Juwelen der Liebe
den drei Grazien, wie sie die jungen Damen heimlich nannte, hätte sie sich keine faire Chance mehr ausgerechnet, die Aufmerksamkeit der anwesenden Herren auf sich zu ziehen.
Lady Monica Eigar war blond, eine sehr helle Blondine sogar, und hatte blaue Augen. Sie war außerdem sehr zierlich, besaß einen drolligen Sinn für Humor, der alle in ihrer Umgebung zum Lachen brachte, besonders die Herren ... und als John Kent sie erblickte, besaß das Mädchen fortan seine ungeteilte Aufmerksamkeit.
Lady Edith Winestone, eine lebhafte dunkelblonde Person mit ansprechenden grauen Augen, war etwas laut, aber so hübsch, dass niemand außer Kimberly es zu bemerken schien. Die junge Dame kannte anscheinend überhaupt keine Scheu und dachte sich nicht das geringste dabei, sich mit ihrer abweichenden Meinung in jedes Gespräch einzuschalten, obwohl alle anderen Edith ständig nachwiesen, wie sehr sie sich irrte. Sie war nicht allzu intelligent und zielte oft am Thema vorbei, was die Herren allerdings nicht zu stören schien.
Jane Carlyle dagegen stellte in jeder Hinsicht die perfekte Lady dar. Sie war schlank bis zur Auszehrung, wenigstens nach Kimberlys Meinung, ebenfalls blond und hatte braune Augen, eine wirklich klassische Schönheit. Alles an ihr war makellos. Sie aß korrekt, sprach korrekt, befolgte jede Regel der Etikette buchstabengetreu und besaß außerdem ein sanftes Gemüt, wie ihre hochfahrende Mutter jedem versicherte, der ihr zuhörte. Kein vernünftiger Mensch hätte ihre Worte bezweifelt. Doch es war auch fraglich, welcher Gentleman, der nur einen Funken Vernunft besaß, diese unbeugsame Dame zur Schwiegermutter haben wollte ...
Neben Hector Carlyle und Christopher Eigar war noch ein verwitweter Marquis zu der größer werdenden Gruppe gestoßen. Er besuchte den Herzog in geschäftlichen Angelegenheiten und hatte Devlins Vorschlag angenommen, gleichzeitig ein wenig auszuspannen und einige der Geselligkeiten mit ihnen zu genießen, die Megan für die kommenden Wochen geplant hatte. Er hieß James Travers und war mit Anfang Vierzig etwas älter, als Kimberly gehofft hatte. Doch niemand konnte leugnen, dass er eine hervorragende Partie darstellte.
Mit seinem dunklen Haar und den blauen Augen war er eine sportliche, gutaussehende Erscheinung, außerdem enorm reich, wenn sie Lucindas beiläufigem Flüstern glauben konnte. Obwohl er mit zwei kleinen Söhnen aus erster Ehe keine direkten Pläne für eine weitere Heirat schmiedete, Schloss er diese Möglichkeit nicht prinzipiell aus. Megan hatte ihr versichert, dass er einfach noch nicht die richtige Frau gefunden hatte, die den Platz seiner ersten Gemahlin einnehmen könnte.
In den folgenden Tagen entwickelte Kimberly eine Zuneigung zu James. Unterhaltungen mit ihm waren immer lebhaft und stockten nie, was sie als angenehm empfand. Lange, schweigsame Momente empfand sie immer peinlich für beide Seiten. Mit ihm erlebte sie solche Augenblicke nie. Nachdem er ihr Lächeln zum ersten Mal bemerkt hatte, bemühte er sich ständig, sie zum Lachen zu bringen, was ihm mit Leichtigkeit gelang.
Doch Lachlan befand sich bei solchen Gelegenheiten immer irgendwo in der Nähe, und sie spürte dies, ganz gleich, mit wem sie gerade sprach. Ihn zu übersehen mochte ihr hinreichend gelingen. Aber ihn völlig zu ignorieren, wenn er sich im gleichen Raum befand, war etwas ganz anderes. Und es gab Zeiten ...
Vor ihrer Rückkehr aus London war sie einmal auf dem Korridor an ihm vorbeigegangen. »Wie anziehend Sie heute aussehen, Lady Kimberly«, sagte er sehr förmlich, um im nächsten Moment umzuschwenken. »Wissen Sie, dass bei dem, was wir gemacht haben, Kinder herauskommen können?«
Bei seinem Kompliment war ihr das Blut in die Wangen geschossen, was die anschließend aufsteigende Zornesröte noch verstärkte. Er war zur Seite gesprungen, bevor sie überhaupt an eine passende Entgegnung denken konnte. Er hatte sie lediglich an diese Möglichkeit erinnern wollen, für den Fall, dass sie nicht daran gedacht hatte.
Sie fand es niederträchtig von ihm, dass er sie auch noch mit dieser Sorge zu quälen versuchte. Immerhin hatte sie noch keine Gewissheit über ihren Zustand. Aber wahrscheinlich ging es ihm im Grunde um etwas ganz anderes, und er hatte sie nur auf seine nächste unverschämte, aus dem Zusammenhang gerissene Bemerkung vorbereiten wollen.
Sie hatten an einer Dinnerparty mit gut dreißig Gästen teilgenommen, und ihm war es irgendwie gelungen, den Herrn zu ihrer Linken
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