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Kabeljau und Kaviar

Kabeljau und Kaviar

Titel: Kabeljau und Kaviar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte MacLeod
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herauszufinden, wer die Rolle des
Sommeliers gespielt haben konnte.
    Teuflischerweise gab es einfach zu
viele Kandidaten. Kaum einer der anwesenden Männer verfügte über besondere
Kennzeichen, alle hatten sie eine relativ helle Gesichtsfarbe, waren von
durchschnittlichem Wuchs und besaßen eine eher unauffällige Nase, wie ihm schon
auf Jems Fotos aufgefallen war. Es gab zwar einige antiquierte
Prinz-Albert-Typen, doch die Mehrzahl der Männer trug schlichte altmodische
Frackhemden. Die meisten hatten immer noch ihre falschen Bärte im Gesicht,
grimmig entschlossen, sie auch zu benutzen, wenn sie schon dafür Geld
ausgegeben hatten — selbst wenn die festliche Stimmung verflogen war. Fast
jeder war laut Tom Tolbathy in der Lage, die Lokomotive zu bedienen, hätte also
Fahrt aufnehmen und plötzlich bremsen und so genügend Verwirrung stiften
können, um im allgemeinen Trubel seinen Auftritt zu vertuschen.
    Hester Tolbathy war immer noch mit dem
alten Wripp beschäftigt und sah sich mit besorgter Miene suchend um. Sie fragte
sich vermutlich, wo ihr Mann abgeblieben war. Und Tom, der arme Kerl, dachte
sicher an Wouter. Max ging wieder nach vorn und steckte den Kopf in den Tender.
Tolbathy war dort, half beim Austeilen der Mäntel und achtete darauf, daß
keiner der Gäste versuchte, in den Führerstand zu gelangen.
    Sie kamen zwar nicht umhin, die anderen
so bald wie möglich über Wouters Tod zu informieren, doch es war bestimmt
besser, damit noch zu warten, bis alle im Haus versammelt waren und die Polizei
eingetroffen war. Max ging zurück und sprach Hester Tolbathy an.
    »Ihr Mann sorgt dafür, daß die Leute
den Zug verlassen. Warum gehen Sie nicht mit den anderen ins Haus? Ich kann
hier bei Mr. Wripp bleiben, bis der Krankenwagen kommt. Ich schätze, er muß
jeden Moment eintreffen.«
    »Vielen Dank, Max. Sie sind wirklich
eine große Hilfe.«
    »Ich war früher Pfadfinder. Ich gehe
nur rasch nachsehen, wie weit die Frauen mit dem Essen sind.«
    Er lächelte Hester beruhigend zu und
ging zurück in den Dienstwagen. Marge, Pam und Angie waren immer noch da,
deckten Schüsseln und Platten mit Frischhaltefolie ab und reichten sie einem
alten Herrn mit einem Handwagen, bei dem es sich um Rollo handeln mußte.
    »Haben Sie den Mann, der Ihnen
angeblich helfen sollte, inzwischen wiedergesehen?« fragte er Marge.
    »Nein, wir haben uns die ganze Zeit
schon gewundert, wo er hingegangen sein könnte. Wir können ihn nirgendwo
finden.«
    »Vielleicht ist er auf das Zugdach
geklettert, wie in den alten Wildwestfilmen«, schlug Pam vor.
    »In einem eleganten Anzug und in einer
Nacht wie dieser? Da würde er sich ja glatt seinen Korkenzieher abfrieren«,
spottete Angie.
    »Hatte er einen Mantel an?« fragte Max.
    »Wenn er einen hatte, dann hat er ihn
jedenfalls nicht hier abgelegt. Da sind unsere, sehen Sie?« Angie zeigte auf
einen Stapel Daunenjacken in leuchtenden Farben, die sie über eine Bank
geworfen hatten. Andere Mäntel waren weit und breit nicht zu sehen.
    »Gibt es hier im Dienstabteil irgendwo
eine Möglichkeit, wo er sich hätte verstecken können, wenn auch nur für eine
Minute oder so?«
    »Klar. Da vorn ist der Waschraum, genau
neben der Tür zum Verbindungsgang.«
    »Fahrgästen ist der Zutritt nicht
gestattet«, kicherte Pam.
    Max inspizierte den Waschraum. Er war
winzig und bot gerade Platz für ein Minibecken und die für Flugzeuge und Züge
typische Toilette, war jedoch für einen schnellen Kleiderwechsel geradezu
ideal. Die Tür ließ sich sogar nach außen zum Dienstabteil hin öffnen, so daß
man beim Betreten und Verlassen vor neugierigen Blicken geschützt war. Und über
dem Becken hing ein Spiegel. Dort hätte der Mann sein Gesicht wieder in Ordnung
bringen können. Ein geeigneterer Ort wäre kaum denkbar, was er zweifellos schon
vorher gewußt hatte.
    »Wenn Sie meine Meinung hören wollen«,
erklärte Max den drei Frauen, »gehörte Ihr Sommelier zu den Gästen und wollte
den anderen einen Schabernack spielen. Ich würde nur zu gern wissen, wer es
gewesen ist. Vielleicht können Sie mir helfen, das herauszufinden.«
    »Klar«, sagte Marge. »Was sollen wir
tun?«
    »Halten Sie einfach drüben im Haus die
Augen offen. Vielleicht können Sie jemanden entdecken, der Sie an den Mann
erinnert, der so aussieht wie er, ähnlich spricht, sich so bewegt oder sonst
irgendeine Ähnlichkeit mit ihm hat, auch wenn sie noch so gering sein sollte.
Sobald Sie jemanden entdecken, der in Frage kommt, zeigen

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