Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Kassandra ihren Fuß auf seinen Hals stellte.
»Das war der gleiche Trick wie damals. Ich bin wieder darauf hereingefallen«, krächzte er.
Sie hob eine Augenbraue. »Du hast eben nichts dazugelernt.«
Er sah ihr in die Augen. »Nur eine Sache. Ich habe gelernt, dass ich etwas zu verlieren habe.«
Sie zog ihren Fuß zurück und sah ihn schmerzerfüllt an.
Er stand auf und trat ihr gegenüber, nahm ihre Hand und suchte nervös nach Worten.
»Ich will dich nicht noch einmal verlieren, Sandra.«
Sie schluckte und sah ihn mit Tränen in den Augen an, wobei sie den Kopf in den Nacken legen musste. »Ich ... ich will dich auch nicht verlieren.«
Sie fielen sich in die Arme und Thanasis fühlte ihren warmen nackten Körper. Doch was er dabei empfand, war keine Lust, es war das Gefühl der Verbundenheit mit der Frau, die er aus ganzem Herzen liebte.
Sie drückten sich eine Weile fest aneinander und schwiegen.
»Ich störe eure Zweisamkeit nur ungern, aber wenn Sarinaca zurückkommen sollte ...«
Thanasis schob sie sanft von sich und hob ihr Kinn vorsichtig an. »Wir haben nicht viel Zeit. Sarinaca hat uns tatsächlich hintergangen.«
Er berichtete ihr in kurzen Worten von den Plänen der Göttin. Kassandra setzte sich währenddessen ihm gegenüber auf eine Holzbank und zog die Knie an, als er mit ihr sprach. Sie wippte nervös mit den Füßen und sprang schließlich auf, gestikulierte ungehalten.
»Ich weiß nicht mehr, was ich glauben soll. Wenn du recht hast, war ich jahrhundertelang ihre willfährige Puppe, der Mund, der ihre Lügen unter den Menschen verbreitete.«
»Dich trifft keine Schuld.«
»Was hast du vor?«
»Ich werde das Purgatorium nicht vollenden. Dieses Inferno würde Kabal größtenteils vernichten. Ich liebe diesen Ort und ich will hier mit dir zusammen sein und leben, wie wir es verdient haben. Das geht nicht, wenn Kabals Städte und Häfen vernichtet, Iidrashs Wüsten, das Reich der Sidaji und die Ebenen Grandtals mit Erdbeben und Vulkanausbrüchen erschüttert werden, bevor von einer Flut hinweggespült wird, was von ihnen dann noch übrig sein mag.«
Kassandra sah aus dem kleinen Fenster des Baderaums, das wie ein Auge geformt war. »Du hast recht. Saris Pläne sind nicht, was ich in Kabals Zukunft sehen will .«
»Dann sollten wir die Zukunft Kabals nicht ihr überlassen.«
Kassandra wandte sich um. »Ich werde meine Hand nicht gegen sie erheben.«
»Und auch ich werde das nicht tun. Aber wir können ihre Pläne durchkreuzen.« Er setzte sich ihr gegenüber auf einen Schemel, der gefährlich unter seinem Gewicht nachgab. »Charna soll zu ihrer Marionette werden. Ich schlage vor, wir wiegen Sari vorläufig in Sicherheit, doch wenn es darum geht, wer das Sagen auf Kabal hat, werden wir Charna von Mounkajas und Saris Einfluss befreien. Sie soll herrschen, ich vertraue ihr vollkommen - aber sie soll frei sein, wie wir alle es sein werden, wenn Sarinaca ihre Pläne nicht mehr ohne uns machen kann.«
Kassandra nickte mehrmals. »Ich vertraue Charna ebenfalls. Sie ist die richtige Wahl.«
Er streckte die Hand aus. »Komm! Ich schulde dir etwas.«
Sie sah ihn nervös an und trat ihm gegenüber. Thanasis legte seinen Arm um ihre Hüfte und hielt die Hand der Macht über ihre Stirn.
Kassandra zuckte, als Thanasis ihr mit Hilfe des Feuers die Macht gab, in die Zukunft zu sehen. Als es geschehen war, leise und unscheinbar, nahm Thanasis die Hand herab und blickte auf ihre Stirn. Das Oculussymbol kehrte zurück, doch es verblasste kurz darauf und wurde unsichtbar.
»Niemand wird deine Macht erkennen, nicht einmal Sarinaca.«
Sie fasste an ihre Stirn. »Es fühlt sich seltsam an. Als hätte sich nichts verändert.«
»Sei achtsam! Lass Sarinaca nicht spüren, dass du sehen kannst. Zeige dich so vertraulich wie bisher. Ich werde dich aufsuchen, sobald ich wieder kann, doch jetzt muss ich gehen. Sie darf unsere Verschwörung nicht aufdecken.«
Kassandra sah zu ihm auf und er beugte sich herab, gab ihr einen Kuss, bevor er sich in Luft auflöste ...
... und zwischen alten Weinfässern von gewaltigen Abmessungen erschien. Er hatte sich leise und zurückhaltend von Daecophiaba zurück in die Nähe des Klosters teleportiert.
Dort sah er sich in dem Gewölbe des Kellers um, der unter dem Haus der Familie Senaa lag, im Tal unterhalb des Klosters. Das Weingut war dank des Tropfens ‚Klosterwein Flammengrube‘ nicht nur das Bekannteste ganz Kabals, es hütete auch ein Geheimnis.
Tief unter
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