemann wählen, mit dem nicht nur sie, sondern auch ihr Vater einverstanden sein konnte. Das war der schwierigste Teil, denn sie rechnete nicht damit, dass allzu viele Bewerber um ihre Hand anhalten würden. Ein oder zwei vielleicht, und das bedeutete keine große Auswahl bei der Entscheidung für den Menschen, mit dem sie den Rest ihres Lebens verbringen sollte.
3
Megan St. James, seit einem Jahr Herzogin von Wrothston, sah von dem Brief auf, den sie soeben gelesen hatte. Ihr Ehemann hatte ihr das Schreiben mit der Bemerkung ausgehändigt, dass sie hoffentlich gern die Heiratsvermittlerin spiele. Nun verstand sie seinen Kommentar und war nicht allzu glücklich über die Aussicht.
Sie wandte mit erhobener Braue den Blick zu Devlin, wobei sie entnervt mit dem Fuß wippte, als ihre Geste nicht sofort Wirkung zeigte. »Und warum bleibt es an mir hängen, einen Ehemann für das Mädchen zu finden, wenn eigentlich du dem Vater einen Gefallen schuldest? Der Brief ist an dich adressiert, oder täusche ich mich da?«
»Das ist er«, bestätigte Devlin. »Aber Ehe und Familie sind eine Domäne der Frauen.«
»Wer sagt das?«
»Ich.«
Er lächelte, weil er wusste , dass diese Antwort sie noch mehr aufbringen würde. Sie zeigte die erwartete Reaktion, indem sie undamenhaft schnaubte.
»Du weißt sehr gut, dass Duchy um einiges besser für diese Aufgabe geeignet ist«, teilte sie ihm mit. »Sie kennt jeden, der etwas darstellt, und weiß genau, wer gerade auf dem Heiratsmarkt eine Frau sucht. Ich dagegen plage mich immer noch damit herum, mir überhaupt die Namen all dieser Earls und Viscounts zu merken und mich auf dem neuesten Stand der laufenden Skandale zu halten. Und mit den Lebensgeschichten deiner Lords und Ladies, die ich deiner Meinung nach besser kennenlernen soll, habe ich noch gar nicht angefangen.«
»Das kommt schon, mein Schatz, du machst deine Sache hervorragend.« Ein Kompliment war das letzte, was sie jetzt hören wollte, und das wusste er. Deshalb machte er es auch. »Du hast recht. Duchy kennt sich sicher besser aus auf diesem Gebiet, aber meine Großmutter ist zu alt für die Gastgeberrolle und den gesellschaftlichen Trubel, der damit verbunden ist, wenn wir die Sache richtig machen wollen. Aber du kannst sie und auch Tante Margaret auf jeden Fall um Hilfe bitten. Die werden sie dir gern gewähren. Doch die Bitte um die Gefälligkeit ging an mich, mein Liebling, und daher fällt es dir als meiner Frau zu, dich darum zu kümmern.«
Es stimmte natürlich. Er war der Herzog. Und in eine so triviale Angelegenheit sollte er sich nicht persönlich ein-mischen. Auf der anderen Seite war sie aber auch die Herzogin, und deshalb galt für sie ihrer Meinung nach das gleiche. Vielleicht gab es einen Ausweg.
Dieser Gedanke brachte Megan zu ihrer nächsten Frage. »Ist es unbedingt notwendig, dass du diese Gefälligkeit gewährst?«
»Unbedingt«, versicherte er ihr. »Die Gefälligkeit, die ich schulde, ist eine ernsthafte, und ich hätte um viel mehr gebeten werden können. Daher sollte ich froh sein, die Angelegenheit so einfach zu erledigen.«
Am liebsten hätte sie wieder geschnaubt, doch sie hielt sich zurück. Für ihn war es einfach. Sicherlich. Er hatte die Verantwortung bereits weitergegeben und sich damit der Sache entledigt. Dachte er. Nun, wenn von ihr erwartet wurde, mehr als die normale Gastgeberinnenrolle zu spielen, um dieses Mädchen mit einem standesgemäßen Mann zu verheiraten, würde sie dafür sorgen, dass Devlin an allen damit verbundenen gesellschaftlichen Pflichten teilnehmen musste .
Dann fiel ihr ein, dass sie neben Lady Kimberly einen weiteren Gast erwarteten. Vielleicht würde es gar nicht so lange dauern, für die Dame einen Ehemann zu finden ...
»Deine Tante Margaret erwähnte etwas von ihrem angeheirateten Neffen, der auf Besuch kommen wollte ...«
»Schön, freut mich ...«
»Das bedeutet, wir werden das Haus wieder voll haben.«
»Wann war das jemals anders?« entgegnete Devlin trocken.
Sie lachte leise. Mit mehr als hundert Bediensteten unter einem Dach war ein volles Haus eher eine Untertreibung. Allerdings meinte er nur die Gäste, und damit hatte er recht. Devlin stand mit einer Menge Leute in geschäftlichen Beziehungen, und da Sherring Cross in einiger Entfernung von London lag, kamen sie zu ihm, wenn er hier
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