Juwelen der Liebe
überhaupt nicht peinlich war. Kimberly hob die Augen, um dem Blick aus seinen nahen Augen zu begegnen, und antwortete trocken: »Kaum.« Die Entgegnung schien ihn zu amüsieren, obwohl er nachhakte. »Beim ersten Mal haben Sie mich deutlich genug angestarrt, wenn ich mich recht entsinne.«
»Etwa, weil Sie ein außergewöhnlich gutaussehender Mann sind?«
Die Frageform ließ ihn erröten. Er senkte den Arm und trat etwas zurück, so dass er nicht mehr ganz so bedrohlich wirkte.
»Dann mu ss ich mich womöglich für die Schroffheit entschuldigen, mit der ich Ihnen bei meiner Ankunft begegnet bin.«
Sie hätte gnädig sein und die Entschuldigung annehmen können, was ihn zweifellos schnell in sein Zimmer zurückgebracht hätte, und sie in ihres. Doch sie tat es nicht.
»Es wird langsam zur Gewohnheit, dass Sie sich bei mir entschuldigen müssen, nicht wahr?« sagte sie statt dessen. Es war eine herausfordernde Frage. Sie bemerkte es noch beim Sprechen, machte aber keinen Versuch, die Wirkung abzuschwächen.
Er reagierte mit einem Lachen. »Glauben Sie das, Darling? Und ich dachte, was für ein guter Kerl ich doch bin ... alles zusammengenommen.«
Kimberly ignorierte den Versuch, die Schuld an seinem Verhalten ihr zuzuschieben, und beschränkte sich auf eine Ermahnung. »Ich habe Ihnen verboten, mich so zu nennen.«
Das Lächeln, das nun folgte, wirkte beinahe ruchlos, doch vielleicht spielte ihr auch die eigene Phantasie einen Streich. »Ein Verbot bringt Ihnen nicht immer, was Sie von mir wollen.«
Sie hätte wissen müssen, dass mit diesem Mann kein Gespräch zu führen war, ohne dass sie sich erneut über ihn ärgerte. »Und wodurch bekäme ich es?«
»Von Ihnen möchte ich ... das Wörtchen >bitte< hören.« Sie hob eine Braue. »Ich soll mich erniedrigen, weil Sie nicht genug Verstand besitzen, um zu begreifen, dass ich weder jetzt noch in Zukunft Ihr Darling sein will? Nein, ich denke nicht daran.«
Es war eine weitere Provokation. Er pre ss te seine Hand wieder an die Tür hinter ihrem Kopf und lehnte sich über sie. Das trieb sie in die Enge, und sie musste den Kopf noch mehr zurückbiegen, um weiter Blickkontakt mit ihm zu halten. Vielleicht sollte sie noch einmal darüber nachdenken, ob er nicht doch ein Riese war ... »Leugnen Sie nie etwas, das möglich wäre, denn alles ist möglich, wenn das Schicksal es will. Genau wie bei den Launen der Natur oder der eigenen Entschlossenheit.«
»Wäre es Ihnen dann möglich, mich freizulassen, damit ich endlich in mein Zimmer gehen kann?«
Er lachte leise. »Ja, das ist möglich, aber hier wird Entschlossenheit die Sache etwas verzögern.«
»Was soll das heißen?«
Er lächelte etwas zu sinnlich, und sie hätte gewarnt sein sollen. » Dass ich Sie noch nicht gekü ss t habe, Darling, obwohl ich genau jetzt dieses mächtige Bedürfnis danach spüre.«
»Unterstehen Sie sich ...!«
Weiter kam sie nicht, weil er den Kopf senkte und den Ku ss wahrmachte. Dafür, dass alles unerwartet geschah, verdiente dieser Ku ss eine Auszeichnung. Niemals hätte Kimberly geglaubt, dass so etwas geschehen könnte. Lachlan MacGregors Lippen berührten die ihren mit einem leichten, zögernden Liebkosen, um dann plötzlich ihren Mund ganz in Besitz zu nehmen.
Kimberly war hingerissen. Sie rührte sich nicht vom Fleck, konnte kaum atmen und erst recht keinen klaren Gedanken fassen. Sie stand einfach da und erlebte das Wunder mit allen dazugehörenden angenehmen Empfindungen. Selbst als seine Zunge sich den Weg in ihren Mund bahnte, löschte der Schreck über seine Dreistigkeit nicht das Vergnügen daran aus. Zu viele einzigartige Gefühle durchströmten sie, als dass das Unerwartete sie hätte irritieren können.
Als er sich schließlich zurückneigte, war sie völlig betäubt. Er hätte sie stehenlassen können, ohne dass sie es bemerkt hätte. Aber er verließ sie nicht. Er starrte mit tiefem Blick auf sie herunter, und da kehrten ihre Gedanken schlagartig zurück. In ihr tobte ein Kampf der Widersprüche. Sie war empört, und gleichzeitig verlangte es sie danach, ihn noch einmal zu küssen, was wirklich nicht zusammenpa ss te.
Kimberly war verblüfft. Als sie sechzehn war, hatte Maurice sich ihr einmal kurz und unbeholfen genähert, das war ihr erster Ku ss gewesen. Dann hatte er ihr einen männlicheren Ku ss gegeben, bevor er zu seiner großen Reise aufbrach. Keiner hatte sie im geringsten erschüttert, was sie von dem Ku ss dieses Schotten wahrhaft nicht behaupten
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