Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
belassenen Felswände und erzeugten einen höhlenartigen Charakter. Die kuppelförmige Decke, von der kleinere Stalaktite herabhingen, verstärkte diesen Eindruck noch. Sie wunderte sich über die Tropfsteine, bis sie sah, dass diese von den Steinmetzen angelegt worden waren. Ein Zierrat also, der die Decke ausstaffierte und sich nicht natürlich gebildet hatte. Würde es hier hineintropfen, hätte es Seraphia auch sehr gewundert. Drei fein geschnitzte Türen gingen von dem Raum ab, hinter einer davon war die Hohepriesterin verschwunden. Auf einem Felssockel stand eine Reliquie oder ein Symbol, ein seltsames Ding aus einem dunklen Metall mit einer Aura des Alters und der Magie, die es wie ein Nebel umgab. Als Seraphia der Wein ein wenig zu Kopf stieg, entspannte sie sich. Ihre verkrampften Muskeln lockerten sich und der Schmerz in ihren Beinen, der von dem langen Ritt auf dem Kraindrachen herrührte, ging zurück. Plötzlich wurde ihr bewusst, wie bescheiden der Raum wirkte, in dem sie saßen. Insgeheim hatte sie wohl etwas anderes erwartet, als sie die Gemächer der Hohepriesterin betreten hatten.
Große Hallen, dutzende Diener, ein Thron auf einem Podest?
Seraphia schüttelte den Kopf und lachte, als sie ihre eigenen Erwartungen mit der Realität verglich.
Cendrine musterte sie. »Nicht das, was du erwartet hast?«
»Nicht ganz, ich meine es ist wunderschön und gemütlich, aber ...«, sie gestikulierte hilflos, als ob sie die Worte aus der Luft greifen wollte.
»Dies sind die inoffiziellen privaten Gemächer. Die offiziellen Unterkünfte liegen neben dem Inneren Sanctum auf der rechten Seite.«
»So hatte man es uns erzählt, als wir als Adeptinnen unten in den Hallen unseren Dienst geleistet haben. Hier oben bin ich hingegen nie gewesen.«
»Hier kommt auch nur der Innere Kreis zusammen. Nur wenige Adeptinnen erhalten jedes Jahr Zugang, meistens diejenigen, die hier Verwandtschaft haben.«
Seraphia schluckte.
Und hier sitze ich. Wo der Innere Kreis zusammenkommt. Was hat das zu bedeuten?
Die Tür, hinter der Charna verschwunden war, flog wieder auf und die Hohepriesterin erschien mit feuchten Haaren und einem raffiniert geschwungenen, weißen Tuch um die Hüfte. Sie schüttelte ihre langen, schwarzen Strähnen, ließ sie nass auf ihren nackten Rücken klatschen.
»Es ist kühl hier drinnen«, sagte sie und schaute zum Kamin, der mit einigen dicken Scheiten vorbereitet war.
Sie schnippte mit den Fingern und sofort verschlangen Flammen das Holz. Wohlige Wärme verbreitete sich einen Augenblick später knisternd im Raum.
»So ist es besser, oder? Ich habe einen Mordshunger. Keine Staatsgeschäfte vor dem Essen! Ich bestehe darauf, dass ihr einen Happen mit mir esst.« Sie zeigte mit einem ihrer glänzend schwarzen Fingernägel auf Seraphia, ein Merkmal ihrer Abstammung. »Und bleib sitzen, Sera, du bist mein Gast und ich bediene euch!«
Charna nahm drei Teller von einem Stapel. Sie belegte das hauchzarte Porzellan sorgsam mit Braten, Käse, Weintrauben, eingelegtem Trockengemüse, etwas Brot und kleinen kalten Geflügelkeulen, die gebraten und dunkelrot gewürzt worden waren. Seraphia fühlte sich unwohl und rutschte auf der Kante des Sessels herum. Es sollte ihre Aufgabe sein, die Speisen zu servieren, wo kein Diener anwesend war. Sie war entsetzt, als Cendrine völlig unbescheiden um mehr Käse bat. Doch Charna lächelte, entsprach ihrem Wunsch und reichte der Äbtissin den vollen Teller.
»Danke, das kommt genau richtig!«
Seraphia blieb der Mund offen stehen. Die Hohepriesterin überreichte ihr ebenfalls einen Teller und sie sprang von ihrem Sessel auf, verneigte sich tief.
»Oh, Sera, lass das! Setz dich, entspann dich und iss bitte mit Genuss! Ich weiß nicht, was du magst, also nimm dir ruhig, was dir schmeckt. Ich muss mich jetzt erst mal setzen und selbst etwas essen.«
Charna und ließ sich seufzend in einen Sessel sinken. Sie murmelte ein paar unverständliche Worte und biss herzhaft in ein imposantes Stück Käse. Laute des Wohlgefallens entstiegen ihrem vollem Mund.
Seraphia war der Mangel an Förmlichkeit unangenehm, aber ihr lief ungewollt das Wasser im Mund zusammen. Seit ihrem Aufbruch aus den Sidaji-Sümpfen hatte sie nur etwas Trockenfleisch und Brot aus ihrem Proviant gehabt. Die Hohepriesterin und die Äbtissin schaufelten die Leckereien ungeniert in sich hinein und zeigten dabei kein Bedürfnis, Tischkonversation zu pflegen. Es war das Essen, das man genoss, wenn man hart
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