Juwelen der Liebe
konnte. Sie hatte zudem keine Ahnung, warum er ihr den Unterschied zeigen wollte.
Schließlich beschlo ss sie, es herauszufinden. »Warum haben Sie das getan?«
Plötzlich wirkte er genauso verwirrt, wie sie sich fühlte. »Ich weiß es nicht«, gab er zu. »Vielleicht habe ich zu viel getrunken und sollte besser schlafen gehen, bevor ich mich noch mehr blamiere.«
Seine Antwort enttäuschte sie, obwohl es keinen Grund dafür gab. Was hatte sie erwartet? Dass er sie gekü ss t hatte, weil er einfach nicht anders konnte und einem unwiderstehlichen Drang gefolgt war? Bei diesem Gedanken empörte sie sich beinahe über sich selbst.
»Ja, das ist eine wunderbare Idee«, rettete sie sich. »Und sparen Sie sich die Entschuldigung morgen beim Frühstück, MacGregor. Zu viele schaden Ihrer Glaubwürdigkeit.«
Sie drehte sich auf dem Absatz um und wollte nun endlich die Tür öffnen. Seine Hand senkte sich auf ihren Arm, und er hielt sie fest. Wieder strich sein Atem warm über ihren Nacken, was ihr ein jagendes Prickeln entlang der Wirbelsäule verursachte.
»Ich entschuldige mich nie, wenn ich ein Mädchen gekü ss t habe. So etwas tut mir nicht leid. Also warten Sie erst gar nicht darauf. Ich bedaure es nicht im geringsten.«
Dann ging er und ließ sie noch verwirrter als vorher zurück.
12
Drei Tage später konnte Kimberly es kaum glauben. Sie war unterwegs zum Ball der Wiggins’. Dabei hätte sie schwören können, dass sie niemals rechtzeitig mit den Vorbereitungen fertig würde, doch nun war es soweit. Zu der Gesellschaft der St. James’ gehörten die Herzogin und der Herzog, Lady Hester - wobei Cynthia noch immer schmollte, weil sie nicht alt genug war, um auch teilzunehmen - und Lachlan MacGregor. Alle befanden sich am Morgen des Balls auf der Fahrt nach London. Sie würden für eine knappe Woche im Stadthaus des Herzogs wohnen, da noch einige andere Einladungen in London auf dem Programm standen, darunter ein weiterer Ball. Lucinda und Margaret würden ihnen morgen folgen, zusammen mit Cynthia.
Mrs. Canterby hatte das Kunststück fertiggebracht, innerhalb von eineinhalb Tagen ein atemberaubendes Ballkleid für Kimberly zu zaubern, und ein weiteres würde im Laufe der Woche folgen. Gemeinsam mit einer Gehilfin hatte sie außerdem zwei Tageskleider fertiggestellt, bevor sie am Morgen losfuhren, und mit jedem Tag würden weitere nach London geliefert, hatte sie versprochen.
Da auch ein Teil der Dienerschaft mitkam und die Herzogin mit großem Gepäck reiste, wurden neben der herzoglichen Kutsche zwei weitere Gefährte benötigt, um alles zu transportieren. Trotzdem zog der Herzog es vor, auf seinem rassigen Vollblüter zu reiten. Er wollte es offenbar vermeiden, die vielen Stunden bis London mit dem Highlander auf engstem Raum eingesperrt zu sein. Kimberly wünschte ebenfalls, ihr bliebe seine Gesellschaft erspart, doch das Glück hatte sie nicht.
Immerhin war es ihr gelungen, Lachlan während der letzten zwei Tage aus dem Weg zu gehen, abgesehen von den Mahlzeiten. Am Morgen nach dem Kuss erschien er niesend zum Frühstück. In ihren Augen war es eine wohlverdiente Strafe, dass er sich ihren Schnupfen geholt hatte. Er dagegen sah sie seitdem grollend an und war offenbar anderer Meinung. Aus irgendeinem Grund amüsierte sie das. Sie nahm an, dass er von Lucinda das gleiche übelschmeckende Gebräu geschickt bekam, da er seitdem nicht mehr sehr häufig geniest hatte.
An diesem Morgen saß sie neben ihm in der Kutsche, aber mit genügendem Abstand, da die Bänke ausreichend Platz boten. So konnte sie ihn immer noch weitgehend übersehen. Megan und Hester saßen auf der gegenüberliegenden Seite, und Kimberly ahnte, welche Blicke Lachlan der Herzogin zuwarf, wenn Lady Hester es nicht merkte. Sie hegte keinen Zweifel, dass die beiden ohne Lady Hesters Anwesenheit längst in eine offene Diskussion über sein Interesse an der Herzogin vertieft wären, ohne dass der Schotte auch nur einen Moment auf Kimberly Rücksicht genommen hätte.
Megan blickte mürrisch drein, was darauf hindeutete, wie sehr der Schotte ihr auf die Nerven ging. Ihre Miene hellte sich nur auf, wenn sie Hester antwortete, die in einem fort plauderte. Kimberly hielt sich aus diesem belanglosen Gespräch heraus und bewunderte die vorbeiziehende Landschaft - jedenfalls gab sie das vor.
Für den Nachmittag waren noch keine Verabredungen getroffen, und als sie in London ankamen, schlug Megan vor, dass sich alle zurückzogen, um etwas
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