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K. oder Die verschwundene Tochter - Roman

K. oder Die verschwundene Tochter - Roman

Titel: K. oder Die verschwundene Tochter - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Transit
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in den Akten, sowie der Unterzeichnete. Auf der Praça Saenz Peña Kontaktaufnahme zu Márcio, einzige Verbindung nach der Liquidierung von Yuri. Die Genannten hatten sich an einem neuen oder alten Stützpunkt getroffen, der aber nicht preisgegeben wurde. Zu vermerken: heruntergekommenes Mietshaus in der Conde de Bonfim 663, 1-Zimmer-Apartment mit Kitchenette erster Stock, zweite Wohneinheit Ende des Flurs, Fluchtweg über hinteres Fenster Richtung Nebenanlage des Elektrizitätswerks Light; kein Pförtner; nicht mal nötig, Aufzug zu nehmen. Tür von innen mit zwei gehärteten Stangen bewehrt. Dickes, am Fenster befestigtes Seil erleichtert Flucht im Fall einer Wohnungsstürmung. Die Schlüssel hatte Márcio. Zehn Minuten später tauchte das unter dem Namen Álvaro bekannte Element auf sowie ein unbekanntes, das als Rodriguez vorgestellt wurde. Zu Rodriguez: mittelgroß, schlank, schwarze Haare, markantes Gesicht mit vorstehendem Unterkiefer und dichten Augenbrauen, zwischen achtundzwanzig und dreißig Jahre alt. Phantombild anfertigen kein Problem. Ein paar Minuten später erschien schon bekanntes Element Clemêncio, mimte den Chef, sobald er den Raum betrat, obwohl er laut Akte erst neunzehn ist. Drei Terroristen mit Revolvern bewaffnet: Álvaro, Clemêncio und Márcio. Ich laut Anweisung ebenfalls. Das unbekannte Element Rodriguez war nicht bewaffnet, sicher gehört er zum Nachschub und nicht zur GTA, der Bewaffneten Taktischen Einsatzgruppe. Die Genannten sind im Bilde, dass die letzten Festnahmen auf eine eingeschleuste V-Person zurückzuführen sind. Clemêncio erklärte, dass es einen Verdächtigen gibt, und schlug vor, einen Untersuchungsausschuss unter seiner Leitung einzurichten mit dem Ziel, den Schuldigen auszulöschen. Aber er rückte nicht mit dem Namen des Verdächtigen heraus. Márcio meinte, man müsse sehr vorsichtig sein, Beweise sammeln. Clemêncio wies auf das Risiko der Gruppenzersetzung hin; Untersuchung und Hinrichtung müssten beschleunigt werden, um die Unentschlossenen einzuschüchtern. Er sagte, dass die Vorstellung von Verrat große Durchschlagskraft hätte und dass die Hinrichtung hilfreich sein könnte, um die Organisation zusammenzuhalten und auf die neue Strategie der dauerhaften Rebellion einzuschwören, mit verstreuten und im Landesinneren liegenden Stützpunkten sowie taktischen Aktionen in der Stadt. Rodriguez hat sich nicht zu Wort gemeldet. Es hieß, dieser Rodriguez stamme aus Paraná, aber wahrscheinlich ist er aus São Paulo, denn in Paraná ist inzwischen alles vorbei, wie bereits amtlich vermerkt. Er hat praktisch den Mund nicht aufgemacht. Ich hab gemerkt, dass meine Anwesenheit ihm nicht in den Kram passte. Das Treffen war schnell zu Ende und wurde aufgelöst, ohne neue Taktiken, Stützpunkte oder Losungen bekanntzugeben. Es wurde keine andere Aktion erwähnt und auch kein neues Treffen vereinbart – das wär’s, was es zu berichten gibt.
    Er kannte diesen Apparat nicht; vielleicht war es einer der letzten oder sogar der allerletzte, wer weiß. Das Treffen war schnell zu Ende und von Nervosität geprägt gewesen, wie er es vorausgesehen hatte. Sich an die Anweisungen haltend, hatte er dem Vorschlag, den Verräter hinzurichten, zugestimmt. Danach täuschte er Sicherheitsgründe vor, um sich sofort auf den Weg zu machen. Er wollte den Bericht schreiben, solange er sich noch an die Einzelheiten erinnern konnte. Er bog um die Ecke und stieg in das erstbeste Taxi. Zum Zentrum, sagte er. Zwei Querstraßen vor der Barão de Mesquita ließ er das Taxi halten und ging das letzte Stück zu Fuß. Er tippte den Bericht direkt in die Maschine, um Zeit zu sparen. Während er tippte, erinnerte er sich an die gequälten Gesichter der Teilnehmer, er wusste, dass diese erste Zusammenkunft entscheidend war; das erste Treffen des Regionalkommandos nach der letzten Verhaftungswelle und der Liquidierung des Anführers, sie mussten unbedingt die undichte Stelle finden. Es bestand das Risiko, dass er enttarnt und hingerichtet wurde – eine erhebliche Gefahr. Bevor er sich zu dem Treffpunkt begab, hatte er einen unruhigen Nachmittag verbracht, war die letzten Kontakte noch einmal durchgegangen, um sich zu vergewissern, dass er keine Flanken offen gelassen, keinen Verdacht geweckt hatte. Erst nachdem er zu dem Schluss gekommen war, dass sie nicht ihn verdächtigten, erschien er an Ort und Stelle. Vorher machte er noch eine halbe Stunde Meditationsübungen. Ja, und wie sah die Sache auf der

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