Juwelen der Liebe
haben? Sehen Sie sich doch an, wie verdreckt, nach Fusel stinkend und mit welch glasigen Augen Sie vor mir hocken! In Versuchung? Wodurch denn? Können Sie mir das verraten?« Ihre Stimme klang wütend. Ihrer Meinung nach hatte sie ihren Zorn so glaubwürdig zum Ausdruck gebracht, dass er zusammenzucken müsste . Zu dumm nur, dass Lachlan ein viel zu gutaussehender Mann war. Das bi ss chen Schmutz und der alkoholisierte Zustand machten ihn nicht weniger begehrenswert.
»Ich wünschte, ich könnte das gleiche über Sie sagen, Mädchen. Sie haben die gleichen glasigen Augen, und nach dem Sturz ist Ihr Anblick nicht mehr der gepflegteste, und dennoch begehre ...«
»Kein Wort weiter!« fuhr sie heftig dazwischen und fürchtete, etwas zu hören, das sie ins Wanken bringen würde. »Und lassen Sie meinen Fuß los, damit ich gehen kann. Sie hatten nicht den geringsten Grund, mich zu wecken, und ich bin völlig überflüssig hier.«
Er sah auf seine Hand an ihrem Fußknöchel herunter und schien überrascht, dass sie dort war. Doch dann ließ er sie mit einem Seufzer los. »Dann machen Sie schon, dass Sie zurück in Ihre Kissen kommen. Ich werde die Nacht hier am Boden verbringen, da ich es allein nicht bis zum Bett schaffe.«
Sie sah ihn aus schmalen Augen an, als sie aufstand. »Soll ich Sie deshalb bedauern?«
»Nein, dazu wäre Mitgefühl nötig, was Sie nicht besitzen, wie Sie bewiesen haben.«
»Ich versichere Ihnen, dass ich genauso mitfühlend bin wie jede andere Frau«, entgegnete sie steif. »Warum sonst wäre ich wohl herbeigerannt?«
»Ja, das sind Sie. Sie haben auch gesehen, in welch bedauernswertem Zustand ich bin. Was Sie nicht davon abhält, mir Ihre Hilfe zu verweigern.«
»Also wirklich, ich sehe nur, dass Ihr Zustand selbstverschuldet ist und Sie kein Mitgefühl verdienen. Warum haben Sie auch soviel getrunken?«
»Glauben Sie mir, die Antwort würden Sie nicht hören wollen, Kimber.«
Sie knirschte ungehalten mit den Zähnen. Wie schon so oft, lag es ihr auf der Zungenspitze, ihm zu sagen, dass sie es nicht mochte, wenn er ihren Namen abkürzte. Und erst recht wollte sie nicht sein Darling genannt werden. Meist war sie zu wütend gewesen, um ihn auch noch darauf hinzuweisen, wenn andere Dinge wichtiger schienen. Außerdem wäre ihr Protest jetzt ohnehin sinnlos, denn er würde sich am nächsten Morgen kaum noch daran erinnern.
»Gut. Dann sagen Sie es eben nicht. Ich habe nur darum gebeten, dass Sie sich anständig benehmen. Ihre Motive kümmern mich nicht im ...« Sie schwieg, als ihr bewu ss t wurde, dass sie zu viele Worte machte, und nahm einen hochnäsigen Ton an, um das Gespräch zu beenden. »Nun, dann gute Nacht, Lachlan. Und versuchen Sie, diesen Lärm zu unterlassen. Seien Sie bitte so freundlich, ja?« Er sagte nichts, als sie sich auf den Weg zur Tür machte und hinausging. Nein, sie würde sich nicht nach ihm Umsehen, und er tat ihr auch nicht leid. Wenn er sich elend fühlte, war dies eine verdiente Strafe.
Erst als sie sich schon auf der anderen Seite der Tür befand und sie gerade schließen wollte, hörte sie ihn. »Ich brauche Sie.«
Kimberly stöhnte. Sie ließ die Stirn gegen die Tür sinken und schloss die Augen, während sie gegen den Ansturm der Gefühle kämpfte, die diese drei Worte in ihr auslösten. Aber es half nichts. Dieses Flehen konnte sie nicht übergehen. Nicht bei ihm. Und nicht, wenn seine Stimme diesen Klang hatte.
Vermutlich durfte sie sich noch glücklich schätzen, dass er nur Hilfe von ihr wollte, denn in diesem Moment hätte sie nicht sagen können, ob sie den gleichen Worten in einem anderen Zusammenhang widerstehen könnte. Aber noch einmal mit ihm im Bett zu landen, nur weil er ein paar kleine Dinge zu ihr sagte, das mochte Gott verhüten. Sollte sie etwa solch eine Närrin sein?
25
Kimberly schob die schweren Vorhänge zur Seite und spähte aus dem Fenster. Die undeutlichen Geräusche aus der Halle, ein fröhliches Pfeifen, ein Knallen, eine Glocke, die irgendwo klingelte, ein halblauter Gruß, der zu ihr heraufklang, hätten sie warnen sollen, und doch konnte sie kaum glauben, dass der Morgen schon gekommen war ... und sie sich noch immer in Lachlans Zimmer befand. Wie viele Stunden waren vergangen, seit sie zu ihm gekommen war? Zu viele.
Sie warf einen Blick auf ihn. Er lag im Bett und schlief nun fest, was sie enttäuschte, wie sie zu ihrem Entsetzen feststellen musste . Doch nun konnte sie sich wenigstens zum ersten Mal vom Bett
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