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Titel: K Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T McCarthy
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Britischen Instituts für Architektur, verbreitet sich im ebenerdigen Seminarsaal über den Einfluss der alten Griechen auf die römische Architektur, die mittelalterliche und – um es kurz zu machen – auf alle nachfolgenden Perioden: »Es gilt als modern«, deklamiert er ohne Notizen und dreht sich zu den Studenten um, in seinem Rücken Pläne vom Parthenon und dem Tempel des Hephaistos, ergänzt um Skizzen von Peripteros- und Prostylos-Säulen, Metopen und Triglyphen, »diese Bauwerke als Ruinen zu betrachten, nicht als lebendige Gebäude. Den Tempeln, wie sie sich heute darbieten, fehlen die ursprünglichen Farben, der Stuck et cetera. So entgeht uns die Wirkung von reflektiertem Licht, das über glatte, farbige Wandflächen spielt, über bronzene Gitter und Balustraden, über Gold, Elfenbein und Edelsteine. Wenn Sie sich nun diese unvollständigen Gebilde der attischen und der hellenistischen Zeit genauer ansehen, möchte ich, dass Sie die Zeit zurückdrehen und so tun, als wären die Gebäude noch im Bau, nicht im Verfall …«

    Passenderweise ist der Saal, in dem diese Gedanken vorgetragen werden, noch nicht fertig. Fensterbänke lehnen senkrecht in einer Ecke und warten darauf, angebracht zu werden; das Gesims riecht nach feuchtem Putz, die Fußbodendielen nach frischem Lack. Die Akademie ist gerade erst aus der Tufton Street hergezogen, die Mensa ein Stockwerk tiefer wird noch gestrichen. Studenten protzen beim Essen mit ihrem neu erworbenen Wissen.
    »Dieses Würstchen sieht aus wie eine Säule ohne Kannelierung«, sagt einer von ihnen und spießt seinen Hotdog auf.
    »Dann ist mein Spiegelei eine Hängekuppel in Vogelperspektive«, sagt ein zweiter Student, der ihm nicht nachstehen will. »Und was hast du, Karrefax?«
    Serge blickt auf seinen Teller, auf dem nur ein Brötchen und ein Klecks Butter liegen.
    »Einen Grabhügel mit Grabstein«, erwidert er.
    Mittags isst er nie viel. Nachmittags sollen sie sich Gebäude ansehen, Kathedralen, Schulen, Bahnhöfe und Ähnliches, um Skizzen zu zeichnen, aber meist verdrückt er sich und taucht in dem Netz der Straßen unter, das sich im Dreieck zwischen Shaftesbury Avenue, Charing Cross Road und dem Nordrand vom Leicester Square spinnt. Zum ersten Mal ist er auf diese Gegend gestoßen, als er zu Mrs Fox’ Café in der Little Newport Street unterwegs war, um einen Mechaniker zu treffen, der sich erboten hatte, ein kleineres Problem mit dem Wagen seines Vaters zu beheben (in der Woche zuvor hatte er seine Koffer mit dem Auto hergebracht, und sein Vater wollte es in der folgenden Woche zurückfahren). Der Mann hatte spottbillig ein Ersatzteil aufgetrieben, das er mit ins Café brachte und aus einem Tuch wickelte, als handle es sich um Schmugglerware, was es auch war. Die meisten Kunden von Mrs Fox scheinen Ganoven zu sein; stundenlang hocken sie über einer Tasse Kaffee an ihren Tischen, und ihre ganze Konversation besteht
aus einem Murmeln, einem Kopfnicken. Serge bleibt manchmal ganze Nachmittage lang und zeichnet Skizzen imaginärer Räume. Ihm gefällt das Ambiente und dieses Gefühl, in einer Art Unterwelt zu sein, in der es von geheimen Signalen nur so wimmelt …
    Eines Tages betritt Serge in Mrs Fox’ Café den vom eigentlichen Hauptraum abzweigenden Flur und befindet sich plötzlich in der Gesellschaft einer Frau seines Alters. Der Flur ist schmal. Serge drückt sich an ihr vorbei, will die Tür zur Toilette öffnen und merkt erst dann, dass die Frau offenbar ebenfalls wartet. Er lächelt, als wollte er etwas Entsprechendes sagen, woraufhin sie sein Lächeln erwidert, dabei aber die Nase kraus zieht und auf eine Weise schnieft, die ihm nur allzu vertraut vorkommt. Es ist ein energisches, kräftiges Schniefen, eines, das so gar nicht zu ihrem blühenden, gesunden Aussehen und dem Fehlen jeglicher Anzeichen für eine Erkältung passt. Sein Lächeln wird zum wissenden, verschwörerischen Lächeln, ihres ebenso; in ihren Augen über den geschürzten Lippen steht ein Leuchten, wie er es noch nie in anderen Augen sah, und doch ist es ihm auf Anhieb vertraut.
    »Viel Schnee in London um diese Jahreszeit«, sagt sie.
    Es ist Herbst – ein warmer Herbst. Serge antwortet: »Schnee ist klasse.«
    In der Toilette geht die Wasserspülung; kurz darauf kommt ein magerer Mann mit Weste und Mütze heraus. Wie auf Kommando senken Serge und die junge Frau den Blick und drücken sich an gegenüberliegende Wände, um ihm Platz zu machen. Kaum ist der Mann fort, packt sie

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