Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Kopf.
Es bereitete ihr Kopfschmerzen, ihre Gedanken so weit in die Vergangenheit zurückzuführen. Etwas, das sie seit drei Wochen mit steigender Häufigkeit tat, als würde ihr Verstand nach einer Antwort suchen, die in ihrem Gedächtnis begraben war. So tief, dass es körperliche Schmerzen verursachte, allein den Versuch zu unternehmen, diese Erinnerung aufleben zu lassen.
Mein Körper wird alt. Man sieht es nicht, aber ich spüre es. Wie viele Jahre?
Sie rieb sich die schmerzenden Schläfen und konzentrierte sich auf die Gegenwart und Charnas Entscheidung, einen der Reaktoren im Tempel zu reaktivieren. Wenn sie Hilfe von außen holen musste, um den alten MA-Reaktor in Gang zu setzen oder gar einen neuen zu errichten, dann bedeutete dies auch, dass sie von Fremden abhängig waren. Das konnte in dieser schwierigen Zeit gefährlich sein. Jenara wurde nicht ohne Grund Gottkaiserin genannt. Ihre Beziehungen und ihre Macht reichten inzwischen mindestens genauso weit wie Charnas. Es war gut möglich, dass sie über die Außenseiter Saboteure in den Tempel schleuste. Cendrine beschloss, mehr Zeit in Idrak zu verbringen. Sie hatte Charna lange Zeit allein gelassen und jemand musste auf die Dinge achtgeben, wenn Sarinacas Tochter es nicht konnte. Sie gab sich einen Ruck und eilte zur Treppe, fluchte leise.
Sari, wo bist du nur? Ich brauche deine Hilfe! Kabal braucht deine Hilfe!
Sie lief geschwind die Stufen hinab und durch das Innere Sanctum. Noch im Gehen streckte sie die Hand aus und öffnete mit einem Fingerschnipsen das Portal. Flammen schossen gierig daraus hervor und ein Aufbrüllen der Feuersbrunst ließ die Priesterinnen aufschrecken. Ihre Finger woben wie von allein das Muster des Orakels von Khuranc und sie sprang mit einem gewaltigen Satz in den Tunnel hinein. Sie riss an den Energiesträngen, bis diese gequält aufblitzten, und jagte mit pfeilschneller Geschwindigkeit durch die hundert Schritt lange Feuerröhre, die sich um sie wand, und sie in einem glühenden Auflodern nach Khuranc warf.
In einem Atemzug legte sie eine Entfernung zurück, für dessen Überwindung ein Reiter Wochen bräuchte. Sie war jetzt fern von Idrak, an der westlichsten Spitze des Kontinents Iidrash, weit jenseits der Mokaa-Wüste und des Schwarzen Labyrinths an der Grenze zu Disdahals Reich, der seine schaumigen Wogen wütend auf die weichen Sandstrände und gegen die harten Felsen der Küste warf.
Sie sprang auf der anderen Seite des Feuertunnels zu Boden. Ohne zu zögern, verließ sie das Podest, auf dem das Portal in Form eines bronzenen Dreiecks aufragte. Die kleine Halle war wie üblich leer und in Finsternis gehüllt. Ein staubiger Hauch der Jahrhunderte lag in der Luft, zeugte vom Alter des Ortes. Einige blaue Feuerzungen stießen gierig über den Rand der Feuerschalen, die den Weg hinaus flankierten und aus lang vergessenen Tagen stammten.
Sie ließ das Portal mit einem beiläufigen Gedankenbefehl verschwinden und rief ihr Schwert herbei. Eine gleißende Flamme schoss tosend zwei Schritt weit aus ihrem rechten Unterarm. In ihrer Hand erschien das schlichte Heft mit dem Pentagramm im Knauf, glühend wie ein sprühendes Stück Eisen in der Glut der Esse. Das Symbol der fünf Elemente war auch in die weißen Zeichnungen ihres Gesichts verwoben und auf ihrem Brustpanzer eingelassen, wo es nun grell aufflammte. Die Sengende Klinge entsprang in wilder und feuriger Flut dem metallenen Heft und formte die brennende Schneide eines gewaltigen Bihänders. Cendrine gestikulierte mit der anderen Hand und wurde gänzlich in Flammen gehüllt. Flüssiges Erz legte sich um ihren Körper. Die Formen verfestigten sich und wurden präziser, als sich allmählich ihre eherne Rüstung abzeichnete. Aus dem Erz formte sie Metall und legte es sich wie ein knappes Mieder um ihren Oberkörper und über ihre Hüfte, so wie sie es seit unzähligen Jahren getan hatte. Die weißen Zeichnungen auf ihrer beinahe schwarzen Haut verschwanden teilweise unter der Rüstung. Ihr linkes Handgelenk wurde von einer brennenden Lache bedeckt, die ihren halben Unterarm hinauf flutete. Ströme rot leuchtenden Stahls von besonderer Güte wanden sich um ihre Oberschenkel und Waden und bildeten das verflochtene Muster ihrer Beinschienen. In zwei Atemzügen erstarrte die flüssige Legierung an ihrem Körper und nahm einen polierten Glanz an. Der Vorgang ließ ihre unsterbliche Haut unberührt und wenn überhaupt, spürte sie nur einen Hauch wohliger Wärme aus dem nun
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