Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
bleibt von mir übrig, wenn ich diesen Weg weitergehe? Bleibe ich Seraphia - oder werde ich die Herrin der Dunklen Flamme?
Sie rieb sich die schmerzenden Waden, schob alle schwermütigen Gedanken von sich und überlegte, wo ihre Kleidung sein mochte. Zurück im Wohnzimmer entdeckte sie ihre Sammlung aus Roben, Tüchern und Sandalen bei den Habseligkeiten, die man hierher gebracht hatte.
Nicht viel.
Sie strich mit den Fingern über das Pentacut, spürte seine Macht unter den Fingerspitzen vibrieren. Vor Jahren war sie als Mädchen mit neidischen Blicken an den Frauen vorbeigegangen, die sich in teures Tuch und modische Schnitte hüllen konnten. Sie hatte sich gewünscht, für jeden Tag ein anderes bezauberndes Kleid zu besitzen.
Sie lachte.
Was für ein törichter Wunsch! Nun trage ich nichts am Körper und andere Frauen, Damen in edlen Gewändern, beneiden mich darum. Wie seltsam das Leben sein kann.
Sie legte sich eine frische Robe aus rotem Stoff mit einer großen Kapuze bereit und ließ die abgetretenen Sandalen an ihrem Ort.
Zeit für ein richtiges Bad!
Sie kehrte in den Raum mit dem Wasserbecken zurück und fand ein wunderbar duftendes Stück Seife und einen Schwamm in dem Regal mit den Handtüchern. Sie setzte vorsichtig einen Fuß in das Becken und erwartete das übliche Prickeln kalten Wassers.
Es ist warm. Ich glaube es nicht - es ist wirklich und wahrhaftig warmes Wasser!
Sie stieg hinab und ließ sich treiben. Ein polierter Vorsprung unter der Oberfläche war wie dazu gemacht, sich hineinzusetzen. Sie nahm Wasser und Seife und ließ sich Zeit mit der Körperpflege. Eine geraume Weile später legte sie den Schwamm und die Seife an den Rand und lehnte sich zurück - unendlich müde und erschöpft. Das warme Wasser umfing sie wie eine Decke und nach wenigen Minuten fielen ihr allmählich die Augen zu. Die vielen Eindrücke des Tages blitzten erneut auf. Die sterbenden Sidaji, der Flug auf Koorms Rücken, die Begegnung mit der Äbtissin und der Hohepriesterin. Ihre Reise nach Garak Pan.
Und Faunus.
Sein Gesicht und sein Lächeln ließen sie seufzend die Augen öffnen.
Endlich schlafen ...
Sie kletterte müde aus dem Becken, trocknete sich ab, schlang sich ein Handtuch um die nassen Haare und kehrte gähnend ins Schlafzimmer zurück. Das weiche Bettzeug empfing sie schmeichelnd und sie schob die Beine seufzend unter die Decke. Drei Atemzüge später war sie eingeschlafen.
2 - Die Unsterblichen
Cendrine verließ die Gemächer der Hohepriesterin, die im Begriff war, Seraphia in die Wälder von Garak Pan zu teleportieren. Mit einem beiläufigen Wink ihrer Hand ließ sie die Tür hinter sich zufallen. Sie blieb stehen und atmete tief ein, als ihr Blick auf die elektrischen Lampen an der Decke fiel. Sie schnaufte und schüttelte den Kopf.
MA-Reaktoren. Wir haben in der Tat viel vergessen. Womöglich hat Charna recht und wir müssen uns erinnern, um zu überleben.
Erinnern ...
Cendrines Gedanken verloren sich in der Vergangenheit. Vor ihrem geistigen Auge sah sie ihre Finger, die über ein leuchtendes Tastfeld fuhren, das vor ihr in der Luft schwebte. Sie dachte an die Quantenprozessoren, die man in die einfachsten Gegenstände eingebaut hatte, um sie bequemer, sicherer, nützlicher zu machen.
Die Welt hatte sich seither gewandelt. Man sprach von Magie, wenn man Technologie meinte, doch kaum jemand erinnerte sich noch daran, was das eigentlich war. Sie rief sich mit Mühe ins Gedächtnis zurück, wie man ihr beigebracht hatte, kraft ihrer Gedanken die Zusammensetzung von Stoffen zu verwandeln. Damals war es keine Magie gewesen, nur ein Prozess, der von Menschen und anderen Wesen erdacht und hinlänglich erforscht worden war. Doch wann hatten sie eine unsichtbare Grenze überschritten? Sie erinnerte sich vage daran, dass die chemischen Elemente ihrer Jugend etwas anderes waren, als die magischen Elemente der Gegenwart. Heute benutzte sie ihre Kräfte unbewusst, instinktiv und so effizient, wie es früher kaum möglich gewesen war. Sie wusste, was sie wollte, und ließ es geschehen - und es geschah tatsächlich, auch wenn es Grenzen für ihre Macht gab. Es war hingegen schwerfällig und mühsam, Atome und Moleküle zu visualisieren und zu benennen, um sie neu zu ordnen und dem eigenen Willen unterzuordnen. Nicht eine Ordnungszahl war in ihrem Gedächtnis haften geblieben und sie fragte sich, was genau diese Zahlen eigentlich bedeuteten - und wusste es nicht mehr.
Cendrine schüttelte den
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