Kabal: Gesamtausgabe der Order of Burning Blood Trilogie Band I bis III (German Edition)
Ich hoffe, uns sieht keiner dabei, wer weiß, was die Leute sonst noch denken«, flüsterte ihre Freundin und zog sich die Kapuze über.
Seraphia schwieg peinlich berührt. Sie brachten Iskar mit einiger Anstrengung zu seinem Zimmer hinauf. Auf dem Weg dahin wurde er zunehmend blasser und schweigsamer.
»Wenn er sich übergibt, gehe ich«, sagte Jaosti angewidert.
»Stell dich nicht so an! Du hast dich letztes Jahr auch übergeben.«
»Ja. Nachdem du deine Robe von oben bis unten besudelt hattest.«
»Das stimmt nicht!«
Iskar hielt sich den Kopf und den Bauch. »Ich glaube, ich habe zu viel durcheinandergetrunken. Dieser verdammte Likör.«
Kaum im Zimmer angelangt, stolperte er in den angrenzenden Baderaum und erbrach sich lautstark.
»Ich gehe«, sagte Jaosti und hielt sich die Hand vor die Nase. »Sonst mach ich gleich mit.«
»Toll! Lass mich nur allein mit ihm!«
Ihre Freundin winkte ab und verließ eilig das Zimmer. Seraphia setzte sich resigniert auf einen Stuhl. So hatte sie sich den Abend nicht vorgestellt. Iskar verbrachte eine Viertelstunde im Baderaum. Er wusch sich und wechselte die Kleidung. Es fiel ihm schwer, dabei das Gleichgewicht zu halten und zweimal fiel etwas krachend zu Boden und zerbrach. Er stolperte ins Zimmer zurück und sah zur Seite, als er Seraphia entdeckte.
»Du bist noch da? Bitte verzeih mir! Ich wollte dich nicht beschämen«, flüsterte er.
Sie stand auf und schlug die Decke auf dem Bett zurück. »Leg dich hin! Du hast genug gefeiert.«
»Ich kann jetzt nicht liegen, dann dreht sich alles. Lass mich einfach allein, ich muss erstmal zurechtkommen.«
Sie sah ihn an, bis Iskar ihr in die Augen blickte. »Du hast mir nie gesagt, dass ...«
Er schüttelte den Kopf. »Da gibt es nichts zu sagen. Ich bin neben mir gewesen, vergiss es! Lass mich allein!«
Seraphia zögerte einen Augenblick, suchte nach Worten, die sie nicht finden konnte, und verließ schließlich das Zimmer.
Ihre Laune war am Boden.
Sie wünschte sich, sie wäre im Kloster geblieben. Sie ging im Dienstbotentreppenhaus nach unten, bemerkte, dass niemand anwesend war, und setzte sich auf eine der Treppenstufen. Ihre Freundschaft mit Iskar stand vor einer Bewährungsprobe, denn bisher waren sie nicht mehr als gute Freunde gewesen - doch seine Gefühle waren vom Wein bloßgelegt worden. Iskars Verhalten zeigte, dass er Seraphias Nähe aus einer anderen Form von Zuneigung suchte, als sie die seine.
Oder will ich es mir nur nicht eingestehen - dass ich ihn ebenso mag? Sein Benehmen ist ja nicht ganz grundlos ... wenn auch verdammt peinlich. Vielleicht bin ich selbst schuld.
Was war das?
Ein Rumpeln und Ächzen unter ihr ließ sie neugierig werden. Das hölzerne Treppenhaus führte bis in den Weinkeller hinab und sie warf einen Blick über das Geländer. Sie sah gerade noch, wie eine Frau aus einer Pfütze Blut davongezogen wurde. Ihre Hacken zogen rote Streifen über den Fliesenboden, im letzten Augenblick blitzte das Pentacut der Priesterin an den Füßen auf.
Eine Priesterin des Ordens? Bei Sarinaca! Das muss ein Mord sein! Oder ist es ein Unfall? Nein, diese Stille ... bei einem Unfall würde man schreien und umherlaufen. Hier findet etwas statt, das niemand sehen soll.
Seraphia schlich langsam die hölzerne Treppe herab und vermied nur mit Mühe deren Knarren. Sie betrat den Fliesenboden und schaute mit einem flauen Gefühl auf die Pfütze.
Wie viel Gewalt ist nötig, um den Schutz des Pentacuts zu durchdringen? Das kann wirklich kein Unfall gewesen sein. Vielleicht ist sogar Magie benutzt worden.
Ein Gang, der von Öllampen erhellt wurde, führte auf eine kleine Galerie hinaus, die den Blick auf eine Reihe gigantischer Fässer aus dunklem Holz zeigte. Seraphia war hier einmal gewesen, als Iskar ihr gezeigt hatte, wie der Wein gemacht wurde. Die Fundamente des Anwesens waren uralt und aus schweren Steinen errichtet. Der Keller war Teil einer alten Befestigungsanlage, die hier schon lange stand, bevor man mit dem Weinbau in dieser Region begonnen hatte. Sie schlich gebückt um eine Säule und sah, wie die Beine der Toten zwischen zwei Fässern verschwanden.
Der Mörder - ist es eine Mörderin? - wird bald das Blut entfernen wollen. Ich muss mich verstecken!
Seraphia eilte leise die kleine Steintreppe von der Galerie in den Lagerraum hinab und kroch unter eines der gewaltigen Fässer, wo der Schatten sie verschluckte. Dort lag sie lange Zeit, unschlüssig, ob sie sofort Hilfe holen oder lieber
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