Juwelen der Liebe
gegeben haben, um seine Unschuld zu beweisen, doch allein seine Genesung würde länger dauern. Also musste er sich ganz auf seine Cousins verlassen, die ihre Nachforschungen anstellten, wenigstens für den Anfang und in aller Hast. Er konnte ihnen nur Anweisungen geben.
»Er verteidigt sich zu sehr«, antwortete Gilleonan. »Und er beharrt hartnäckig darauf, dass er deine Stimme gehört hat. Nicht einfach einen Schotten, verstehst du, sondern dich persönlich. Und nun frage ich dich, woher er deine Stimme überhaupt kennen will, wenn er nicht im öffentlichen Stall, sondern bei den Zuchtpferden arbeitet.«
»Das habe ich mich auch schon gefragt, denn ich bin nie näher an die kostbaren Pferde herangekommen als bis zur Übungskoppel, wo er sich aufhielt, als wir vor kurzem morgens dorthin gegangen sind.«
»Ja, an dem Morgen, als du dem Viscount ohne Grund einen Kinnhaken ver passt hast. Oder gibt es einen Grund, den du uns weniger scharfsinnigen Schotten nun mitteilen möchtest?«
Lachlan seufzte innerlich. Er wusste , dass sein Cousin sich ausgeschlossen fühlte, doch er konnte ihm schlecht erklären, warum er Howard Canston angegriffen hatte, wenn er es selbst nicht wusste . Eifersucht als Grund anzuführen, was eine logische Erklärung wäre, schien absurd, deshalb sprach er lieber gar nicht darüber.
»Ärgere dich nicht darüber, Gill«, sagte er statt dessen. »Ich habe es längst vergessen. Alles zusammen mit dem Alkohol aus mir herausgespült, wenn du so willst.«
Die Bemerkung brachte ihm das erhoffte Kichern ein. Der Rest konnte warten, bis Lachlan selbst Näheres erfuhr, falls er dies jemals schaffte. Jetzt aber kehrte er zum Nächstliegenden zurück.
»Was den Stallknecht angeht, behalte ihn wenn möglich im Auge, ohne dass er es merkt. Achte darauf, mit wem er spricht, wohin er geht, mit wem er arbeitet. Und finde heraus, ob irgendein Fremder oder sonst wie Auffälliger während der letzten Wochen in seiner Nähe gesehen wurde.«
»Woran denkst du dabei?«
»Ich bin nicht sicher, aber es gibt verschiedene Möglichkeiten. Unser junger Will könnte selbst der Dieb sein. Die anderen Leute, die neben den Ställen wohnen, wü ss ten als erste, ob jemand von ihnen etwas vorhat.« Gilleonan schüttelte langsam den Kopf. »Nein, er kommt mir nicht so vor, als besäße er genug Grips, geschweige denn Mumm, solch eine Sache auf eigene Faust zu versuchen. Er wirkt eher wie ein Mitläufer, der sich einer Gruppe anschließt und Befehle ausführt.«
»Ja, das vermute ich auch«, stimmte Lachlan zu. »Oder er könnte einfach dafür bezahlt worden sein, jemand anderen zu belasten, damit der wirkliche Dieb Zeit gewinnt, um alle Spuren zu verwischen. Obwohl ich keine Ahnung habe, warum er es ausgerechnet auf mich abgesehen hat.«
»Ich schon.« Als Lachlan seine dunkelblonde Braue hob, begann Gilleonan zu erklären. »Ich denke, es wird kaum jemanden hier geben, der nicht von deiner räuberischen Vergangenheit gehört hat, vor allem unter der Dienerschaft. Die Sache wurde unter den Herrschaften in aller Offenheit diskutiert, als du hier erschienst, und die Bediensteten standen nah genug dabei, um mehr mitzubekommen, als sie sollten. Die Geschichte hat für einigen Gesprächsstoff unten in der Küche gesorgt, wenigstens behauptet das Ranald. Und er sollte es wissen. Das Mädchen, mit dem er sich zusammengetan hat, ist eine der Küchenhilfen. Deshalb verbringt er den größten Teil seiner Zeit dort unten.«
»Nun, das hilft uns noch nicht weiter, oder?« fragte Lachlan müde.
Gilleonan verzog das Gesicht. »Nein, aber deine Geschichte hat aus dir den ersten Verdächtigen gemacht, dem man solch eine Tat zutraut. Deshalb sah sich der Herzog auch gar nicht veranla ss t, noch weiter nach dem Übeltäter zu suchen. Aber wir bringen schon Licht in diese Angelegenheit. Mach dir darum keine Sorgen.«
»Ja, das bezweifle ich nicht«, stimmte Lachlan zu, obwohl ihm anders zumute war.
Gilleonan nickte. »Ich habe Ranald losgeschickt, sich in der Gegend und den nächstgelegenen Dörfern umzusehen und nach möglichen Stellen Ausschau zu halten, wo die Tiere versteckt sein könnten. Ich habe vor, ihn weiter darauf anzusetzen. Bei der Tageszeit, zu der die Pferde gestohlen wurden, kann der Dieb nicht weit mit ihnen gekommen sein, ohne gesehen zu werden, denn kurz darauf standen die meisten Leute auf und liefen draußen herum.«
»Das stimmt, und deshalb wollte ich auch vorschlagen, während der nächsten Tage morgens die
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