Juwelen der Liebe
Straßen der Umgebung zu beobachten«, sagte Lachlan. »Es kann sein, dass jemand, der jeden Tag um die gleiche frühe Zeit dort vorbeikommt, die Pferde gesehen hat und etwas dazu sagen kann.«
»Ein guter Gedanke, und ich werde Ranald dabei helfen, da wir nur ein oder zwei Stunden täglich dafür brauchen. Später sind die Leute bei der Arbeit. Und ich habe den Rest des Tages Zeit, Will Ables zu beobachten.«
»Wahrscheinlich ist es leichter, die Pferde zu finden als den Dieb, obwohl wir vielleicht Glück haben, und beide zusammen erwischen. Die Pferde selbst beweisen noch nichts. Aber wenigstens hätten wir dann etwas, woran wir uns halten könnten, und der Dieb wird sicher an den Ort zurückkehren, wo sie sich befinden. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass der Stallknecht uns zu ihnen führt.«
»Ja, ich werde meine Augen offenhalten, darauf kannst du dich verlassen«, versprach Gilleonan.
»Sehr gut. Ich statte ihm selbst noch einen Besuch ab, sobald ich wieder genügend in Form bin, um ihn einzuschüchtern. Im Augenblick erwecke ich wohl eher Mitleid, so wie ich aussehe. Vielleicht könnte ich mit meinem Gesicht im Dunkeln ein paar Mädchen erschrecken, aber mehr wohl nicht.«
»Nun ja ... es ist ...« Gilleonan hatte ihm Mut machen wollen, seufzte aber. »Ja, es sieht noch nicht viel besser aus.«
Lachlan lachte trotz der Schmerzen. »Ich habe selbst Augen, mit denen ich mich im Spiegel betrachten kann - und ich entsinne mich des entsetzten Blicks der Magd, die mir heute morgen das Frühstück gebracht hat.«
Gilleonan verzog das Gesicht. »Daran habe ich nicht gedacht. Aber wenigstens bekommst du auf diese Weise etwas Aufschub beim Liebeswerben.«
»In der Tat«, entgegnete Lachlan.
Er hatte ohnehin keine großen Anstrengungen unternommen, sich auf Freiersfüße zu begeben, da ihm Kimberly nicht aus dem Kopf ging und er keinen Gedanken darauf verschwendete, welche der anderen derzeit auf Sherring Cross anwesenden Damen er umwerben sollte. Um ehrlich zu sein, dachte er immer nur daran, dass sie diejenige war, die er wollte.
Aber er hatte sich kaum noch Chancen ausgerechnet. Ihr Verhalten ihm gegenüber wirkte eindeutig desinteressiert. Doch das war gewesen, bevor sie nachts in sein Zimmer gekommen war, ihn zärtlich gepflegt ... und ihn am nächsten Morgen dem Herzog gegenüber verteidigt hatte. Sie mochte sehr geschickt vorgehen, doch langsam glaubte er an eine List. Sie versuchte immer, korrekt und wohlerzogen zu sein - und oft mi ss lang es ihr.
Er lächelte. Ihm gefiel die Art, wie sie sich danebenbenahm, und meistens amüsierte es ihn, während sie offenbar nichts Komisches daran fand. Das Mädchen hatte wirklich alle Mühe, ihr Temperament im Zaum zu halten. Er nahm es ihr nicht übel, dass sie sich geweigert hatte, ihn auf die leichteste Weise aus seiner Zwangslage zu befreien. Es wäre übertrieben gewesen, von ihr zu erwarten, dass sie so weit gehen würde. Immerhin hatte sie ihre Hilfe angeboten. Das könnte bedeuten, dass sie ihre Meinung über ihn geändert hatte. Und darüber sollte er mehr herausfinden, denn Leugnen hatte keinen Sinn mehr. Ihm würde es nichts mehr ausmachen, Kimberly Richards zu heiraten.
Nein, wozu sollte er sich noch etwas vormachen? Mit jedem Tag wurde ihm deutlicher, dass es sein fester Wille war, sie zu heiraten.
29
Will Ables war ein schlaksiger junger Mann mit drahtigem schwarzem Haar und großen, eulenartigen blauen Augen, was ihm einen leicht verzweifelten Ausdruck verlieh. Sein Aussehen flößte auf den ersten Blick unwillkürlich Mitleid ein - bis er seine großspurige Art verriet.
Als Kimberly ihn sah, wirkte er wie eine Jammergestalt. Sie hatte sogar gezögert, sich ihm überhaupt zu nähern, und musste sich selbst daran erinnern, dass der Mann, aus welchem Grund auch immer, gelogen hatte. Sie wusste schließlich genau, dass Lachlan nicht hier gewesen war, obwohl der Stallbursche dies beschwor.
Seit zwei Tagen war ihr klar, dass in Will Ables Bericht etwas nicht stimmte, und das störte sie. Sie konnte niemandem davon erzählen oder ihn der Lüge bezichtigen, ohne zu erklären, woher sie das wusste . Das erzwungene Schweigen störte sie. Es machte sie ärgerlich, dass ihr die Hände gebunden waren.
Nach drei Tagen der knappen Woche, die Lachlan eingeräumt worden war, hatte sich nichts Neues ergeben, und sie hatte beschlossen, mit dem Stallburschen selbst zu sprechen. Wenn sie auf einen Hinweis stieß, dass der Bursche log, konnte dies zu
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