Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
die Ängste, die sich in ihrem Unbewussten angesammelt hatten, aber auch ihre Gier, ihre Wollust, ihre Eitelkeit und Eifersucht und all die anderen Neigungen, die zu jedem Menschen gehörten, aber denen zu folgen am Ende selbstzerstörerisch war.
Sie machte einen Schritt nach vorn, hob die Arme und ging auf die Manifestation der Dunklen Flamme zu.
»Lass mich nur in Ruhe! Bleib weg!«
Seraphia ließ sich nicht beirren und trat der dunklen Seite ihres Wesen gegenüber, drückte sie an sich. Die Dunkle Flamme wehrte sich zunächst, doch als Seraphia ihren Kopf ergriff und ihr einen Kuss auf die Stirn gab, blieb sie still.
Seraphia sah in ihre schwarzen Augen. »Du musst nicht allein sein. Dieser Ort muss nicht dunkel sein.«
Ein Stück der Höhlenwand hinter Seraphia brach ein und Licht fiel in die Höhle.
Die Dunkle Flamme schrie auf und drückte ihr Gesicht weinend an Seraphias Schulter, während sie ihre Arme um sie schlang.
Mehr und mehr der Höhle brach ein und Licht durchflutete den Raum, umfing Seraphia und die Dunkle Flamme mit seiner Kraft.
»Alles ist gut jetzt«, sagte sie.
-
Die letzte Strophe.
Seraphia holte tief Luft und hob ihre Stimme. Frei und unbeschwert wob sie das letzte tonale Band um den Zauberbann und er wurde mit Energie gefüllt, durchdrang die zwölf Priesterinnen und wurde auf jede der zwölf Wände verteilt, deren fünfeckige Form nun vom heiligen Symbol des Pentagramms erleuchtet wurde.
Wir haben es geschafft - gemeinsam.
»Nun ... ich nehme an, es ist ein annehmbares Liedchen geworden. Leb wohl.«
Seraphia lächelte.
Der Zauberbann war perfekt ausgeführt und sein Gelingen hatte mehr herbeigeführt, als die Mondkönigin zu erwecken. Die Stimme der Dunklen Flamme, die Saat des Bösen in ihr, die ihre Gedanken seit Jahren vergiftet hatte, war fort. Sie spürte eine Ruhe und Gelassenheit in sich, die sie seit langer Zeit vermisst hatte. Sie wusste, dass sie ihre Macht und ihre Unsterblichkeit dadurch nicht verloren hatte, doch jetzt kontrollierte sie die Dunkle Flamme - und nicht umgekehrt.
Sie atmete ein und fühlte sich frei.
Auf dem Altar konzentrierte sich jetzt ein Leuchten, das aus den Zentren der Pentagramme drang. Nach einigen Augenblicken erlosch das Licht und der Zauberbann war ausgeführt.
Seraphia betrachtete die schneeweiße Haut der Herrscherin von Irian und Obol, aber nichts tat sich. Die Priesterinnen verharrten gemäß ihren Anweisungen auf ihren Plätzen, doch einige warfen Seraphia nervöse Blicke zu. Sie ließ sich ihre Unsicherheit nicht anmerken und tat einen Schritt auf den Altar zu, berührte sanft den Arm Mounkajas.
Die Haut war warm und weich.
Plötzlich hob sich ihre Brust und sie tat einen tiefen Atemzug. Mounkaja hob ihren Kopf und blickte in Seraphias Augen. Einige Momente sahen sich die beiden Frauen an, dann trat Seraphia einen Schritt zurück und neigte respektvoll das Haupt.
»Euer Erwachen ist der Aufgang Irians über Sa'Ilak, Euer Atem ist der Schein Obols über Mokaa. Iidrash heißt Euch willkommen, Mondkönigin, Herrscherin des Himmelreichs.«
Die Frau, die auf erstaunliche Weise der Äbtissin glich, schwang ihre Beine über die Kante des Altars und sah sich um. Seraphia hob den Blick und musterte das volle weiße Haar, das von ihren blassen Schultern über ihre Brüste fiel. Die Zeichen der Macht in ihrem Gesicht und auf ihrem Körper, die sie von der Äbtissin kannte, hoben sich dunkel und fremdartig von ihrer hellen Haut ab. Seraphia sah der Mondkönigin in die Augen.
Mounkaja sprach kein Wort, aber ihr Blick war außergewöhnlich intensiv. Es lag ein Verlangen darin, eine Lust auf Leben und eine Überraschung angesichts der plötzlichen Erkenntnis, das ihr dieses geschenkt worden war.
Als Seraphia erkannte, dass sie all dies dem Blick der Mondkönigin entnommen hatte, wusste sie, dass sie kein Wort aus Mounkajas Mund vernehmen musste, um sie zu verstehen.
Sie trat zurück und hob die Arme, als Mounkaja den Boden betrat. Die Priesterinnen hoben die Gegenstände an. Mounkaja lächelte und trat der ersten Priesterin gegenüber.
Sie nahm ein silbernes Armband mit einem großen Mondstein besonderer Art darin entgegen, der grünlich-weiß schimmerte. Die Priesterin legte ihr das Schmuckstück vorsichtig um den Oberarm und Mounkaja küsste sie auf den Mund.
Die Frau atmete schwer aus und löste ihre Lippen nur widerwillig von denen der Mondkönigin, die sanft über ihre Wange strich, bevor sie zu nächsten Priesterin schritt. Diese
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