Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
dem Felsen, der das verträumte Örtchen Kustak trug, lag eine Kammer aus den Alten Tagen. Ein Ort, von dessen Existenz Thanasis einst durch Cendrine erfuhr.
Er trat vor die unsichtbare Geheimtür und hob die Hand. Zuversichtlich jetzt dazu in der Lage zu sein, das komplexe Schloss öffnen zu können - er hatte es früher insgeheim einmal versucht und war gescheitert - erspürte er die Verbindung zwischen Rahmen und Tür, löste sie und sah Augenblicke später in einen hellen Tunnel hinab, der über spiralförmig angeordnete Lampen erleuchtet wurde. Die Sauberkeit und strenge Geometrie seiner Form entsprach dem Stil der Alten Tage und stand in krassem Widerspruch zu den massiven Natursteinquadern und alten Eichenbalken, aus denen der Keller des Hauses über ihm erbaut worden war.
Er trat in den Tunnel und ließ die Tür hinter sich zugehen, eilte hinab und verfiel in einen Laufschritt, bevor er sich vom Boden erhob und durch die Luft gleiten ließ.
»Sie wird wohl kaum davonlaufen, aber Eile ist generell geboten. Die Dinge spitzen sich zu.«
Was meinst du?
»Ich verliere mehr und mehr die Kontrolle, was, wie wir jetzt wissen, teil des Plans ist, der eine Neuprogrammierung meiner Kontrollfunktionen vorsieht, doch ich erkenne noch genug. In die Tiefenreiche kann ich zwar nicht vordringen, aber ich messe Energieemissionen, die nur einen Schluss zulassen.«
Welchen?
»Die Tore der Subrada sind errichtet und aktiviert worden. Die Invasion wird bald beginnen.«
Thanasis fluchte und hielt inne, als er vor dem kreisrunden Tor anhielt, das ihm den Zugang zum Grabmal verwehrte, in dem jetzt Cendrine liegen musste.
»Leg die Hand der Macht auf die Tür. Ich erledige das.«
Er tat es und hörte kurz darauf ein Klicken und Rumpeln aus den Wänden des Tunnels. Das Pentagramm, das - golden auf schwarzem Grund - inmitten der runden Tür angeordnet war, formte sich zu einem Symbol um, welches er nicht sofort erkannte. Bevor er darüber ins Grübeln geraten konnte, schob sich das Tor mit einem leisen Geräusch in die Decke und er konnte in die kleine Halle dahinter eintreten.
Sein verzerrtes Spiegelbild wurde von den sanft leuchtenden Wänden aus Glas reflektiert, die sich bis zur Decke hinauf wölbten, als er bis zu dem gläsernen Sarkophag vordrang, der Cendrines Körper enthielt. Er trat näher heran und sah ihren Leib in der Mitte des Sarkophages schweben.
»Sie wird in einem Stasisfeld gehalten. Es gibt keine Möglichkeit, sie gefahrlos daraus zu befreien.«
Das muss der Grund dafür sein, warum wir den Wandel der Körper beobachtet haben, als Cendrine sich in Mounkaja verwandelte.
»Wenn wir einen solchen Transfer mit einem anderen Körper durchführen könnten, sollte es uns gelingen, die Äbtissin aus dem Sarkophag zu befreien.«
Die Sache erfordert einen Freiwilligen?
»Oder eine Leiche.«
Thanasis überlegte nicht lange, eilte den Tunnel zurück bis in das Gewölbe mit den Weinfässern und versetzt sich dann sofort ins Kloster der Flammengrube. Er benutzte neuerlich die Methode, die sein Kommen und Gehen bei der Teleportation verbarg, und hüllte sich in Unsichtbarkeit, als er die Räume in den Katakomben unter dem Kloster nach einer geeigneten Toten durchsuchte. Er probierte einige Türen und fand bald eine Kammer, über welcher der Geruch des Todes hing.
Er trat unbeobachtet hinein und schloss die Tür hinter sich, sah sich unter den Toten nach einem passenden Körper um. Viele waren trotz der Bemühungen der Heiler gestorben und man musste die zahllosen Leichen aus Idrak vor der Feuerbestattung übereinanderlegen. Mit Tüchern hatte man versucht, den Verstorbenen ein klein wenig Würde zu geben. Zu Thanasis' Glück waren die Tücher inzwischen ausgegangen und er fand unter den unzähligen Leichnamen schnell eine zumindest äußerlich nicht sehr verletzte Priesterin, die in ihrer Erscheinung der Äbtissin nicht unähnlich war.
»Schwenke die Hand der Macht über ihrem Körper. Wir wollen sie reinigen und ein wenig dem Aussehen Cendrines anpassen.«
Thanasis tat es und sah, wie die Leiche vom Schmutz befreit wurde. Dann fielen die Haare der Priesterin aus. Die Zeichen der Macht, oder vielmehr eine Imitation davon, erschienen im Gesicht und auf anderen Stellen ihres Körpers.
Solange man ihr nicht ins Gesicht schaut, sollte die Täuschung funktionieren.
»Der Zellverfall wird im Stasisfeld aufgehalten werden und im Grunde ist es egal, welchen Körper wir tauschen. Ich habe eine Verbindung zu der
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